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Wirtschaft: Ach je, die gute, alte ÖTV streikt (Kommentar)

Es ist schon merkwürdig. Ausgerechnet der Öffentliche Dienst kann sich im Lohnkonflikt am wenigsten von den alten Ritualen lösen.

Es ist schon merkwürdig. Ausgerechnet der Öffentliche Dienst kann sich im Lohnkonflikt am wenigsten von den alten Ritualen lösen. Nicht nur die Chemie, sondern sogar die Metallindustrie haben in diesem Jahr darauf verzichtet, erst nach Muskelspielen einen neuen Tarifvertrag zu unterschreiben. Aber die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes müssen wenigstens ein paar Stunden lang die S-Bahnen still stellen, bevor sie wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren. Sie treffen den Bürger und nicht den Arbeitgeber, dem eigentlich das Streik-Signal gelten soll. Man könnte mal wieder darüber nachdenken, ob die Tarifautonomie den Streik im öffentlichen Dienst einschließt. Während Klaus Zwickel, der IG-Metall-Chef, zumindest über die New Economy redet, ist Herbert Mai, der ÖTV-Vorsitzende, noch nicht einmal in der Old Economy angekommen: Stattdessen meint die ÖTV, man lebe noch in den Zeiten des Etatismus. In dieser Welt waren lebenslange Arbeitsplatzsicherheit, satte Zusatzversorgungen und großzügige Lohnerhöhungen üblich. Die ÖTV nimmt überdies nur mit Mühe zur Kenntnis, dass die Kassen der Kommunen leer und die effektiven Löhne dort in Ostdeutschland höher sind als in den privaten Branchen. Wer nicht sehen will, muss fühlen. Je mehr die ÖTV durchsetzt, umso schneller wird der öffentliche Dienst privatisiert. Das wäre nicht die schlechteste Lösung.

ank

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