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Afrika: Ohne Berührungsängste

In Afrika Geschäfte zu machen, das war nie einfach. Seit 75 Jahren hilft ein Verein deutschen Firmen dabei.

Eines hat sich für den Afrikaverein der Deutschen Wirtschaft in den 75 Jahren seines Bestehens nie verändert. Seit seiner Gründung hat der Verein Unternehmen beim Geschäftemachen in Afrika beraten. Denn einfach war das noch nie. Als sich Reeder, Handelshäuser und „Pflanzungsgesellschaften“, also Plantagenbetreiber in Übersee, am 17. Januar 1934 zu ihrer ersten Generalversammlung trafen, hatte der Afrikahandel stark unter der Weltwirtschaftskrise gelitten. Eine Reaktion der damals noch aktiven Kolonialmächte England und Frankreich auf die Krise war Protektionismus. So drängten sie deutsche Unternehmen zunehmend aus dem Geschäft. Zudem hatten die Nationalsozialisten wegen ihrer ständigen Devisennot angeordnet, sämtliche Importe als Tauschgeschäfte abzuwickeln. Seit 1934 musste sogar jedes einzelne Geschäft von den NS-Behörden genehmigt werden.

Einige der damals versammelten Unternehmer hatten wohl die Hoffnung, die Nationalsozialisten, die ein Jahr zuvor die Macht in Deutschland übernommen hatten, könnten die ehemaligen Kolonien zurückfordern. In der aktuellen Festschrift des Vereins heißt es dazu lapidar: „Die Kolonialpläne des nationalsozialistischen Deutschlands für Afrika konnten glücklicherweise nicht umgesetzt werden.“

1938 hatte der Verein alle seine jüdischen Mitglieder hinausgeworfen und überdauerte den Krieg im Dienste der nationalsozialistischen Regierung. Erst 1948 wurde der Afrikaverein neu konstituiert. Damals hatte er gerade noch 51 Mitglieder – heute sind es 650.

Die Geschichte des Vereins nach dem Krieg spiegelt die wirtschaftliche Entwicklung des Kontinents wider. Mit der Unabhängigkeit einer immer größeren Gruppe afrikanischer Staaten seit den 60er Jahren gab es einigen Optimismus, was die Chancen deutscher Firmen anging. Schon früh arbeitete der Afrikaverein eng mit der Bundesregierung zusammen. Bei der Gründung der Deutschen Entwicklungsgesellschaft (DEG), die bis heute bei der Förderung der Privatwirtschaft in Afrika eine sehr wichtige Rolle spielt und inzwischen eine Tochter der bundeseigenen KfW ist, schickte der Verein seinen damaligen Vorsitzenden in den Aufsichtsrat.

In den 70er Jahren verlor der Verein viele Mitglieder. Der Prozess setzte sich bis 1997 mehr oder weniger kontinuierlich fort. 1997 waren noch 247 Mitglieder übrig. Der Grund: Die wirtschaftlichen Erwartungen auf dem Kontinent hatten sich nicht erfüllt. In den 80er Jahren verschuldeten sich die meisten afrikanischen Staaten dramatisch, und nach dem Ende des Kalten Kriegs sackte das Investitionsinteresse auf dem Kontinent auf einen historischen Tiefpunkt. Erst seit dem Beginn der Entschuldungsinitiativen und den damit verbundenen Wirtschaftsreformen ist das Interesse wieder gewachsen. Und seit China zum Großinvestor in Afrika geworden ist, sehen sich auch deutsche Firmen wieder stärker nach neuen Partnern um.

Aus den politischen Konflikten hielt sich der Afrikaverein in der gesamten Nachkriegsgeschichte ziemlich heraus. Nur einmal gab es dann doch eine Grundsatzdebatte. Nach der Niederschlagung des Aufstands von Soweto 1976 sahen sich auch die deutschen Unternehmen in Südafrika scharfer Kritik dafür ausgesetzt, dass sie weiter mit dem Apartheidsregime kooperierten. Der Afrikaverein stritt sich lange darüber, wie mit der südafrikanischen Regierung zu verfahren sei. Zu einer Distanzierung konnte er sich jedoch nie durchringen.

Berührungsängste kennt der Afrikaverein auch heute nicht. Eine der ältesten regelmäßigen Veranstaltungen ist der Deutsch-Libysche-Wirtschaftstag. Auch mit Angola und dessen ewigem Präsidenten José Eduardo dos Santos gibt es enge Kontakte. Am 6. Mai feiert der Afrikaverein sein Jubiläum im Wirtschaftsministerium in Berlin. Dagmar Dehmer

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