zum Hauptinhalt
Air Berlin, hier Maschinen der Airline am 4.April 2017 am Flughafen Tegel, hatte zum Beginn des Sommerflugplans den Dienstleister gewechselt. Seither gibt es Probleme mit dem Gepäck.

© Monika Skolimowska/dpa

Air Berlins Partner Aeroground: Personalmangel hemmt den Betrieb am Flughafen Tegel

Air-Berlin-Kunden müssen das Problem ausbaden. Dienstleister Aeroground holt sogar Führungskräfte zum Kofferschleppen.

Einer der letzten Ferienflieger der Air Berlin rollt auf seine Abstellposition unmittelbar vor dem Terminal C in Tegel. Hier gibt es keine Flugsteige, um das Flugzeug zu verlassen, sind die Passagiere auf fahrbare Treppen, Gangways genannt, angewiesen. Doch die lassen zehn Minuten auf sich warten. „Wie üblich hat man in Berlin nicht mit unserer Ankunft gerechnet“, erklärt eine Stewardess sarkastisch über den Bordlautsprecher.

Obwohl der Eingang zum Terminal nur etwa 100 Meter entfernt liegt, dürfen die Heimkehrer den Weg nur per Bus zurücklegen. Doch das von der Dienstleistungsfirma Aeroground bereitgestellte Fahrzeug ist zu klein, um alle Fluggäste aufzunehmen. Die Firma ist gezwungen, den Konkurrenten Wisag um Hilfe zu bitten, dem sie gerade den Air Berlin-Vertrag für die Bodenabfertigung in Tegel abgejagt haben. Der schickt nach fünf Minuten einen weiteren Bus, der die restlichen Passagiere in einer kleinen Kurve zur Terminal-Tür fährt. Dort erweist sich deren Ungeduld als unbegründet: Das Gepäckband steht noch still, und so bleibt es auch für die nächsten 20 Minuten. Und auch dann laufen die Koffer nur sporadisch vom Band.

Probleme verschärften sich mit Wechsel zum Sommerflugplan

Seit die Fluggesellschaft mit Beginn des Sommerflugplans am 26. März den Abfertigungs-Dienstleister gewechselt hat, gibt es, wie berichtet, massive Probleme. Bei einer Krisensitzung am Montagabend hat Air Berlin von der Münchner Firma Aeroground nochmals eine schnelle Lösung der personellen und materiellen Engpässe gefordert. Doch auch am Dienstagvormittag konnte man auf der Internetseite der Berliner Flughäfen nachlesen: Catania und Salzburg 55 Minuten Verspätung, Mailand und München 43 Minuten.

Eigentlich wollte Air Berlin durch den Wechsel des Dienstleisters den Kundenservice verbessern. Im Herbst hatte die Airline beschlossen, von der Wisag, die 2008 von den Berliner Flughäfen und der Lufthansa den Bodendienstleister Globe Ground übernommen hatte, zu Aeroground zu wechseln, einer Tochter der Münchner Flughafengesellschaft. In Bayern genießt sie einen guten Ruf. Doch in Berlin fehlt Personal, komme es immer wieder zu Ausfällen von veraltetem Gerät, heißt es bei Air Berlin.

Ein Problem: Der Sicherheitscheck für die Mitarbeiter

Die Bayern müssen in Tegel jetzt rund 120 Flüge mehr pro Tag abfertigen und wollten dafür 250 Mitarbeiter einstellen, sagte Aeroground-Geschäftsführer Christian Stoschek auf Anfrage. Doch bisher hat man nur knapp 190 Kräfte verpflichten können. Denn obwohl auch das Personal eine Personen- und Gepäckkontrolle passieren muss, darf im sensiblen Sicherheitsbereich eines Flughafens nur arbeiten, wer eine Sicherheitsüberprüfung bestanden hat. In deren Rahmen müssen die Betreffenden unter anderem von Polizei und Verfassungsschutz als unbedenklich eingestuft werden. Das dauert einige Zeit, insbesondere angesichts des immensen Personalbedarfs an den Berliner Flughäfen. „Wir haben die obere Luftfahrtbehörde um Unterstützung gebeten, die Abfragen bei den einzelnen Behörden zu beschleunigen“, sagt Stoschek.

