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Wirtschaft: Aktienkurse sinken auf tiefsten Stand seit 1996

Wachsende Kriegsangst belastet den Dax – obwohl die Stimmung in der Wirtschaft immer besser wird

Die wichtigsten Aktien in Deutschland sind so billig wie seit mehr als sechs Jahren nicht mehr. Der Deutsche Aktienindex Dax rutschte am Dienstag zeitweise unter 2500 Punkte – den tiefsten Stand seit Juli 1996. Zum Schluss lag er bei 2485,50 Zählern, ein Minus von 3,3 Prozent zum Vortag. Schuld daran waren die wachsende Kriegsangst der Anleger sowie das schwindende Verbrauchervertrauen in den USA. Daran konnten auch überraschend gute Konjunkturdaten aus Deutschland nichts ändern.

„Der Markt bereitet sich nun ernstlich auf einen Krieg im Irak vor“, sagte ein Aktienhändler. Auf die Kurse drückte auch der Index des Verbrauchervertrauens, den das USInstitut Conference Board ermittelt. Er sank von 78,8 auf nur noch 68 Punkte. Die Kriegsangst der Konsumenten in Amerika könnte dazu führen, dass die wichtigste Volkswirtschaft der Welt noch schwächer wächst als in den vergangenen Monaten. Denn mit ihren Einkäufen sorgen die Verbraucher für zwei Drittel der amerikanischen Wirtschaftsleistung.

Trotz der Kriegsangst mehren sich die Anzeichen für eine konjunkturelle Wende in Deutschland. Der Geschäftsklima-Index des Münchener Ifo-Instituts stieg im Februar überraschend stark von 87,4 auf 88,9 Punkte. „Die Anzeichen für eine Wende zum Besseren verdichten sich“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn am Dienstag. Das Institut ermittelt den Index, der als einer der wichtigsten Frühindikatoren in Deutschland gilt, in einer Umfrage unter rund 7000 Unternehmen. Bereits im Januar hatte der Index leicht über dem Wert des Vormonats gelegen. Fachleute sprechen von einer Konjunkturwende, wenn der Index über drei Monate in Folge ansteigt. Das ist für Ostdeutschland bereits der Fall. Der Index für die neuen Länder kletterte von 97,5 auf 101,9 Punkte. Allerdings warnten Experten vor den Folgen eines Irak-Krieges, der den positiven Trend schnell wieder umkehren könne. Auch Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) verwies am Dienstag in Berlin auf die unkalkulierbaren Risiken eines Krieges.

Getragen wurde die bessere Stimmung indes von einem größeren Optimismus im Einzelhandel, der seit mehreren Jahren in der Krise steckt. Auch der Großhandel und die Industrie zeigten sich zuversichtlicher.

Allein im Bausektor waren die Unternehmen erneut pessimistischer. Das untermauerte auch der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB): Er rechnet in diesem Jahr mit einem Stellenminus von 50 000 und einem Rückgang der Bauinvestitionen um 2,5 Prozent. „Aus der Konjunkturlokomotive Bau ist längst eine gesamtwirtschaftliche Bremse geworden", sagte ZDB-Präsident Arndt Frauenrath. Belastend wirke vor allem die Steuerpolitik der Bundesregierung, kritisierte er. brö/msh

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