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Wirtschaft: ADAC will selbst Benzin verkaufen

Automobilclub prüft Kooperation mit Tankstellen und erhofft sich einen starken Mitgliederzuwachs

München /Berlin (nad/hop). Der ADAC denkt darüber nach, ein Netz von ClubTankstellen in Deutschland aufzuziehen. „Wir prüfen, ob ein solches Modell wirtschaftlich sinnvoll ist“, sagte ADAC-Geschäftsführungs-Mitglied Stefan Weßling dem Tagesspiegel am Rande der Jahres-Pressekonferenz am Dienstag in München. Weßling zufolge könnte ein solches Netz über eine Kooperation mit Tankstellen-Betreibern zustande kommen. Er sagte, es gebe darüber Informationsgespräche mit dem niederländischen Automobilclub ANWB, der ein solches Modell bereits seit einiger Zeit betreibt.

In den Niederlanden bekommen ANWB- Mitglieder an clubeigenen Automaten-Tankstationen sechs Cent Rabatt pro Liter. Auch in Ungarn sind auf Initiative des ungarischen Autoclubs MAK bereits mehr als 30 Discount-Tankstellen für Clubmitglieder in Betrieb genommen worden – und es sollen noch etwa 200 mehr werden. Ähnlich sieht es beim österreichischen Automobilclub ÖAMTC aus. Eine Entscheidung darüber, ob es ein Netz clubeigener Tankstellen geben wird, werde bis Ende diesen Sommers erwartet, sagte eine Sprecherin. Der ÖAMTC will dabei eine Spritersparnis von drei Cent pro Liter erzielen. Bereits heute bekommen Clubmitglieder 1,45 Cent Rabatt, wenn sie beim Vertragspartner Avanti tanken.

ADAC-Pressesprecher Peter Hemschik wies darauf hin, dass das Modell der Club- Tankstellen in Deutschland auf Grund anderer Rahmenbedingungen hier zu Lande weitaus schwieriger zu realisieren sei als in den Nachbarländern. Wegen der „extrem hohen Steuerbelastung“ in Deutschland – pro Liter Benzin fallen etwa 75 Prozent Steuern an – seien die Margen der Tankstellenbetreiber viel geringer als in anderen Ländern. Laut den Tankstellen-Betreibern bleiben pro Liter nur zwischen 1,5 und drei Cent Gewinn hängen; die unabhängigen Tankstellen bewegen sich dabei am unteren Ende der Preisspanne.

Hemschik zufolge würde sich eine Kooperation mit dem ADAC für freie Tankstellenpächter vermutlich nicht lohnen, sondern allenfalls für die großen Mineralöl-Konzerne. Problematisch sei außerdem, dass ein eigenes Tankstellennetz die Verbraucherschutzarbeit des ADAC einschränke. Der ADAC führt unter anderem Kraftstofftests an deutschen Tankstellen durch. „Wenn ein solches Modell in Deutschland käme, wäre das eine Riesensache für den ADAC“, sagte der Sprecher. Schon bei einem Rabatt von zwei Cent pro Liter könne der Club von einem erheblichen Mitgliederzuwachs ausgehen.

Vor kurzem hatte der ADAC den Ölkonzernen vorgeworfen, ihr Benzin zu teuer zu verkaufen. Zu Beginn der Woche hatten die großen Tankstellenketten den Literpreis um drei Cent erhöht. Der ADAC sah darin einen Versuch, die Notlage der Autofahrer zum Ferienbeginn auszunutzen. Die Ölkonzerne wiesen darauf hin, dass die Preise in der vergangenen Woche abgebröckelt waren und eine Erhöhung nun nötig geworden sei.

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