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Wirtschaft: Adtranz-Mitarbeiter legen Arbeit nieder

Größte Entlassungswelle vor allem in Deutschland befürchtet / Konzernspitze schweigt HENNIGSDORF (-olm).Als erste Antwort auf die Ankündigung der Konzernspitze, im Bahntechnik-Unternehmen Adtranz europaweit 5000 Arbeitsplätze abzubauen, legten die Beschäftigten an den neuen deutschen Standorten am Dienstag für eine Stunde die Arbeit nieder.

Größte Entlassungswelle vor allem in Deutschland befürchtet / Konzernspitze schweigt

HENNIGSDORF (-olm).Als erste Antwort auf die Ankündigung der Konzernspitze, im Bahntechnik-Unternehmen Adtranz europaweit 5000 Arbeitsplätze abzubauen, legten die Beschäftigten an den neuen deutschen Standorten am Dienstag für eine Stunde die Arbeit nieder.Hintergrund der Aktion ist die zunehmende Sorge, daß die Kündigungswelle vor allem die Mitarbeiter der deutschen Firmen betrifft. In der Zentrale der deutschen Adtranz-Tochter in Hennigsdorf gab Vorstandschef Rolf Eckrodt in einer Belegschaftsversammlung am Rande einer Sitzung der Geschäftsführung die Devise aus: Den Schulterschluß üben und Ruhe bewahren.Betriebsratsvorsitzender Michael Wobst will sich mit derartigen Antworten nicht zufrieden geben.Seine wichtigsten Forderungen, die vom Gesamtbetriebsrat des Unternehmens unterstützt werden: Klare Aussagen zur Zukunft der Arbeitsplätze, Erstellung und Umsetzung eines übergreifenden Standortkonzeptes, Projektorientierung und Prozeßverbesserung statt Personalabbau sowie personelle Konsequenzen im Management.Betriebsrat wie auch die IG Metall vermissen, daß am Dienstag keine konkreten Aussagen über den zu erwartenden Arbeitsplatzabbau gemacht wurden.Vorstandschef Eckrodt hat in Hennigsdorf vor der Belegschaft lediglich unterstrichen, daß er in der Umstrukturierung der Standorte die einzige Chance sehe, den Wettbewerb zu bestehen. Da es für einige der deutschen Standorte um die Existenz geht, lautet eine weitere Forderung der Beschäftigten: Einbeziehung der Aufsichtsräte und des erst vor kurzem gegründeten "europäischen Mitarbeiterrates" sowie der Betriebsräte und Arbeitnehmer.Dafür kommt für den weltweiten Adtranz-Konzern der Aufsichtsrat am 24.September zu einer Sondersitzung in Stuttgart zusammen.Die Aufsichtsratsmitglieder der deutschen Tochter treffen sich einen Tag später in Hennigsdorf.Gesamtbetriebsrat und IG Metall erneuerten am Dienstag ihre Bereitschaft, sich an einer Lösung der Probleme konstruktiv beteiligen zu wollen.Man sei sich durchaus darüber im klaren, daß der Preisverfall bei Schienenfahrzeugen die einzelnen Unternehmen unter Druck setze.Dennoch müsse es jetzt darum gehen, soviel Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten.Gesamtbetriebsrat-Vorsitzender Wobst wehrte sich gegen den Vorwurf der Geschäftsleitung, mit dem Hinweis auf drohende Kündigungen in Hennigsdorf die Lawine erst losgetreten zu haben.Hier treffe auf der Suche nach Schuldigen die Falschen. Mit etwa 22 000 Beschäftigten ist die 1996 von den Konzernen ABB und Daimler Benz gegründete Adtranz weltweit größter Anbieter und Hersteller von Schienenverkehrstechnik.Mit einem Anteil von 40 Prozent am Gesamtumsatz ist die deutsche Adtranz, die im zurückliegenden Geschäftsjahr die Bilanz noch mit roten Zahlen abschließen mußte, stärkstes Standbein.An den neuen Standorten in Deutschland sind 8500 Mitarbeiter beschäftigt.Sollte die beabsichtigte Entlassungswelle tatsächlich die deutschen Standorte treffen, bliebe nur ein Kernbereich zurück.In Hennigsdorf wird nicht ausgeschlossen, daß bei der geplanten Konzentration bis zu 1600 Arbeitsplätze zur Disposition stünden.Hennigsdorf Bürgermeister Andreas Schulz fordert von der Politik, jetzt die nötigen Strukturmaßnahmen in der Region zu forcieren.Bisher, so Schulz, werde leider immer noch zuviel geredet und nicht gehandelt.

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