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Acer-Deutschlandchef: „Der Markt geht richtig ab“

Stefan Engel ist Deutschlandchef des Computerherstellers Acer. Mit dem Tagesspiegel spricht er über den Stress mit Smartphones, die Ifa und warum Computer wieder billiger werden

Herr Engel, was finden Sie an der Ifa spannend?

Als Aussteller liebe ich die Ifa, weil sie ein wunderbares Publikum hat. Sie fängt erst um zehn Uhr morgens an und im Vergleich zur Computermesse Cebit findet sie in einer großen Stadt statt. Man kann das Ambiente genießen und Berlin platzt nicht aus allen Nähten, nur weil hier gerade eine Messe stattfindet.

Lohnt es sich auch geschäftlich?
Sonst würden wir nicht kommen. Im Privatkundenbereich treffen wir hier unsere absoluten Top-Kunden, die Fachhändler. Es war ein genialer Schachzug der Ifa vor zwei Jahren, die Hausgeräte dazuzunehmen. Denn die Ifa deckt jetzt das komplette Sortiment der Fachhändler ab.

Und die kaufen auf der Ifa?
Es werden hier auch Orders geschrieben. Der Zeitpunkt der Ifa ist gut zur Vorbereitung des Weihnachtsgeschäfts.

Was schauen Sie sich persönlich an?
Ich schaue natürlich in erster Linie, was der Wettbewerb macht. Wo gehen die Trends hin, wo sind Trends übertragbar? 3-D ist zum Beispiel ein Trend nicht nur im Fernsehbereich. Wir haben hier ein 3-D-Mini-Kino aufgebaut. 3-D gibt es für Beamer, auf Notebooks oder Desktops. Ich schaue mir an, wie sich Geräte und ihr Design verändern: Werden sie größer, flacher, werden die Ecken wieder runder? Für unsere Kunden ist es wichtig, dass die Geräte auch schön sind.

Finden deutsche Kunden das schön, was asiatische Kunden schön finden?
Unsere Taiwanesen haben gut gelernt in den vergangenen Jahren. Die Geschmäcker in Asien und Europa sind unterschiedlich. Die Asiaten haben es lieber bunter und verspielter. Aber wir designen für den Weltmarkt. Unsere Designer arbeiten auch mit renommierten europäischen Unternehmen zusammen.

Gibt es in Asien andere Geräte als hier?
Nein, aber es gibt Geräte, die sich in einem Markt verkaufen lassen und in dem anderen nicht. Das gilt auch für Größen: Japaner leben zum Beispiel traditionell in beengten Verhältnissen, da sind die Geräte einfach kleiner.

Vor Monaten haben Sie angekündigt, dass Computer teurer werden. Steigende Preise hat es in der Branche noch nie gegeben ...
Ich erwarte das jetzt auch nicht mehr. Aber den Trend hat es tatsächlich gegeben. Die Preise sind angezogen, was allerdings im Markt nicht so einfach zu beobachten war, weil bestimmte Preispunkte gehalten und teilweise die Ausstattung reduziert wurde. Der Grund für die Preissteigerung lag zum einen darin, dass Komponenten knapp waren. Das hat dazu geführt, dass sie teurer wurden. Zum anderen lag es an der Entwicklung des Dollarkurses. Aber der Dollarkurs hat ja wieder gedreht. Ich gehe davon aus, dass der Aufwärtstrend bei den Preisen für Komponenten beendet ist.

Es gibt also keine Engpässe mehr?
Nein. Die Produktionskapazitäten wurden angepasst, es gibt im Moment ausreichend. Bei Monitoren, Displays oder Festplatten sinken die Preise im Einkauf derzeit. Ich gehe davon aus, dass wir im Weihnachtsgeschäft wieder etwas sinkende Preise für die Verbraucher sehen werden.

Welche Erwartungen haben Sie an das Weihnachtsgeschäft?
Wir sind sehr optimistisch. Einen Teil des Geschäftes haben wir schon in den Büchern und produzieren bereits. Es gibt interessante Geräte über die gesamte Breite des Sortiments. Und in den vergangenen Monaten hat sich eine interessante Entwicklung gezeigt: Wir haben ja immer gesagt: Das Notebook ersetzt den Desktop-PC. Der Trend ist gestoppt. Der Absatz an Desktops geht nicht mehr zurück.

Woran liegt das?
Das liegt an neuen Nutzungsszenarien und an neuen Formfaktoren.

