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Wirtschaft: Air Berlin kauft für Milliarden ein

Billigflieger bestellt 60 Boeing-Jets / Umsatz und Gewinn legen zweistellig zu

Berlin - Die Fluggesellschaft Air Berlin baut mit einem Milliardenauftrag an den amerikanischen Flugzeugbauer Boeing ihre Flotte aus. „Durch die Vergabe dieses Großauftrages sichern wir langfristig einen günstigen Lieferpreis“, sagte Air- Berlin-Chef Joachim Hunold am Dienstag. „Die neuen Flugzeuge sind sowohl als Ersatz für auslaufende Leasingverträge als auch für weiteres Wachstum eingeplant.“ Von Juli bis September dieses Jahres steigerte Air Berlin Umsatz und Gewinn kräftig. „Wir haben im dritten Quartal unser bisher bestes Ergebnis erzielt“, sagte Hunold, „obwohl die Terroranschläge in der Türkei und Flugausfälle wegen verschärfter Sicherheitskontrollen in London nicht spurlos an uns vorübergegangen sind.“ Die Börse sah das anders. Die Air-Berlin-Aktie verlor am Dienstag zeitweise mehr als 14 Prozent.

Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft nach der Lufthansa war schon früher Kunde bei Boeing. 2004 jedoch hatte Air Berlin 60 Maschinen beim europäischen Konkurrenten Airbus bestellt. „Elf Flugzeuge sind bereits ausgeliefert“, sagte Unternehmenssprecher Peter Hauptvogel. „Die restlichen Maschinen kommen noch.“ Das Unternehmen fahre eine Zwei-Flotten-Strategie. So habe Air Berlin eine bessere Verhandlungsposition gegenüber den Flugzeugbauern. Bei der Größe der Flotte sei das ohne zusätzliche Kosten möglich, sagte Hauptvogel. Im Prinzip bedeuten zwei unterschiedliche Hersteller in der Flotte, dass für beide unterschiedliche Service-, Wartungs- und Reparaturdienste zur Verfügung stehen müssen. Tatsächlich setzen aber die großen Fluggesellschaften weltweit meist auf zwei Hersteller, um sich nicht von einem abhängig zu machen.

Am Dienstag gab Air Berlin die Bestellung von 60 Boeing-Jets des Typs „737- 800 Next Generation“ bekannt. „Wie in der Vergangenheit auch, wollen wir unsere Flotte alle sechs bis acht Jahre erneuern, um stets die leisesten, sparsamsten und kostengünstigsten Maschinen einsetzen zu können“, sagte Vorstandschef Hunold. Mit der Order erneuere Air Berlin die strategische Partnerschaft mit Boeing.

Zu Air Berlin gehört seit diesem Sommer auch der Billigflieger dba. Die Flotte von Air Berlin bestand zum Ende des dritten Quartals aus 62 Maschinen; dba hat 29 Flugzeuge im Einsatz. Da Air Berlin mit dem Erwerb der dba auch den Kaufvertrag über 25 Boeing 737 übernommen habe, erwarte das Unternehmen nun die Auslieferung von insgesamt 85 Maschinen in den Jahren 2007 bis 2014. Der Listenpreis für die bestellten Flugzeuge beträgt nach Angaben von Air Berlin etwa 5,7 Milliarden US-Dollar (4,3 Milliarden Euro). „Dies wird dann die größte 737-Bestellung in der deutschen Luftfahrtgeschichte sein“, teilte Boeing mit. „Boeing freut sich sehr.“ Beim europäischen Konkurrenten Airbus sagte ein Sprecher auf Anfrage: „Wir nehmen das zur Kenntnis und respektieren die Entscheidung.“ Für Airbus ist das eine weitere schlechte Nachricht. Der Konzern ist wegen der verzögerten Auslieferung des neuen Großraumfliegers A 380 in die Krise geraten. Offen ist zudem die Entscheidung über die Finanzierung des neuen A 350. Eine Entscheidung wird noch in dieser Woche erwartet.

Wie Air Berlin die neu bestellten Boeing-Maschinen finanzieren will, sei noch offen, sagte Sprecher Hauptvogel dem Tagesspiegel. „Das wird aktuell und von Fall zu Fall entschieden.“ Je nach Marktlage sei ein Kauf oder Leasing günstiger.

Die seit Mai im S-Dax notierte Air-Berlin-Aktie sank auf 14,01 Euro, das war immer noch ein Minus von 13,73 Prozent im Vergleich zum Vortag. Die Anleger seien vom Quartalsbericht enttäuscht, hieß es an der Börse. Auch die noch offene Finanzierung des Boeing-Auftrags und dass Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer in einer Analystenkonferenz eine Kapitalerhöhung nicht ausschloss, drückten den Kurs. Zudem bekräftigte das Unternehmen, dass die Aktionäre trotz eines Gewinns von voraussichtlich mehr als 40 Millionen Euro für dieses Jahr keine Dividende erhalten.

Im dritten Quartal steigerte Air Berlin den Umsatz um 28,4 Prozent auf 510 Millionen Euro. Die dba wurde ab September in die Konzernrechnung einbezogen. Der Gewinn stieg demnach um 26,54 Prozent auf 38,7 Millionen Euro. In den ersten neun Monaten beförderte Air Berlin (inklusive dba im September) knapp 12,2 Millionen Passagiere.

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