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Afrika: Ölfirmen verschärfen Kampf um die Vormacht

Neu entdeckte Felder in Ghana ziehen Investoren an. Der US-Konzern Exxon Mobil bietet bis zu vier Milliarden Dollar.

Kaptstadt/Düsseldorf - Die großen Ölvorkommen in Afrika locken immer mehr Investoren an. Nachdem Ende September der chinesische Ölkonzern CNOOC rund 30 Milliarden Dollar für den Kauf von 23 Ölfeldern im ölreichen Nigeria geboten hat, will nun offenbar auch der weltgrößte Erdöl- und Erdgaskonzern Exxon Mobil seine Engagements in Afrika aufstocken. Berichten zufolge erwägt Exxon den Teilkauf des Jubilee-Ölfeldes in Ghana für vier Milliarden Dollar. Das Feld gilt als einer der größten Ölfunde der letzten Jahre.

„Afrika verfügt über immense Reserven und wird damit immer wichtiger“, sagt Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank. Die Region sei eines der „letzten Gebiete, die noch nicht komplett aufgeteilt sind“. Axel Herlinghaus, Senior-Rohstoffanalyst der DZ Bank, beobachtet einen „regelrechten Verteilungskampf um die Vorräte in Afrika“. Nicht nur die großen Ölunternehmen seien vor Ort, sagt der Experte. „Auch China ist dort sehr aggressiv unterwegs.“ China biete den Ländern Know-how und Fachpersonal, um sich Ölvorräte mit langfristigen Abnahmeverträgen zu sichern.

Besonders eine Reihe neuer Ölfunde vor der Küste zwischen Sierra Leone und Ghana hat zuletzt das Interesse vieler großer Ölkonzerne geweckt. Mit der Erschließung des Jubilee-Ölfelds durch Exxon könnte Ghana gemeinsam mit Kongo-Brazzaville auf einen Schlag zum fünfgrößten Ölproduzenten südlich der Sahara aufsteigen. Die Förderung, so heißt es, könne bereits im nächsten Jahr beginnen und bis 2012 auf 250 000 Barrel am Tag steigen. „Ghana ist der aufkommende Star“, sagt Andre Frick, ein auf den afrikanischen Ölsektor spezialisierter Analyst von Credit Suisse.

Exxon gilt laut Beobachtern als idealer Investor, weil der Ölriese neben der Erfahrung auch die Finanzkraft zur Entwicklung der Ölfelder besitzt. Nach eigenen Angaben ist Exxon in Afrika einer der größten Ölproduzenten und dort in fünf Staaten vertreten. Täglich werden allein eine Millionen Barrel Rohöl (je 159 Liter) in Nigeria gefördert. Die Amerikaner sind auch in Guinea, Angola und Kamerun sowie der Republik Kongo präsent. Die anderen großen Ölgesellschaften haben den afrikanischen Kontinent ebenfalls entdeckt. Der britische Ölmulti BP etwa ist in Angola aktiv, neben Nigaria der größte Ölproduzent in Subsahara-Afrika. Das Land sei „eines der wichtigsten Zentren für die Öl- und Gasexploration“, heißt es bei BP.

Die Firmen hoffen auf weitere Funde. Erst Mitte September ist die US-Explorationsfirma Anadarko bei Probebohrungen im Festlandssockel vor Sierra Leone auf Erdöl gestoßen. Bemerkenswert war der Fund, weil er in Lage und Struktur dem vor Ghana gelegenen Jubilee-Ölfeld gleichen soll. Nach Angaben der ebenfalls an dem Fund beteiligten Explorationsfirma Tullow erhöht sich damit die Wahrscheinlichkeit, dass entlang des 1100 Kilometer langen Küstengürtels zwischen Ghana und Sierra Leone weitere Erdölfelder gefunden werden. W. Drechsler/R. Palm (HB)

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