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Wirtschaft: Adtranz bucht Erfolge und Pannen

Großauftrag für den Nahverkehr in Portugal / Probleme mit der S-Bahn Hamburg BERLIN/LISSABON(chi/cbu/HB).Erfolg und Mißerfolg beim Schienenfahrzeugkonzern Adtranz: In Portugal zog der Konzern, das Gemeinschaftsunternehmen von Daimler-Benz und ABB, den Auftrag für das derzeit größte Nahverkehrsprojekt in Europa an Land.

Großauftrag für den Nahverkehr in Portugal / Probleme mit der S-Bahn Hamburg

BERLIN/LISSABON(chi/cbu/HB).Erfolg und Mißerfolg beim Schienenfahrzeugkonzern Adtranz: In Portugal zog der Konzern, das Gemeinschaftsunternehmen von Daimler-Benz und ABB, den Auftrag für das derzeit größte Nahverkehrsprojekt in Europa an Land.In Porto soll das Konsortium Normetro, zu dem neben der federführenden Adtranz auch ein Schwesterbetrieb von ABB sowie der portugiesische Baukonzern Soares Da Costa gehören, ein neues Straßenbahnsystem bauen.Gesamtwert des Auftrages: 840 Mill.Ecu, umgerechnet rund 1,6 Mrd.DM.Zugleich erlitt der Konzern nun eine Schlappe in Hamburg: Weil die ersten ausgelieferten neuen S-Bahnen ­ insgesamt hat die Hansestadt 103 Stück bestellt ­ nicht richtig funktionierten, müssen Adtranz und der Partner LHB nachbessern, der Auftrag wurde vorübergehend gestoppt. Bei dem Auftrag in Porto konnte sich Adtranz gegen harte internationale Konkurrenz, darunter Siemens, durchsetzen.Portugiesischen Berichten zufolge hat bei der Entscheidung auch die Tatsache eine Rolle gespielt, daß Adtranz ein Werk in der Nähe von Lissabon mit 760 Mitarbeitern unterhält, das maßgeblich in die Fertigung einbezogen wird.Das Gesamtprojekt "Oporto Metro" umfaßt vier Fahrstrecken auf 70 Kilometer, die aber nur zum Teil neu gebaut werden müssen, darunter 5,9 Kilometer unterirdisch.Adtranz allein wird dafür 72 Straßenbahnen vom Modell "Eurotram", Signal- und Kommunikationstechnik sowie Wartungseinrichtungen liefern ­ ein Anteil von 260 Mill.Ecu, rund 510 Mill.DM.Das Projekt soll in fünf Jahren abgeschlossen sein. Von dem Auftrag werden die deutschen Werke des Konzerns nicht profitieren.Beteiligt seien die Landesgesellschaften Großbritannien, Italien und Portugal, sagte Adtranz-Sprecher Peter Polzer auf Anfrage.Auch am geplanten drastischen Personalabbau werde sich nichts ändern, "das Projekt wird die gesamteuropäische Anspannung nicht reduzieren", sagte er.Adtranz hatte vor kurzem angekündigt, bis zur Jahrtausendwende in den europäischen Werken rund ein Viertel oder 5000 Stellen zu streichen, davon 1800 in Deutschland.An welchen Standorten ist noch nicht entschieden. Die Straßenbahnen vom Typ Eurotram sind eine Entwicklung der früheren ABB-Gesellschaften in Italien und Großbritannien, die Endmontage und die Wartung für das Porto-Projekt werden in Lissabon erfolgen.Die vor allem durch ihre großen Fenster auffallenden Eurotrams hat Adtranz bislang nach Italien, Großbritannien und Frankreich verkauft.In Straßburg, wo rund 40 Eurotrams verkehren, habe sich das Passagieraufkommen auf den Strecken in kurzer Zeit um 30 Prozent erhöht. Unterdessen steht Adtranz nun aber in Hamburg vor Problemen. In der vorvergangenen Woche waren die neuen Adtranz-S-Bahnen in der Hansestadt teilweise stehengeblieben, dadurch war es zu Verspätungen von bis zu zwei Stunden gekommen.Die Ursache konnte zwar nach Auskunft der S-Bahn Hamburg inzwischen durch eine Änderung der Software beseitigt werden.Dennoch wurde vorerst ein Lieferstopp bis Ende Januar 1998 veranlaßt, der wöchentlich überprüft werden soll. Der Auftrag in Hamburg hat ein Volumen von über 800 Mill.DM.Dabei soll die Adtranz Deutschland GmbH im Konsortium mit der GEC-Alsthom-Tochter Linke-Hoffmann-Busch (LHB) bis zum Jahr 2002 insgesamt 103 S-Bahn-Züge in die Elbmetropole liefern.Wie nun aus Hamburg verlautete, sollen die Hersteller den Lieferstopp nun dazu nutzen, sämtliche Fahrzeuge noch einmal sorgfältig zu überprüfen.Man gehe davon aus, daß das Adtranz-LHB-Konsortium die Fehler beheben könne.Der gesamte Auftrag sei nicht in Gefahr, erklärte eine S-Bahn-Sprecherin.Es gebe aber Regelungen zu Vertragsstrafen und Schadenersatzansprüchen, Einzelheiten wurden nicht mitgeteilt. Hans-Christian Maaß, Sprecher von Adtranz Deutschland, führte die Probleme auf die immer kürzeren Umsetzungszeiten in der Branche zurück.Die klassische Testphase betrage heute nur noch rund 12 Wochen, sagte er.Man werde die "Kinderkrankheiten" so schnell wie möglich abstellen.

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