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Wirtschaft: Aktionäre entscheiden über Daimler-Chrysler

STUTTGART (ajo/HB).Die rund 16 000 Daimler-Benz-Anteilseigner, die in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle erwartet werden, müssen voraussichtlich gutes Sitzfleisch beweisen, wenn sie persönlich über die beiden Tagesordnungspunkte abstimmen wollen: den Zusammenschluß von Daimler-Benz mit dem US-Autokonzern Chrysler Corp sowie den zugrundeliegenden Verschmelzungsvertrag.

STUTTGART (ajo/HB).Die rund 16 000 Daimler-Benz-Anteilseigner, die in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle erwartet werden, müssen voraussichtlich gutes Sitzfleisch beweisen, wenn sie persönlich über die beiden Tagesordnungspunkte abstimmen wollen: den Zusammenschluß von Daimler-Benz mit dem US-Autokonzern Chrysler Corp sowie den zugrundeliegenden Verschmelzungsvertrag.Denn die Aktionärsvertreter werden wohl vom Vorstand noch viele Antworten verlangen, bevor sie grünes Licht für die Fusion geben.Der Dachverband Kritischer Aktionäre tendiert gar zur Ablehnung.Aus dem Zusammenschluß soll der drittgrößte Automobilhersteller der Welt entstehen mit einem addierten Umsatz von 230 Mrd.DM für das Jahr 1997 und derzeit rund 430 000 Beschäftigten.

Daimler-Chef Jürgen Schrempp und Chrysler-Boss Robert Eaton unterstreichen im Vorwort zum mehrere 100 Seiten dicken Verschmelzungsbericht den Aktionären "hervorragende Perspektiven" der Fusion.So stellt der Bericht den Aktionären bis zum Jahr 2000 nicht nur ein addiertes operatives Ergebnis vor Steuern von 20,6 Mrd.DM in Aussicht.Vom Jahr 2001 an werden Synergien in Höhe von 6,4 Mrd.DM prognostiziert gegenüber Gesamtkosten für den Zusammenschluß von 710 Mill.DM.Den Aktionären wird zudem eine ehrgeizigere Dividendenpolitik angekündigt.

Den "Kritischen Aktionären" fällt der Verschmelzungsbericht zu euphorisch aus.Sie sehen Gefahren aufgrund des künftigen großen amerikanischen Einflusses auf Daimler-Chrysler für die deutschen Arbeitsplätze.Manche Aktionärsvertreter monieren, daß im Gegensatz zum amerikanischen Fusionsbericht von Chrysler, zu viel über Chancen und zu wenig über Risiken zu lesen ist.Zum Beispiel die große Ungleichheit zwischen der Vergütung von amerikanischen und deutschen Top-Managern sowie die Gefahr eines Spruchverfahrens, wenn Aktionäre nicht mit der Bewertung einverstanden sind.

Der Würzburger Professor Ekkehard Wenger rechnet schon jetzt mit einem Spruchverfahren.Er rät deshalb den Kleinaktionären ab, in der Frist vom 24.September bis voraussichtlich 23.Oktober ihre Aktien in die neuen Daimler-Chrysler-Aktien zu tauschen, um in den Genuß eventueller Nachbesserungen zu kommen.Der Deal werde deswegen nicht platzen, da die Mindestumtauschquote von 75 Prozent bereits aufgrund der Aktionärsstruktur gesichert sei.Rund 20 Prozent der Anteile liegen bei Kleinaktionären, der Rest in institutionellen Händen.Daimler-Benz hat allerdings das ehrgeizige Ziel, eine Umtauschquote von 90 Prozent zu erzielen.

Skepsis gegenüber der Bewertung hatte es schon früher gegeben.Die bisherigen Daimler-Benz-Aktionäre werden künftig 58 Prozent und die Chrysler-Aktionäre 42 Prozent der Anteile von Daimler-Chrysler halten.Kritiker hatten ein besseres Verhältnis für Daimler-Benz erwartet.Immerhin war am Tag vor Bekanntgabe der Fusion am 7.Mai die Börsenkapitalisierung von Daimler-Benz mit rund 95 Mrd.DM doppelt so hoch wie die von Chrysler.Im Verschmelzungsbericht wird das gute Bewertungsverhältnis für Chysler mit den günstigen Ertragsprognosen in den kommenden Jahren begründet.Das Bewertungsgutachten kommt für Daimler-Benz zu einem Unternehmenswert von 110 Mrd.DM.Für Chrysler dagegen wird ein Unternehmenswert von 82 Mrd.DM ermittelt.

Ein heißes Thema dürfte die Vergütungsfrage und damit die Vereinbarkeit der Unternehmenskulturen werden.Immerhin machen die jährlichen Bezüge von Chrysler-Chef Eaton mit rund 20 Mill.DM ein Vielfaches vom Einkommen von Daimler-Chef Schrempp aus.Es wird inklusive Aktienoptionen auf 2,5 bis 3,5 Mill.DM geschätzt.Noch ist unklar, wie Daimler-Chrysler diese Schere schließen will.

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