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Airbus: Enders warnt vor Streiks

Der deutsche EADS-Vorstandsvorsitzende Thomas Enders hat die Gewerkschaften eindringlich vor einem Streik in den Airbus-Werken gewarnt. Die Beschäftigten setzen unterdessen weiter auf Protest.

Hamburg - "Wir sind in diesem Punkt hochverwundbar", sagte Enders dem Nachrichtenmagazin "Focus". Angesichts voller Auftragsbücher und festgelegter Liefertermine dürfe es zu keinen Produktionsausfällen kommen: "Längere Streiks würden uns empfindlich treffen und noch weiter zurückwerfen. Das kann nicht im Sinne der Beschäftigten sein."

Die Airbus-Sanierungspläne mit dem Abbau von 10.000 Arbeitsplätzen und der Trennung von Werken stoßen auf heftigen Widerstand der Beschäftigten. In den besonders betroffenen Airbus-Werken Varel und Nordenham in Niedersachsen sowie Laupheim in Baden-Württemberg, aber auch an den anderen Standorten reagierten die Beschäftigten mit Wut und Verzweiflung. In den kommenden Wochen soll weiter demonstriert werden. Die Gewerkschaften bereiten einen europaweiten Aktionstag vor. Nach den Plänen der Airbus-Mutter EADS sollen allein in Deutschland 3700 Stellen wegfallen.

Enders zufolge gibt es keinen Grund, über Schließungen von Werken zu spekulieren: "Wir machen keine Standorte platt, wir entlassen niemanden, wir steuern nur um." Für die betroffenen Werke könne es eine Chance sein, wenn sie nicht mehr im Airbus-Verbund sind: "Sie können dann auch für andere Auftraggeber arbeiten, etwa für Boeing. Es muss in diesen Werken niemand Angst haben."

Spekulationen um weitere Verkäufe

Für die Werke in Varel und Laupheim mit zusammen 2500 Beschäftigten sowie St. Nazaire-Stadt sucht Airbus Käufer, für Nordenham mit 2200 Beschäftigten sowie Fulton in Großbritannien und Méaulte in Frankreich Industriepartner. "Aber der Partner kann auch den Standort ganz übernehmen", sagte Airbus-Chef Louis Gallois - zugleich EADS-Co-Chef - der "Süddeutschen Zeitung". Er nährte damit Spekulationen, dass im Endeffekt doch mehr als die bislang anvisierten drei Werke in fremde Hände gehen könnten.

Die IG Metall hat Airbus, der Deutschen Telekom und Bayer Schering, die den Abbau und die Ausgliederung von zehntausenden Arbeitsplätzen planen, Versagen und Geldgier vorgeworfen. Der Chef des mitgliederstärksten Gewerkschaftsbezirks Nordrhein-Westfalen, Detlef Wetzel, sagte der "Berliner Zeitung" : "Wenn Arbeitsplätze verloren gehen, sind es vor allem die Unterlasser in den Chefetagen, die dafür die Verantwortung tragen." Wetzel rief die betroffenen Mitarbeiter zu Widerstand auf: "Bei Airbus, der Telekom, bei Bayer Schering und in vielen anderen Betrieben gibt es für die Belegschaften keinen Grund, klein beizugeben. Wenn derartige Entwicklungen weitergehen, ist das der Tod der sozialen Marktwirtschaft."

"Gravierende Managementfehler"

Enders räumte Fehler von Top-Managern beim Flugzeugbauer ein: "Fakt ist: Es sind in den vergangenen Jahren gravierende Managementfehler gemacht worden", sagte er. Dies sei beim Großraumflieger A380 geschehen, der deshalb verspätet ausgeliefert werden müsse. "Aber auch bei den Kosten sowie der Integration der nationalen Standorte zu einem europäischen Unternehmen", so Enders.

"Da sind viele Hausaufgaben nicht gemacht worden, und das hat im vergangenen Jahr auch einige Manager-Köpfe gekostet." Airbus Deutschland-Chef, Gerhard Puttfarcken, hatte den Vorwurf von Managementfehlern im Unternehmen indes zurückgewiesen. Grund für den Abbau von Arbeitsplätzen und den Verkauf von Werken sei der Kapitalbedarf für Zukunftsprojekte, hatte er am Freitag gesagt.

Kritisch beurteilte Enders im "Focus" die Doppelspitze mit seinem französischen Co-Chef: "Ich verteidige unsere Doppelspitze nicht. Sowohl Louis Gallois als auch ich wären jeweils lieber der alleinige Chef im Ring." Sie müssten aber akzeptieren, dass sich die Anteilseigner für eine andere Konstellation entschieden haben. Enders sprach sich für den Ausstieg von staatlichen Aktionären bei EADS aus: "Ich würde mir ein Unternehmen ohne staatliche Beteiligung wünschen." (tso/dpa)

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