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Wirtschaft: Agfa ist vorläufig gerettet

Insolvenzverwalter: Stellenabbau aber wahrscheinlich

Düsseldorf/Berlin Der vorläufige Insolvenzverwalter von Agfa-Photo befürchtet, dass nicht alle der bundesweit mehr als 1800 Arbeitsplätze bei dem angeschlagenen Unternehmen gerettet werden können. Ein Personalabbau sei voraussichtlich nicht vermeidbar, sagte der Kölner Rechtsanwalt Andreas Ringstmeier am Mittwoch in Düsseldorf. Es gebe auch bereits Interessenten für eine zumindest teilweise Übernahme von Agfa-Photo.

Das traditionsreiche Unternehmen Agfa-Photo hatte am vergangenen Freitag überraschend mitgeteilt, zahlungsunfähig zu sein. Von der Insolvenz betroffen sind mehr als 1800 Mitarbeiter an Standorten in Leverkusen, Köln, Windhagen, Vaihingen/Enz, Peiting und München. Inzwischen hat der ehemalige belgische Mutterkonzern Agfa-Gevaert, der sich erst im November 2004 von seiner Fotosparte trennte, zugesagt, durch Vorschusszahlungen für die Liquidität des Unternehmens zu sorgen.

„Wir gehen davon aus, dass die erste Tranche über 17 Millionen Euro von Agfa-Gevaert morgen auf unserem Konto ist“, sagte Ringstmeier am Mittwoch. Insgesamt werde der Alteigentümer 50 Millionen Euro überweisen. Die dringend benötigte Kapitalspritze sei eine vorzeitige Zahlung offener Forderungen an Agfa-Photo. Diese Zahlungen werden nun verwendet, um Warenlieferungen freizugeben, die bislang bei den Speditionen zurückgehalten wurden. Dadurch könne die Produktion wieder anrollen. „Wichtig ist, dass Agfa-Photo so schnell wie möglich wieder auf den Markt kommt. Denn ein totes Unternehmen ist nicht zu sanieren“, sagte Ringstmeier.

Ihm bleibt für seine Sanierungsarbeit nicht viel Zeit: Bis Anfang August müsse die Firma solide aufgestellt sein, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter. Er sprach dabei von einem ehrgeizigen Plan. Dann fällt das Gericht die Entscheidung, ob Agfa-Photo das Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung führen kann. Der Aufsichtsrat der Agfa-Photo hat am Mittwoch den Kölner Insolvenzfachmann Hans-Gerd Jauch mit sofortiger Wirkung einstimmig zum weiteren Mitglied der Geschäftsführung ernannt. Ringstmeier begrüßte diesen Schritt: „Die Berufung von Herrn Jauch in die Geschäftsführung erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung angeordnet werden kann.“

Der bisherige Geschäftsführer und Miteigentümer Eddie Rottie bleibt im Amt. Rottie hatte bereits vor der Abspaltung von Agfa-Photo bei Agfa-Gevaert das Fotogeschäft betreut, konnte aber offenbar nicht verhindern, dass die ausgegründete Gesellschaft sowohl das Eigenkapital über 300 Millionen Euro wie auch 72 Millionen Euro liquide Mittel innerhalb eines halben Jahres aufzehrte. Wo das Geld geblieben ist, hat der Insolvenzverwalter bis heute nicht herausgefunden. Es gebe keine Belege dafür, dass die neuen Eigentümer um die Nanno Beteiligungsholding von Hartmut Emans Geld aus dem Unternehmen gezogen hätten, sagte Jauch. Es werde aber genau geprüft, ob es Kapitalabflüsse aus der operativen Gesellschaft an die von Emans kontrollierte Holding gegeben habe.

Wie aus Unternehmenskreisen zu erfahren war, hatte es zwischen Emans und Agfa Gevaert zuletzt heftigen Streit um den endgültigen Kaufpreis von Agfa- Photo gegeben. Daraufhin sollen die Belgier, die für die Ex-Tochter immer noch die IT sowie die Buchhaltung betreiben, Zahlungen an Agfa-Photo einbehalten haben. Dies habe am Ende den Liquiditätsengpass verschärft.

Durch die Insolvenz hat Emans nun die Entscheidungsgewalt bei Agfa-Photo verloren. Zwar hält er weiterhin 55 Prozent an der Holding, ohne die unter Insolvenzverwaltung stehende operative Tochter Agfa-Photo GmbH fehlt ihr jedoch das eigentliche Geschäft. Auch die – nicht insolventen – Vertriebsgesellschaften entziehen sich dem Einfluss von Emans. Sie unterstehen der Agfa-Photo GmbH und damit indirekt dem Insolvenzverwalter. Nicht einmal sein Agfa-Büro im Kölner Mediapark soll Emans noch betreten können. Die Räume hatte ihm Agfa Gevaert untervermietet. Tsp/csc/HB

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