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Wirtschaft: Airbus: Großaufträge für den Flugzeughersteller

Das Milliardenprojekt des europäischen Militärtransporters A 400 M kommt langsam, aber sicher voran. Mit einem gemeinsamen "Memorandum of Understanding" bekräftigten gestern sieben europäische Staaten während der Paris Air Show ihre Absicht zum Kauf von insgesamt 196 Militärtransportern.

Das Milliardenprojekt des europäischen Militärtransporters A 400 M kommt langsam, aber sicher voran. Mit einem gemeinsamen "Memorandum of Understanding" bekräftigten gestern sieben europäische Staaten während der Paris Air Show ihre Absicht zum Kauf von insgesamt 196 Militärtransportern. Davon ordert Deutschland mit 73 neuen Lufttransportern das größte Kontingent, Frankreich bestellt 50, Spanien 27, Großbritannien 25, die Türkei zehn und Belgien acht Flugzeuge.

"Der große Fortschritt ist, dass die Nationen aus den Stückzahlen nun nicht mehr herauskommen", sagte Rainer Hertrich, Co-Vorstandsvorsitzender des A 400 M-Herstellers EADS. Er bestätigte jedoch, dass der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern nach wie vor in harten Preisverhandlungen mit den verschiedenen Nationen stehe. Am Ziel, bis 2005 den Erstflug des Militär-Airbus zu schaffen und im Jahr 2007 die ersten Maschinen auszuliefern, hielt er fest.

Während EADS im Militärbereich nach wie vor hart verhandeln muss, tut sich der Konzern im zivilen Luftfahrtmarkt leichter. Gestern bestellte die US-Leasinggesellschaft International Lease Finance Corp. (ILFC) 111 Airbus-Flugzeuge im Wert von knapp neun Milliarden Dollar. Der endgültige, rechtlich bindende Auftrag für die A 400 M-Maschinen soll im September unterzeichnet werden. Dieses Paket zusammen mit den ILFC-Bestellungen repräsentiert für EADS einen Auftragswert von etwa 40 Milliarden Mark.

Fragen gibt es vor allem in Deutschland noch wegen der Finanzierung. Der Bundesrechnungshof nannte den Kauf wegen der hohen Entwicklungskosten unwirtschaftlich und stellte angesichts der knappen Budgetplanung der Bundeswehr die Finanzierbarkeit in Frage. Wehrexperten hatten das Modell Antonow AN7X favorisiert, das günstiger gewesen wäre. Wenn Deutschland weniger Maschinen als geplant bestellen würde, könnte dies das Projekt gefährden. Nach Angaben der Industrie macht die Entwicklung des A 400 M für den Bau von weniger als 180 Maschinen keinen Sinn.

Luftflotten sind überaltert

Die militärischen Lufttransport-Flotten aller europäischen Staaten gelten als überaltert. Die C-160 Transall etwa befindet sich bereits seit 1968 im Transportdienst der deutschen Luftwaffe. Seit Jahren werden die Flugzeuge nur durch aufwändige Maßnahmen am Leben gehalten und teuer nachgerüstet. Schon im September 1997 schrieben deshalb sieben europäische Nationen eine gemeinsame Anfrage für neue Militär-Transporter aus. Ursprünglich wurde ein Bedarf von 288 Flugzeugen ermittelt, der inzwischen wegen der angespannten Haushaltslage vieler Länder auf 212 geschrumpft ist. Der Militär-Airbus A 400 M hat im Vergleich zur deutsch-französischen Transall mit 25 Tonnen zwar eine höhere Nutzlast bei höherer Geschwindigkeit und Reichweite. Allerdings wird die Wirtschaftlichkeit des Projekts von Experten in Frage gestellt. Der Stückpreis einer A 400 M soll zwischen 180 und 200 Millionen Mark liegen. Für Beschaffung und Betrieb von 73 A 400 M geht der Bundesrechnungshof von Gesamtkosten von 40 Milliarden Mark aus. US-Hersteller bieten mit der C17-Globemaster (Boeing) und der C130-Hercules (Lockheed Martin) erprobte Alternativen an, die zudem kurzfristig lieferbar wären.

ebe

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