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Wirtschaft: Acht Prozent mehr Gehalt für Manager

Die 30 börsennotierten Konzerne zahlen ihren Vorständen im Schnitt 1,59 Millionen Euro

Frankfurt am Main - Die Gehälter in den Führungsetagen der großen Konzerne in Deutschland sind im vergangenen Jahr deutlich stärker gestiegen als für normale Beschäftigte. Im Schnitt kamen die Vorstände der Unternehmen, die im Deutschen Aktienindex (Dax) notiert sind, auf eine Vergütung von 1,59 Millionen Euro, gut acht Prozent mehr als 2003. Im gleichen Zeitraum verdiente laut Bundesamt für Statistik ein Vollzeitbeschäftigter im Produzierenden Gewerbe im Schnitt gerade einmal 2,4 Prozent mehr. Allerdings sieht die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), die am Dienstag in Frankfurt am Main ihre Auswertung vorlegte, einen positiven Trend. Kein einziger Konzern zahlte 2004 für seine Spitzenkräfte mehr, obwohl der Gewinn geschrumpft war. Vor Jahresfrist waren es noch fünf. „Wir hoffen, dass dies tatsächlich auf ein Umdenken in den Führungsetagen zurückzuführen ist“, sagte DSW-Hauptgeschäftsführer Hocker.

Nach Berechnungen der Unternehmensberatung Kienbaum legten die Bezüge der Geschäftsführer von klein- und mittelständischen Unternehmen, die das Gros der deutschen Wirtschaft ausmachen, 2004 dagegen nur um 2,3 Prozent auf durchschnittlich 247 000 Euro zu.

Unter den Dax-Konzernen verdienten auch 2004 die Top-Manager der Deutschen Bank mit durchschnittlich 3,03 Millionen Euro am besten. Weil die eigenen Ziele nicht erreicht wurden, waren es allerdings 18,5 Prozent oder 700000 Euro weniger als ein Jahr zuvor. An zweiter Stelle rangieren die RWE-Vorstände mit durchschnittlich 2,61 Millionen Euro (plus 20,7 Prozent) vor Daimler-Chrysler mit 2,58 Millionen Euro (minus 13,3 Prozent).

Trotz des Unternehmenserfolges relativ niedrig werden dagegen die vier Vorstandsmitglieder der Lufthansa bezahlt: Nur 850000 Euro wurden 2004 im Schnitt auf ihr Konto überwiesen, immerhin aber 32,8 Prozent oder 210000 Euro mehr als ein Jahr zuvor. Bei Volkswagen gibt es noch immer eine große Diskrepanz zwischen Ergebnis- und Vergütungsentwicklung: Der Gewinn schrumpfte 2004 um 31 Prozent, die Vorstandsbezüge nur um knapp 2,3 Prozent. Am stärksten nach oben ging es im Übrigen bei Adidas (plus 89 Prozent) und bei Thyssen-Krupp (plus 66 Prozent).

Daneben weisen mittlerweile 18 der 30 Dax-Unternehmen die Gehälter ihrer Vorstandsmitglieder einzeln aus – nach neun im Vorjahr – und greifen damit der gesetzlichen Pflicht vor, die erstmals für das Geschäftsjahr 2006 gilt. Trotzdem wird es nach Ansicht der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) auch in Zukunft keine umfassende Transparenz geben. Grund: Bei einer Aktionärsmehrheit von mindestens 75 Prozent auf einer Hauptversammlung müssen die Unternehmen nicht veröffentlichen. Zugleich beklagt DSW-Hauptgeschäftsführer Hocker im seit Anfang August in Kraft getretenen „Vorstandsvergütungsoffenlegungsgesetz“ zu viele einschränkenden Regelungen. Mit dem Autovermieter Sixt hat sich bereits das erste Unternehmen von der Transparenzpflicht befreit. Porsche dürfte nach Ansicht der DSW das nächste Unternehmen sein, das von der „Opting out“-Klausel Gebrauch macht. Vorstandschef Wendelin Wiedeking gilt als entschiedener Gegner der Veröffentlichung der Vorstandsbezüge. „Die Regelung ist problematisch. Da wird ein Scheunentor geöffnet. Bei Unternehmen mit Großaktionären bekommen wir bei der Transparenz eine Zweiklassengesellschaft“, sagte Hocker.

Das Gesetz bietet den Unternehmen laut DSW auch genügend Wege, Informationen verklausuliert und verstreut darzustellen, so dass „der Informationsgehalt für die Aktionäre gegen Null geht“. Die DSW wirbt deshalb für eine Standardisierung der Veröffentlichung mit Angaben über Fixgehalt, variable Zahlungen, Abfindungen, aktienbasierte Vergütungen und Pensionen. „Das wäre die Anpassung an international längst übliche Praktiken wie etwa in Frankreich, Großbritannien oder den USA“, sagt Hocker.

Trotz dieser Kritik zeigen der bisherige Kodex und das Gesetz Wirkung. Das wird nach Ansicht von DSW-Hauptgeschäftsführer Hocker auch im Ausland registriert – und kommt damit dem Ansehen des deutschen Kapitalmarktes zugute.

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