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Jetzt können Kunden wieder Post abschicken - ohne Bangen zu müssen, ob sie auch ankommt.

© imago/Westend61

Ärger mit dem Bundeskartellamt: Die Post hat schon wieder Probleme

Die Post hat ihre Marktmacht missbraucht, sagt das Kartellamt. Das Unternehmen versucht derweilen, den Stapel von Briefen und Paketen abzutragen.

Wundern Sie sich nicht, wenn der Postbote in diesen Tagen bei Ihnen klingelt. Denn wer während des vierwöchigen Streiks der Zusteller kaum oder gar keine Post bekommen hat, den erreicht nun umso mehr. „Wenn die Sendungen so umfangreich sind, dass der Briefkasten überquellen würde, klingelt der Zusteller“, sagt Post-Sprecherin Anke Blenn. Ist keiner zu Hause ist, nimmt der Postbote einen Teil der Sendungen wieder mit und versucht sein Glück am nächsten Tag.

In der Nacht zum Dienstag ist der Streik zu Ende gegangen, jetzt wird bei der Post wieder normal gearbeitet. Doch bis sich die Verhältnisse normalisiert haben, wird noch einige Zeit vergehen. Von Tagen spricht die Post, von Monaten die Gewerkschaft Verdi.

Berlin ist besonders stark betroffen, weil die Streikbeteiligung an der Spree hoch war. Mit Aushilfskräften, kleineren Zustellbezirken und einer möglichst präzisen Vorsortierung will die Post nun versuchen, die liegen gebliebenen Briefe und Pakete möglichst schnell zu den Kunden zu bringen. Eine Priorisierung zwischen Briefen und Paketen gibt es nicht, beiden Bereichen misst das Unternehmen dieselbe Dringlichkeit zu.

Die Post hat so viel zu tun wie sonst nur zu Weihnachten

Bei der Deutschen Post vergleicht man das Abarbeiten des Staus mit dem Weihnachtsgeschäft, in dem das Unternehmen traditionell doppelt so viele Briefe und Päckchen transportieren muss wie zu normalen Zeiten. „Wir sind es gewohnt, mit einem sehr saisonalen Geschäft mit ausgeprägten Verkehrsspitzen umzugehen“, sagt Blenn. Die am Dienstag aus dem Streik zurückgekehrten Brief- und Paketzusteller sowie die zusätzlichen Aushilfskräfte würden für eine entsprechende Personalstärke sorgen wie in der Weihnachtszeit. Was der Post in die Hände spielt: In vielen Bundesländern haben die Sommerferien angefangen oder beginnen demnächst, in Berlin gibt es am Mittwoch kommender Woche Zeugnisse. Während der Urlaubszeit ist das Brief- und Paketaufkommen niedriger als sonst.

Das Kartellamt kritisiert die Marktmacht der Post

Während die Post das Thema Streik abhaken kann, droht nun jedoch Ärger an anderer Stelle. Das Bundeskartellamt wirft dem Unternehmen vor, in der Vergangenheit seine Marktmacht ausgenutzt zu haben und im Briefgeschäft Wettbewerber behindert zu haben. „Die Deutsche Post AG hat mit Großkunden Briefpreise und Treuerabatte vereinbart, die es anderen Briefdienstleistern unmöglich machten, ein wettbewerbsfähiges Angebot zu unterbreiten“, teilte Kartellamtspräsident Andreas Mundt am Dienstag nach Abschluss eines entsprechenden Missbrauchsverfahrens mit. Ein Bußgeld wurde jedoch nicht verhängt. Die Post hat im Briefgeschäft noch immer einen Marktanteil von über 80 Prozent. Mit niedrigen Preisen zugunsten von Großkunden soll sie versucht haben, Wettbewerber auszustechen.

Der Bundesverband Briefdienste, in dem sich mehrere Post-Konkurrenten zusammengeschlossen haben, begrüßte die Entscheidung. „Das Bundeskartellamt hat dem wettbewerbsbehindernden Preisdumping der Deutschen Post einen weiteren Riegel vorgeschoben“, sagte Verbandschef Walther Otremba. Das Verfahren hat jedoch keine praktischen Auswirkungen. Die Post hat ihre Prozesse nämlich bereits umgestellt, „um den Bedenken Rechnung zu tragen“, betonte ein Post-Sprecher auf Anfrage. Dennoch werde man prüfen, ob man Rechtsmittel gegen den Beschluss einlege.

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