Zahlreiche mit Gepäckstücken beladene Gepäcktransportwagen stehen am Dienstag (4.4.2017) auf dem Vorfeld am Flughafen Tegel in Berlin, während im Hintergrund ein ein Jet der Air Berlin parkt.
Zahlreiche mit Gepäckstücken beladene Gepäcktransportwagen stehen am Dienstag (4.4.2017) auf dem Vorfeld am Flughafen Tegel in Berlin, während im Hintergrund ein ein Jet der Air Berlin parkt.

© Monika Skolimowska/dpa

Weil Sicherheit vor Tempo geht, sind Mitarbeiter besonders begehrt, die bereits über die erforderliche Sicherheitsfreigabe verfügen. Um sie gibt es in Berlin gerade einen besonderen Konkurrenzkampf. Denn auch beim Sicherheitsdienst, wo höhere Löhne als bei der Be- und Entladung des Reisegepäcks gezahlt werden, gibt es extremen Personalbedarf. Gerade haben die Berliner Flughäfen einen zusätzlichen Sicherheitsdienstleister verpflichtet: Frasec, eine Tochtergesellschaft des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport, ist jetzt für die Personal-, Waren- und Fahrzeugkontrollen zuständig und baut eine Berliner Station mit rund 200 Beschäftigten auf. Viele bisherige Wisag-Mitarbeiter, auf die man bei Aeroground gehofft hatte, sind deshalb dorthin gewechselt.

Auch die Chefs sollen Koffer schleppen

Um die Engpässe zu schließen, beschäftigt Aeroground vorübergehend Konkurrenzfirmen als Unterauftragnehmer, sagt Stoschek. Die Zahl der aus München nach Tegel abgeordneten Mitarbeiter wird auf 30 verdoppelt, und auch Angehörige des Managements müssen jetzt Koffer schleppen. „Wir erwarten, dass die Probleme bis zum Beginn des Osterreiseverkehrs beseitigt sind“, betont Air Berlin-Sprecher Ralf Kunkel. Die Entscheidung, den Dienstleister zu wechseln, halte man trotz der vorübergehenden Engpässe nach wie vor für richtig.

Gespräche mit TUI stocken

Probleme Zeichen sich für Air Berlin auch bei einem strategisch noch wichtigeren Thema ab: Die für Sommer geplante Verschmelzung der Ferienflugsparte der Air Berlin mit der TUIfly zu einem neuen Ferienflieger unter dem Dach der österreichischen Niki ist noch nicht abschließend geregelt. Im Dezember war vereinbart worden, dass Air-Berlin-Haupteigner Etihad Airways aus Abu Dhabi deren Anteil an Niki übernimmt. An der neuen Airline sollen Etihad 25, TUI 24,8 und die Niki Privatstiftung 50,2 Prozent halten. Es werde weiter verhandelt, Gründlichkeit gehe vor Schnelligkeit, sagte TUI-Chef Friedrich Joussen jetzt der Funke-Mediengruppe. „Der Plan macht ganz viel Sinn. Ich habe aber auch Dinge erlebt, die ganz viel Sinn gemacht haben und wo man sich dann in Einzelfragen verhakte.“

Bei Air Berlin ist man zuversichtlich, dass der Konzernumbau wie geplant gelingt. „Wir stellen Air Berlin neu auf. Dabei müssen wir auch Altlasten beiseiteräumen. Das tun wir Schritt für Schritt, und dann kommt auch etwas Gutes dabei raus", sagte Air Berlin-Sprecher Ralf Kunkel dem Tagesspiegel. mit AFP/kph

Zur Startseite