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AEG-Werksschließung: Belegschaft weitet Streikpläne aus

Die rund 1700 Beschäftigten des von der Schließung bedrohten AEG-Stammwerks Nürnberg wollen bereits in wenigen Tagen in den verschärften Arbeitskampf ziehen. Schon heute wurde gestreikt.

Nürnberg - Nach dem Scheitern der Verhandlungen mit dem Electrolux-Konzern über einen Sozialtarifvertrag sprach sich die Große Tarifkommission der AEG am Freitag einstimmig für eine Urabstimmung aus.

Sie soll am kommenden Dienstag beginnen. Als erster Streiktag komme dann der 19., 20. oder 23. Januar in Frage, sagte der bayerische IG Metall-Chef Werner Neugebauer in Nürnberg. Am Freitag legten die Beschäftigten das AEG-Hausgerätewerk erneut mit einem ganztägigen Warnstreik lahm.

Formal muss noch der Bundesvorstand der IG Metall das Scheitern der Verhandlungen feststellen und die Urabstimmung beschließen. Dies solle am Montag geschehen, sagte Neugebauer. Er zeigte sich überzeugt davon, dass die örtliche IG Metall die volle Unterstützung der Bundesorganisation auch für einen längeren Arbeitskampf habe.

Der schwedische Electrolux-Konzern will das Werk mit rund 1700 Beschäftigten zum Jahresende 2007 schließen. Waschmaschinen und Geschirrspüler sollen dann billiger in Polen produziert werden. Die Verhandlungen von IG Metall und Arbeitgebern über einen Sozialtarifvertrag waren am Donnerstag gescheitert.

Verhärtete Fronten

Die Arbeitgeber hatten für Gespräche zur Bedingung gemacht, dass die Belegschaft bis Ende Januar auf alle Protestaktionen verzichtet. Dies nannte die IG Metall inakzeptabel. Ein solches Ultimatum der Arbeitgeber habe er in 18 Dienstjahren noch nie erlebt, sagte Neugebauer. Er sprach von einem eklatanten Wortbruch. Die Arbeitgeber hätten zugesichert, ein Angebot auf den Tisch zu legen.

Dagegen sprach Electrolux der IG Metall den ernsthaften Verhandlungswillen ab. «Die Gewerkschaft hat von vorneherein eingeplant, die Gespräche scheitern zu lassen», erklärte der für die europäischen Electrolux-Werke verantwortliche Manager Horst Winkler. Er appellierte an die IG Metall, möglichst schnell an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Der Hauptgeschäftsführer des Verbands der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie (VBM), Bertram Brossardt, teilte mit, AEG habe für die Verhandlungen ein faires Angebot vorbereitet. «Es hat aber keinen Zweck, sich darüber zu unterhalten, wenn es der IG Metall darum geht, möglichst schnell zu einem Streik zu kommen.» Der VBM führt die Verhandlungen auf der Arbeitgeberseite.

Der Nürnberger IG-Metall-Vize Jürgen Wechsler nannte die Argumente der Arbeitgeber «an den Haaren herbeigezogen». Electrolux wolle lediglich Zeit gewinnen. Das Unternehmen stehe unter großem ökonomischen Druck. In Nürnberg gefertigte Teile würden in anderen Werken des Konzerns dringend benötigt. «Wir wollen nicht in den Arbeitskampf gehen, wir wollen ein Ergebnis», sagte Wechsler.

Im AEG-Werk ruhte am Freitag erneut die Arbeit. Mehrere hundert Arbeiter der Frühschicht hatten sich zunächst von 6.00 Uhr an vor den Werkstoren versammelt. Nach einer Protestkundgebung wurden sie von Vertretern der IG Metall und des Betriebsrates aufgefordert, wieder nach Hause zu gehen. Das Verfahren wiederholte sich am Nachmittag mit der Spätschicht. (tso/dpa)

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