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Airbus: Fedex kauft Boeing statt bestellter A380

Schwerer Rückschlag und neue Ungewissheiten für Airbus: Als erster Kunde strich der US-Logistikkonzern Federal Express seine Festbestellungen des Groß-Airbus A380.

Memphis/Paris - Der Grund für den Rückzug sind die Lieferprobleme des europäischen Flugzeugbauers Airbus. Wie Federal Express (Fedex) in Memphis (US-Bundesstaat Tennessee) mitteilte, orderte es statt der zehn Fracht-Ausführungen des A380 nun 15 B777-Frachter beim US-Konkurrenten Boeing. Airbus-Mutterkonzern EADS konnte sich zudem noch nicht auf den offiziellen Startschuss für den Langstreckenjet A350XWB einigen.

Den Ausstieg aus der Liste der bislang 16 A380-Erstkunden begründete Fedex-Chef Frederick Smith mit den Lieferverzögerungen. Die ersten Frachtversionen des größten Linienflugzeuges der Welt sollen nunmehr erst 2010 kommen; ursprünglich geplant gewesen war 2008. Smith betonte, Fedex habe "bedeutende Investitionen" in sein Netzwerk vorgenommen, um der Nachfrage nach Luftfracht gerecht zu werden. Die Boeing 777-Frachter seien nicht nur wirtschaftlich, sondern auch verfügbar. Ihr Kauf sei "für uns notwendig und umsichtig". Zusätzlich zur Festbestellung sicherte sich Fedex Optionen auf 15 weitere B777.

Für die A380-Frachter bleiben nach dem Ausstieg von Fedex laut Airbus-Liste nur noch zwei Erstkäufer übrig: Fedex-Konkurrent United Parcel Services (UPS) orderte ebenfalls zehn Maschinen, die Leasingfirma ILFC fünf weitere. Ein UPS-Sprecher betonte, an der UPS-Bestellung ändere sich "vorerst" nichts. Das Unternehmen habe aber von Airbus weitere Informationen erbeten. Die zehn A380-Frachter für UPS sollen zwischen 2009 und 2012 ausgeliefert werden. Airbus bedauerte die Abbestellung von Fedex, zeigte sich aber zuversichtlich mit Blick auf die Zukunft der A380-Frachtversionen.

Auch geplantes Langstreckenflugzeug macht Probleme

Die milliardenschweren Lieferprobleme beim A380 belasten auch den geplanten Start des Langstrecken-Flugzeuges A350XWB. Der EADS-Verwaltungsrat gab zunächst noch kein grünes Licht für die auf zehn Milliarden Euro taxierte Entwicklung. Angesichts der A380-Turbulenzen wäre ein jetziger Startschuss für den A350XWB "ein Wunder" gewesen, sagte ein mit den Verhandlungen vertrauter Vertreter, der nicht namentlich zitiert werden wollte. "Einige Wochen mehr" würden dem Vorhaben nicht schaden. Ein anderer Insider betonte, das Programm entspreche den Anforderungen von Kunden in einem Bereich, der für 40 Prozent des weltweiten Flugzeugmarktes stehe.

Die Pariser Wirtschaftszeitung "Les Echos" hatte berichtet, der endgültige Beschluss für den A350XWB solle erst Ende des Monats fallen. EADS habe noch Probleme, die Finanzierung sicherzustellen. Die Grundsatzentscheidung, das Flugzeug zu bauen, sei aber im Management und bei den Großaktionären gefallen. Der A350 soll der Boeing 787 Dreamliner im Markt für Langstreckenflugzeuge mittlerer Größe Konkurrenz machen. Die ersten Entwürfe waren bei Airbus-Kunden durchgefallen; Airbus musste das Konzept vollkommen überarbeiten. Durch den Neuentwurf könnte sich die Markteinführung von 2010 auf 2014 verzögern. Die Entwicklungskosten stiegen um zwei Milliarden Euro. (tso/AFP)

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