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Wirtschaft: Aktienmarkt: Schwacher Handel in den USA drückt Stimmung in Europa

Die schwache Eröffnung der Wall Street hat den Anlegern in Deutschland am Freitag nachmittag etwas die Stimmung verhagelt. Nachdem zu Beginn des Tages die Kurse insbesondere im Technologiebereich kräftig stiegen, schmolzen die Gewinne im Verlauf des Handels dahin.

Die schwache Eröffnung der Wall Street hat den Anlegern in Deutschland am Freitag nachmittag etwas die Stimmung verhagelt. Nachdem zu Beginn des Tages die Kurse insbesondere im Technologiebereich kräftig stiegen, schmolzen die Gewinne im Verlauf des Handels dahin. Das hing insbesondere mit dem Dow Jones zusammen, der in der ersten Handelsstunde um 102,07 auf 10 576,21 Punkte fiel. Der Index der Technologiebörse Nasdaq fiel dagegen moderat um 15,93 Punkte auf 2752,56. Dabei war durchaus ein freundlicher Börsenbeginn in den USA erwartet worden, nachdem am Donnerstag führende nordamerikanische Technologieunternehmen nachbörslich Quartalszahlen bekannt gegeben hatten, die die Erwartungen der Märkte erfüllten oder sogar übertrafen. Der Euro stand am Freitag unter Druck. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 0,9400 (Donnerstag: 0,9404) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 2,0807 (2,0798) Mark.

Die Aktien von Sun Microsystems, Nortel Networks, eBay sowie des US-Softwarekonzerns Microsoft hatten alle im nachbörslichen Handel am Donnerstag zugelegt. "Das zieht hier auch den Markt hoch", sagte ein Händler am Freitagmittag auf dem Frankfurter Parkett. Im Dax führten dann bis zum frühen Nachmittag die Titel von Infineon die Gewinnerliste mit einem Plus von 6,9 Prozent auf 49,67 Euro an. SAP und Siemens folgten und zogen um fünf beziehungsweise 4,2 Prozent an. Gegen 17.30 Uhr waren die stärksten Dax-Titel MAN mit plus sechs Prozent und Siemens und Infineon mit einem Zuschlag um 2,76 beziehungsweise 2,67 Prozent.

Mitsubishi hilft Daimler

Beflügelt von deutlichen Kursgewinnen seines japanischen Partners Mitsubishi an der Börse in Tokio zeigten sich auch Daimler-Chrysler im Aufwind. Die Aktie des Autobauers legte zwischenzeitlich um 2,29 Prozent auf 49,10 Euro zu. Zudem hätten charttechnische Faktoren zu dem Kursplus beigetragen, hieß es. Die T-Aktie setzte ihre Aufwärtsbewegung der vergangenen Tage fort und notierte knapp 1,5 Prozent höher. Analysten zufolge dürfte die Deutsche Telekom in der kommenden Woche einen Zuwachs beim Umsatz und Ergebnis mitteilen. Im Abwind lagen dagegen die Aktien des Rückversicherers Münchener Rück mit einem Abschlag von 3,2 Prozent auf 334 Euro. "Als die Kurse an den Märkten in den vergangenen Wochen einbrachen, hielt sich die Aktie recht gut", sagte ein Händler. "Der Sektor ist nun teuer geworden, und da wechseln die Anleger lieber in Technologiewerte." Das Papier habe auch eine wichtige Unterstützungslinie bei 345 Euro nach unten durchbrochen, was ein Verkaufssignal bei Investoren ausgelöst habe.

Am Neuen Markt verzeichnete der Nemax-50-Index zwischenzeitlich einen Zuwachs um gut fünf Prozent auf mehr als 2900 Punkte, am Abend stand der Index nur noch mit knapp einem Prozent im Plus. Im Rampenlicht standen hier die Titel von EM.TV, die um 40 Prozent auf 8,92 Euro anzogen. Derzeit befinde sich eine internationale Investorengruppe in Gesprächen mit dem Formel-1-Chef Bernie Ecclestone. Ebenfalls im Aufwind lagen Titel, die in den vergangenen Wochen stark unter Druck geraten seien, sagten Händler. "Bei vielen Werten gibt es nach dem Markteinbruch der jüngsten Zeit wieder Nachholbedarf." Zu den größten Gewinnern gehörten Nemetschek, CTS Eventim und Prout.

In Deutschland hätten vor allem die institutionellen Anleger der Fonds und Vermögensverwaltungen erhebliche flüssige Mittel angehäuft, die wieder angelegt werden müssten, hieß es in Händlerkreisen. Bei sinkendem Zinsniveau rückt automatisch die Aktie stärker ins Visier der Investoren. Einzelne Analysten erwarten deshalb schon in den nächsten Wochen einen Dax von 7000 Punkten. "Das Umfeld war ohnehin besser, als die Stimmung", bilanzierte Horst Zirener von der Deka Kapitalanlage die Lage der vergangenen Tage. Für den Vorstandsvorsitzenden der Investmentgesellschaft der Sparkassen waren die Kurseinbrüche zum Jahreswechsel zwar überfällig, aber in ihrem Ausmaß überzogen. Die Entwicklung der deutschen Börsen hänge indes weiter entscheidend von den USA ab. Doch auch jenseits des Atlantiks ist die große Furcht vor einer Rezession mittlerweile einer nüchternen Beurteilung gewichen. Wirtschaft und Finanzmärkte setzen ihre Hoffnungen vor allem auf die US-Notenbank. Bereits für Ende Januar wird eine zweite Zinssenkung erwartet. Insgesamt dürften die amerikanischen Leitzinsen im ersten Halbjahr um einen vollen Prozentpunkt zurückgenommen werden, lauten die meisten Prognosen.

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