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Wirtschaft: Air Berlin will bis zum Sommer an die Börse

In Bankenkreisen heißt es, die Vorbereitungen seien schon weit fortgeschritten. Es gebe keinen Zeitdruck, sagt die Fluggesellschaft

Berlin/Düsseldorf - Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin plant bis zum Sommer den Gang an die Börse (IPO). Die Vorbereitungen für die Emission seien bereits weit fortgeschritten, erfuhr das Handelsblatt aus Bankenkreisen. Ein Air-Berlin-Sprecher sagte dazu am Mittwoch, man halte sich diese Option „natürlich offen“ und werde weiter von Banken beraten. Das Unternehmen verspüre aber keinen Zeitdruck, den Börsengang bereits in den nächsten Monaten anzugehen.

Air-Berlin-Chef Joachim Hunold hatte bereits vor zwei Jahren angekündigt, dass er einen Börsengang plane. Allerdings hatte er danach immer wieder Bedenken geäußert. Wer an die Börse gehe, werde fremdbestimmt, hatte er später betont. Doch die Notwendigkeit, weiter zu wachsen, könnte Hunold nun umgestimmt haben. Denn auf dem Billigflieger-Markt herrscht harte Konkurrenz. Wer nicht aggressiv wächst und mit neuen Flugzeugen neue Strecken fliegt, läuft Gefahr, vom Markt zu verschwinden. Erst im November 2004 bestellte Air Berlin gemeinsam mit seinem Partner Niki bei Airbus 70 Flugzeuge des Typs A320, für 40 weitere Maschinen wurde eine Kaufoption vereinbart. Seitdem der britische Billigflieger Easyjet eine Basis in Berlin-Schönefeld eröffnet hat, ist zudem der Preisdruck enorm gestiegen. Ein Börsengang wäre da eine Möglichkeit, weiteres Wachstum zu finanzieren.

Als Indiz für die inzwischen konkreten Pläne für einen Börsengang gilt die Umwandlung des Unternehmens, das bisher als Kommanditgesellschaft firmierte, in eine Kapitalgesellschaft britischer Rechtsform zum 1. Januar 2006. Der Air-Berlin-Sprecher bestätigte die vollzogene Umwandlung auf Anfrage: „Wir stellen uns europäisch auf und erschließen uns neue Finanzierungsmöglichkeiten.“ Insgesamt soll die Emission bis zu 700 Millionen Euro einspielen, hieß es in Bankenkreisen. Damit würde Air Berlin zu den größeren Börsengängen 2006 zählen. Im Vorjahr gab es in Deutschland mit dem Bezahlsender Premiere, der Heimwerkerkette Praktiker und dem Turbinenhersteller MTU lediglich drei Neuemissionen mit einem Volumen von mehr als 500 Millionen Euro.

Morgan Stanley und die Commerzbank sollen den Börsengang betreuen. Die Mandatsvergabe kommt überraschend, weil Air Berlin bisher sehr eng mit der UBS zusammenarbeitete. Wegen der anziehenden Kurse halten Finanzmarktexperten das Klima für Börsengänge zwar für günstig. Potenzielle Investoren hatte bisher aber das kaum zu durchschauende Unternehmensgebilde bei Air Berlin abgeschreckt. Inzwischen sollen die Beraterbanken eine klarere Struktur durchgesetzt haben, hieß es in Unternehmenskreisen. Geschäftsführer Joachim Hunold ist mit fünf Prozent an Air Berlin beteiligt, weitere Anteile halten die Privatinvestoren Kim Lundgren, Hans-Joachim Knieps, Severin und Rudolf Schulte, Werner Huehn sowie Johannes Zurnieden.

Air Berlin war noch vor wenigen Jahren eine Charter-Fluglinie, die im Auftrag der Reisekonzerne Ferienziele anflog. Als das Geschäft nach den Anschlägen vom 11. September 2001 immer schlechter lief, stellte die Fluggesellschaft um. Das größte Geschäftsfeld ist inzwischen das „City Shuttle“, das nach dem Billigfliegermodell funktioniert. Es werden Einzelplätze zu Tiefstpreisen verkauft – je früher man bucht, desto günstiger das Ticket.

Air Berlin kooperiert mit der österreichischen Fluggesellschaft Niki. Die Berliner Firma hatte einen Teil an Niki übernommen und liefert im Gegenzug Dienstleistungen wie Vertrieb und Management. Ähnlich angebunden werden soll in diesem Jahr die Fluggesellschaft Germania. Der im November verstorbene Germania-Chef Hinrich Bischoff hatte am Sterbebett mit Hunold einen Management-Vertrag unterzeichnet. Die Germania verfügt über eine Flotte von 44 Flugzeugen. mit HB

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