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Wirtschaft: Airbus-Chef klagt über Europa

Berlin - Zehn Jahre nach Bildung des europäischen EADS-Konzerns klagt Airbus-Chef Tom Enders über ein an nationalen Interessen ausgerichtetes Verhalten der Regierungen. Während die Globalisierung der Luft- und Raumfahrtindustrie „an Fahrt gewinnt“, seien viele Entscheidungsträger „noch nicht einmal in Europa angekommen“, sagte Enders am Donnerstagabend in Berlin bei einem Forum der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.

Berlin - Zehn Jahre nach Bildung des europäischen EADS-Konzerns klagt Airbus-Chef Tom Enders über ein an nationalen Interessen ausgerichtetes Verhalten der Regierungen. Während die Globalisierung der Luft- und Raumfahrtindustrie „an Fahrt gewinnt“, seien viele Entscheidungsträger „noch nicht einmal in Europa angekommen“, sagte Enders am Donnerstagabend in Berlin bei einem Forum der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.

Die Gründung der EADS wäre heute nicht mehr möglich, meinte der Airbus- Chef. Die Realität habe hinsichtlich der Entwicklung des politischen Umfeldes „alles Negative übertroffen“, was man im Jahr 2000 als „Worst Case-Szenario“ für 2010 vorausgesehen habe. Die erwarteten Kooperationsschritte „kann ich nicht erkennen“. Heute sei die EADS den Deutschen zu französisch, den Franzosen zu deutsch, den Briten zu europäisch „und für die Spanier sind wir die Konquistadoren aus dem Norden“. Enders warnte vor „Denkspielen in den Regierungen, ob es nicht besser wäre, die EADS wieder aufzubrechen“.

Weil nationale Interessen dominierten, seien viele europäische Behörden ineffizient und würden von den Mitgliedstaaten ignoriert. „Nationale Mandatsträger treffen weiter die Entscheidungen und greifen nach Belieben ins Rad“, beklagte Enders. So sei das 2006 unterzeichnete „Clean Sky-Abkommen“ zur weiteren Verbesserung der Umweltverträglichkeit des Luftverkehrs, bei dem die Industrie die Hälfte des Etats von 1,7 Milliarden Euro übernehmen wollte, aufgrund eines „Monstrums von Bürokratie“ erst 2009 schleppend in Gang gekommen. Das habe die Branche gezwungen, einzelne Forschungsprojekte aufzugeben oder allein zu finanzieren.

Bei europäischen Programmen müsse man nach wie vor mit einer Vielzahl von nationalen Entscheidungsträgern verhandeln. Deshalb schlägt der Airbus-Chef vor, bei Projekten künftig eine „Lead Nation“ als alleinigen Ansprechpartner für die Industrie zu bestimmen.

Zur Auseinandersetzung um die Lieferung neuer Tankflugzeuge für die US Air Force sagte Enders, Äußerungen mancher amerikanischer Kongressabgeordneter würden so klingen, als befänden sich die USA mit Europa im Kriegszustand. Dabei sei die EADS mit rund zehn Milliarden Dollar im Jahr der mit Abstand größter Kunde von amerikanischen Luftfahrtprodukten.Rainer W. During

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