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Halbfertig. Teilweise sind die Maschinen bei Airbus schon mit dem Skymark-Logo lackiert.

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Airbus und sein lahmer Riese: A380 wird zum Ladenhüter

Seit rund zwei Jahren hat es keinen Neukunden für den A380 mehr gegeben. Nun verliert Airbus mit der japanischen Skymark erneut einen Besteller für das größte Verkehrsflugzeug der Welt.

Bei Airbus ist zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen ein Großauftrag storniert worden. Nachdem die Fluggesellschaft Emirates im Juni die Bestellung von 70 Maschinen des neuen Flaggschiffs A350 annulliert hatte, zog die japanische Skymark Airlines am Dienstag ihre Order für sechs Megaliner des Typs A380 zurück. Damit spitzt sich die Krise um das größte Verkehrsflugzeug der Welt zu.

Der japanische Billigflieger, der bisher nur Inlandsrouten bedient, wollte mit den Großraumjets ins internationale Geschäft einsteigen und zunächst eine Strecke von Tokio nach New York eröffnen. Der erste A380, dessen Heck bereits das Logo der Fluggesellschaft zierte, war schon im Februar zum Erstflug gestartet.

Skymark fehlt offenbar das Geld

Noch im Juni hatte Skymark erklärt, die Auslieferung verzögere sich wegen Mängeln an der Kabinenausstattung. Jetzt fehlt der Airline wohl das Geld, um die Maschinen zu bezahlen. Man behalte sich alle Rechtsmittel vor, heißt es in einer Mitteilung von Airbus. Der Auftrag hatte ein Listenpreis-Volumen von 2,48 Milliarden Dollar.

Mängel bei der Kabinenausstattung haben auch dazu geführt, dass sich die Auslieferung der ersten A380 an Qatar Airways seit Wochen verzögert. Die Präsentation auf der Luftfahrtmesse im britischen Farnborough Mitte des Monats musste kurzfristig abgesagt werden. Der Chef der Fluggesellschaft, Akbar Al Baker, hat Schadenersatzansprüche bei Airbus geltend gemacht. Auch die noch immer in den Auftragsbüchern geführte Bestellung von zwei A380 durch Air Austral gilt längst als obsolet. Die auf Reunion beheimatete Fluggesellschaft hatte als erste Airline den Megaliner in einer reinen Economy-Ausstattung mit 840 Sitzen auf der Route nach Paris einsetzen wollen.

Undichte Tür zwang einen Jet zur Notlandung

Indessen steht Airbus nach der Beseitigung von Haarrissen in den Tragflächen beim A380 auch vor einem neuen technischen Problem. Undichte Stellen an einem Teil der Türen der bisher 135 bei elf Luftverkehrsgesellschaften im Einsatz stehenden A380 haben zu Lärmproblemen und einer Notlandung wegen Druckabfalls geführt. Jetzt sind erneut Modifikationen an dem einstigen Hoffnungsträger des europäischen Flugzeugherstellers erforderlich.

Insgesamt hat Airbus bisher nur 318 Exemplare des Megaliners an 17 Airlines und zwei ungenannte Auftraggeber verkaufen können. Seit rund zwei Jahren hat es keinen Neukunden mehr gegeben. Im laufenden Jahr gab es noch keine einzige Bestellung für den A380, im vergangenen Jahr konnte erst im Dezember ein Auftrag eingefahren werden. Großkunde Emirates, der bereits 50 Maschinen des Typs betreibt, erhöhte seine Bestellung um 50 auf 140 Flugzeuge.

Airbus hat sich wohl verkalkuliert

Immer deutlicher wird, dass sich Airbus mit seiner Einschätzung, dass sich der Langstrecken-Luftverkehr primär zwischen den großen Drehkreuz-Flughäfen abspielen wird, von wo aus die Passagiere mit kleinen Maschinen weiter verteilt werden, verkalkuliert hat. Der US- Konkurrent Boeing vertritt dagegen die Auffassung, dass die Mehrzahl der Reisenden Nonstopflüge ohne Umsteigenotwendigkeit bevorzugt – ein Trend, den auch Fluggesellschaften wie die Lufthansa bestätigen.

Die Amerikaner setzen deshalb vor allem auf kleinere Langstreckenjets, die sich auch bei Airbus besser verkaufen. Sie sehen in den kommenden 20 Jahren nur einen weltweiten Bedarf von 620 Megalinern in der Größenordnung der Boeing 747 und des Airbus A380, während der europäische Hersteller von 1330 Maschinen ausgeht. Ungeachtet der jüngsten Rückschläge hält man bei Airbus am ehrgeizigen Ziel fest, mit dem A380 2015 in die Gewinnzone zu fliegen. Ob dies auch gelingt, wird aber zunehmend fraglicher.

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