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Wirtschaft: Aktionäre wollen Tui spalten

Investoren machen Druck auf den Touristikkonzern – Börse begrüßt den Vorstoß

Berlin - Gerüchte, wonach Großinvestoren die Aufspaltung des Tourismuskonzerns Tui fordern, haben der Aktie des Unternehmens am Montag ein kräftiges Plus beschert. Nach einem Bericht der „Financial Times Deutschland“ haben die Großinvestoren in einem Thesenpapier gefordert, der Konzern müsse „einen Zeitplan bekannt geben für die Aufspaltung in Tourismus und Schifffahrt in den nächsten sechs bis 18 Monaten“. Autor soll demnach der britische Vermögensverwalter Hermes sein. Tui-Chef Michael Frenzel wolle seinerseits den Hamburger Senat zu einem Einstieg bei Europas größtem Touristikkonzern bewegen. Ein Tui-Sprecher wollte den Bericht am Montag auf Anfrage nicht kommentieren. Auch die Hamburger Senatskanzlei lehnte eine Stellungnahme ab.

Tui hat nach Angaben eines Sprechers derzeit zwei spanische Großaktionäre, die Hotelgruppe Riu und das Kreditinstitut Caja de Ahorros del Mediterráneo. Knapp 90 Prozent der Aktien befinden sich aber im Streubesitz.

Allerdings ist die britische Hermes laut einer Studie der London Business School häufig sehr erfolgreich gewesen, wenn sie bei Unternehmen, an denen sie beteiligt war, Änderungen im Management oder bei der Strategie verlangte.

Die Forderung nach einer Aufspaltung des Tourismuskonzerns, der unter einem schwachen Reedereigeschäft leidet, ist nicht neu. Die Fondsgesellschaft DWS hatte dies bei der Hauptversammlung im Mai erstmals öffentlich gemacht. „Wir haben zu Tui schon lange eine entsprechende Haltung“, bestätigte ein DWS-Sprecher und verwies auf die Rede von Geschäftsführer Klaus Kaldemorgen bei der Tui-Hauptversammlung. Dort hatte Kaldemorgen gesagt: „Wir schlagen vor, das Unternehmen zu teilen und ihre Aktionäre jeweils direkt mit Aktien an der Tui sowie an Hapag Lloyd zu beteiligen.“ Die Unternehmen würden dann vom Kapitalmarkt erheblich höher bewertet werden, da der Konglomeratsabschlag verschwinde. Dem liegt die Annahme eines Teils des Finanzmarktes zugrunde, dass Mischkonzerne mit verschiedenen Sparten im Vergleich zu Einzelunternehmen an der Börse niedriger bewertet werden.

Die Börse reagierte am Montag positiv auf die Gerüchte. Bis Handelsschluss stieg der Kurs um 2,33 Prozent auf 17,57 Euro. Ein Frankfurter Analyst sagte, er halte die Aufspaltung in den nächsten zwölf bis 18 Monaten für unausweichlich. Zwischen den Bereichen Tourismus und Schifffahrt gebe es kaum Synergien. „Eine Spaltung macht Sinn. Die Frage ist nur, wann“ , sagte er.

Tui-Chef Frenzel hat die Forderung bisher zurückgewiesen. Im September hatte er in einem Interview betont, er werde die Strategie mit den Standbeinen Tourismus und Containerschifffahrt beibehalten. Unterm Strich schrieb der Konzern im ersten Halbjahr aber einen Verlust von 50 Millionen Euro, trotz der profitablen Tourismussparte. Auch für das Gesamtjahr wird ein Gewinnrückgang erwartet. pet/HB

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