Was sind denn neue Nutzungsszenarien?
Eines ist zum Beispiel das Wohnzimmer, wo jetzt ein schicker kleiner Multimediacomputer steht, über den man Filme und Bilder ansieht oder Musik hört. Ein anderes ist die Küche, wo ein All-in-One-Computer praktisch ist, also ein Gerät, bei dem der Computer in den Bildschirm integriert ist. Da kann man schnell mal ein Kochrezept nachschauen, ohne das Notebook auspacken zu müssen.

Sie haben Smartphones gar nicht erwähnt?
Das ist tatsächlich ein Markt, der richtig abgeht. Jedes Quartal verdoppelt er sich im Vergleich zum Vorjahr. Ich weiß nicht, wie lange Menschen noch normale Handys kaufen. Das bedeutet allerdings auch, dass der Stress zunimmt. Früher habe ich nach der Arbeit mein Notebook ausgeschaltet. Beim Smartphone schaue ich auch samstagabends nach der Tagesschau noch einmal nach meinen Mails. Da muss man wirklich aufpassen.

Acer hat eine ganze Reihe von Smartphones, aber wo kann man sie kaufen?
Bei freien Händlern zum Beispiel. Der deutsche Markt wird aber von den Mobilfunkanbietern getrieben. Wir sind derzeit mit allen vier Netzbetreibern in Verhandlung. Die brauchen allerdings einige Monate Vorlauf, um die Geräte ausführlich zu testen. Das haben wir zu Beginn unterschätzt. Wir gehen davon aus, dass wir im ersten oder zweiten Quartal kommenden Jahres den ersten Partner für die Vermarktung in Deutschland haben werden.

Welchen Marktanteil streben Sie an?

Wir haben uns keine Ziele gesetzt. Wenn wir fünf Prozent erreichen, ist das ein erster Schritt. Langfristig wird sich auch dieser Markt konsolidieren. Und dann möchten wir genau wie im Notebook-Markt mit einer schönen Rolle dabei sein. Für einen Marktanteil von 20 Prozent müssen wir aber noch ganz schön arbeiten.

Die Marktforscher von Gartner sagen, dass es im zweiten Halbjahr für den PC- Markt wieder schwieriger wird.
Marktforscher lagen auch schon öfter mal daneben. Sie beobachten die Konjunkturdaten und versuchen, Trends abzusehen. Als es ein paar Wochen so heiß war, sind die Verkaufszahlen in der Tat zurückgegangen, weil die Menschen lieber an den Strand als in die Läden gegangen sind. Sobald das Wetter wieder kühler wurde, hat sich der Verkauf erholt. Die Konsumforschung der GfK zeigt ganz klar, dass wir aktuell 20 Prozent Wachstum bei den Notebooks haben und eine stabile Entwicklung bei den Desktops. Ich gehe davon aus, dass das so weitergeht. Das ist auch die Auffassung, die unsere Händler teilen. Es gibt keine Anzeichen für einen Einbruch des Marktes.

Ihr Konkurrent Apple hat viel Kritik wegen der schlechten Arbeitsbedingungen bei seinem Zulieferer Foxconn einstecken müssen. Wo lässt Acer fertigen?
Alle Notebook-Hersteller lassen sich von einer Handvoll Auftragsfertigern beliefern. Foxconn produziert für Acer jedoch keine Notebooks. So böse es klingt: Ich glaube, dass das, was dort passiert ist, die Entwicklung in die richtige Richtung treibt. Es ist einiges geschehen, was die Arbeitsbedingungen angeht. Und wir achten natürlich auch darauf.

Werden höhere Löhne für chinesische Arbeiter Computer teurer machen?
Das glaube ich nicht. Der Lohnkostenanteil am Gesamtgerät ist eher marginal.

Wieso werden sie dann trotzdem so schlecht bezahlt?
Das kann man sich fragen. Ich denke, jeder versucht seine Kosten zu optimieren.

Das Gespräch führte Corinna Visser.

DER MANAGER

Stefan Engel, 1964 in Worms geboren, studierte Betriebswirtschaft an der Hochschule St. Gallen. Seine Karriere startete er bei Kobil Computer. 1995 ging er zu Acer, seit 2007 führt er das Deutschlandgeschäft.

DIE FIRMA

Acer ist ein weltweit führender Hersteller von Notebooks und PCs. In Deutschland und Europa ist der taiwanesische Konzern sogar Marktführer. Hierzulande liegt der Marktanteil derzeit bei mehr als 20 Prozent. Die deutsche Tochter mit mehr als 500 Mitarbeitern sitzt in der Nähe von Hamburg.

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