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Wirtschaft: Airlines: Für LTU wird die Zeit knapp

Die Suche nach Partnern zur Rettung der finanziell angeschlagenen Düsseldorfer Ferienfluggesellschaft LTU geht weiter. Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Ernst Schwanhold bemühte sich am Mittwoch in Gesprächen mit zwei Investorengruppen um eine Lösung.

Die Suche nach Partnern zur Rettung der finanziell angeschlagenen Düsseldorfer Ferienfluggesellschaft LTU geht weiter. Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Ernst Schwanhold bemühte sich am Mittwoch in Gesprächen mit zwei Investorengruppen um eine Lösung. Ohne neuen Partner wird das Land die von LTU beantragte Landesbürgschaft in Höhe von 300 Millionen Mark nicht gewähren. Ohne Bürgschaft aber wird LTU keine weiteren Überbrückungskredite erhalten.

Bis Anfang, spätestens Mitte nächster Woche, räumte LTU-Sprecher Marco Dadomo am Mittwoch ein, müsse es eine Lösung geben. Angesichts der Lage forderte die Gewerkschaft Verdi konkrete Hilfe von den Anteilseignern und dem Land. Bisher aber gibt es weder aus dem Gesellschafterkreis - das sind Rewe, Swissair und Oppenheim mit Axa - noch aus der Regierungszentrale verbindliche Signale. Offensichtlich reichen auch die nun vorliegenden Zugeständnisse der LTU-Piloten nicht aus, um mit der Landesregierung handelseinig zu werden.

Selbst eine Landesbürgschaft könnte LTU bestenfalls noch bis Februar/März über die Runden helfen, schätzen Beobachter. Die akute Finanznot, die durch die Pleite von Swissair verursacht wurde, verschärft sich, weil dem Vernehmen nach auch immer mehr Zulieferer Vorab-Kasse verlangten. Auch über den Ticketverkauf wird spekuliert. Im Insolvenzfall verlieren einzeln verkaufte LTU-Tickets ihre Gültigkeit. Von Zurückhaltung der Kundschaft aber spricht die Fluggesellschaft nicht. Die aktuellen Buchungszahlen seien gemessen an normalen Zeiten "völlig normal," sagt Dadomo, die Kapazitäten nach wie vor zu über 90 Prozent ausgelastet. Einzelne Reisebüros und Veranstalter wie ITS berichten hingegen von großer Verunsicherung in der Kundschaft. Verbindliche Zahlen gibt es indessen nicht.

Anette Forré, Sprecherin des Rewe-Veranstalter ITS, erklärte, man habe für den Ernstfall Vorkehrungen getroffen. Andere Carrier stünden bereit. Die Rewe-Veranstalter, zu denen auch Jahn-Reisen und Tjaereborg gehören sowie Dertour, ADAC-Reisen und Meiers Weltreisen, arbeiten mit dem Konzernpartner LTU eng zusammen. In Pauschalpaketen sind nach Angaben von Forré etwa 40 Prozent aller Mittelstrecken bislang mit LTU geplant. Die Fernstrecken werden von LTU und Condor bedient. Im Übrigen sind Condor, Hapag Lloyd, Aero Lloyd und Air Berlin bewährte Rewe-Partner.

In der Branche hält man sich bislang mit Kommentaren zum möglichen Ernstfall zurück. "Wir wissen nichts von konkreten Absprachen", sagt Peter Hauptvogel, Sprecher von Air Berlin. Auch bei Hapag-Lloyd-Flug, die zur Preussag-Gruppe mit TUI gehören, wird abgewunken: "Wir wurden noch nicht konsultiert." Überlegungen, die LTU-Flüge für TUI zu übernehmen, gebe es bislang nicht; ebensowenig ein Interesse an einer Beteiligung. Auch Aero Lloyd und Air Berlin sind nicht interessiert. Branchen-Insider vermuten, dass die geleaste Flotte der LTU von Hapag-Lloyd oder der ebenfalls zur Preussag-Gruppe gehörenden britischen Britannia Airways übernommen werden könnte. Als direkter Konkurrent kommt Condor von Thomas Cook nicht in Frage.

Anders als bei LTU gibt es für Sabena keine Hoffnung mehr. Der Konkursantrag wurde am Mittwoch gestellt, nachdem die Gespräche mit dem möglichen Investor Virgin Express unterbrochen worden waren. Ungeachtet dessen erklärte Belgiens Ministerpräsident Guy Verhofstadt auf Basis der rentablen Sabena-Tochter Delta Air Transport (DAT) solle eine neue belgische Fluglinie eingerichtet werden, aber ohne staatliche Beteiligung. Allerdings können so nur noch 2500 der 12 000 Mitarbeitern weiter beschäftigt werden. Verhofstadt erklärte, er habe Investitionszusagen in Höhe von 391 Millionen Mark für die neue Gesellschaft erhalten. 155 Millionen Euro würden von einem Konsortium aus zwölf belgischen Banken und Firmen aufgebracht; der Rest werde von belgischen Regional-Investmentgesellschaften beigesteuert. Auch Virgin Express, hieß es am Abend, könnte sich beteiligen. Die EU-Kommission muss einer Neugründung zustimmen. Lufthansa teilte mit, die Lücken im Flugverkehr von Deutschland nach Belgien in den nächsten Tagen zu schließen. Sabena-Flugscheine würden aber nicht mehr angenommen.

mo, -du, bach

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