zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Adtranz: Zukunft der Berliner-Werke auch nach Übernahme unklar

Nach der vollständigen Übernahme des Berliner Schienenfahrzeugherstellers Adranz durch den kanadischen Bombardier-Konzern ist die Zukunft der Werke in Deutschland weiter offen. Es sei noch zu früh, um über die Schließung von Produktionsstätten und den Abbau von Mitarbeitern zu entscheiden, sagte Bombardier-Präsident und Chief Executive Officer (CEO) Robert E.

Nach der vollständigen Übernahme des Berliner Schienenfahrzeugherstellers Adranz durch den kanadischen Bombardier-Konzern ist die Zukunft der Werke in Deutschland weiter offen. Es sei noch zu früh, um über die Schließung von Produktionsstätten und den Abbau von Mitarbeitern zu entscheiden, sagte Bombardier-Präsident und Chief Executive Officer (CEO) Robert E. Brown am Mittwoch in Berlin. Bis Ende Juli werde man mehr wissen. Letzten Endes entscheide der Markt. "Adtranz verfügt jedoch über viele Vorteile und Vermögenswerte an allen Standorten", sagte Brown. Die Bombardier-Spitze befinde sich mit den Adtranz-Mitarbeitern in "offenen und konstruktiven" Gesprächen. Brown sagte, Bombardier gehe es nicht vorrangig um Rationalisierungen. Vielmehr wolle der Konzern mit Zukäufen seine Geschäfte ausbauen.

Zuvor hatte Pierre Lortie, Präsident und CEO der Sparte Bombardier Transportation, von besseren Chancen für die Ex-Adtranz-Mitarbeiter gesprochen. Anders als unter der Ägide von Daimler-Chrysler hättend die 22 000 Beschäftigten nun einen höheren Einfluss im Unternehmen - in der Bombardier-Bahnsparte arbeiten nur 15 000 Menschen. Im größten Adtranz-Werk in Hennigsdorf bei Berlin sind 2600 Menschen beschäftigt. Während des Akquisitionsprozesses hätten ihn die Fähigkeiten der Adtranz-Mitarbeiter beeindruckt, sagte Lortie.

Die Adtranz-Beschäftigten zeigten sich gleichwohl enttäuscht vom neuen Eigner. Zu den brennenden Zukunftsfragen sei nichts gesagt worden, kritisierte der Betriebsratsvorsitzende des Werks in Hennigsdorf, Michael Wobst, nach einer Belegschaftsversammlung. Der IG Metall-Bevollmächtige Oranienburg, Philipp Becker, forderte Bombardier dazu auf, die Restrukturierungsprogramme weiterzuführen. Die Mitarbeiter befürchten wegen Überschneidungen mit der Bombardier-Tochter Deutsche Waggonbau (DWA/Berlin) Stellenabbau und Werkschließungen.

Durch die 1,59 Milliarden Mark teure Übernahme will Bombardier seine Position als Weltmarktführer im Bereich Bahnsysteme ausbauen. Bombardier sei durch die Übernahme zu einem Komplettanbieter von Bahnsystemen geworden - zuvor habe man die Antriebstechnik stets zukaufen müssen. Die endgültige Kaufsumme könne noch um 293 Millionen Mark nach oben oder unten variieren, sagte Konzern-CEO Brown. Die regionale Struktur und die Produktpalette von Bombardier seien nun ausgewogener. Bisher waren Flugzeuge die wichtigste Sparte. Nun mache der Bahnbereich fast 40 Prozent des Umsatzes aus, also rund elf Milliarden Mark. Der Anteil am Weltmarkt liege nun bei 24 Prozent. Größe allein sei jedoch keine Erfolgsgarantie, sagte Bombardier Transportation-CEO Lortie.

Mit einer neuen Geschäftsstruktur soll das Bahngeschäft nach der Übernahme und einigen Verkäufen, die die EU-Kommission verlangt hatte, zusammengeführt werden. Die Europazentrale des Konzerns bleibt in Berlin. Agieren will die Transportation-Sparte künftig mit sieben Bereichen: Drei decken die Regionen Amerika, Europa und Asien/Pazifik ab. Die übrigen vier kümmern sich um Antrieb und Steuerungen, Verkehrssysteme, Dienstleistungen und Signaltechnik.

brö

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false