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AKW Krümmel: Kraftwerkschef Lucht tritt zurück

Vattenfall zieht erste Konsequenzen nach der Panne im Atomkraftwerk Krümmel: Der Leiter der Anlage muss gehen. Doch nicht nur personell baut der Energiekonzern im AKW um.

Der Energiekonzern Vattenfall hat drei Tage nach der Panne in dem schleswig-holsteinischen KraftwerkVersäumnisse eingeräumt und personelle Konsequenzen gezogen. Ersten Untersuchungen zufolge war eine sogenannte Teilentladungsmessung zur Kontrolle des Maschinentransformators vor dem Wiederanfahren des Atomkraftwerks nicht wie vorgesehen installiert worden, wie der Betreiber am Dienstag mitteilte.

Vergangene Woche hatte es eine Transformatorenstörung, am Wochenende ein Ventilproblem und einen Kurzschluss gegeben. Vattenfall trennte den Reaktor am Donnerstag erst vom Netz, um ihn am Samstag ganz herunterzufahren. Kraftwerksleiter Hans-Dieter Lucht habe wegen der Pannen seinen Rücktritt erklärt, teilte das Unternehmen am Vormittag mit.

Damit zieht der Energieversorger nach der Pannenserie erste personelle Konsequenzen. Zudem kündigt das Unternehmen an, am Donnerstag einen ersten Zwischenbericht vorzulegen, wie es zu dem Kurzschluss im Transformator kommen konnte.

Nach zweijährigem Stillstand musste Krümmel, gerade seit zwei Wochen wieder am Netz, am Samstag erneut heruntergefahren werden. Das Atomkraftwerk wird nach Angaben Vattenfalls noch monatelang abgeschaltet bleiben.

Bevor es wieder ans Netz gehen könne, würden beide Transformatoren des Kraftwerks durch neue ersetzt. "Beschaffung und Austausch der Trafos werden mindestens mehrere Monate in Anspruch nehmen. So lange wird das Kernkraftwerk nicht wieder ans Netz gehen", teilte Vattenfall mit.

Die für die Atomaufsicht zuständige Sozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) begrüßte den Schritt. Vattenfall habe "binnen kürzester Zeit die Forderung 'Erneuern statt Reparieren!' erfüllt", sagte Trauernicht. Die Ministerin betonte, die Entscheidung von Vattenfall beende jedoch nicht die grundsätzliche politische Debatte über eine Stilllegung von Krümmel.

Die Diskussion um den mit der Energiewirtschaft vereinbarten Atomausstieg wurde auch am Dienstag durch neue Wortmeldungen bereichert. Gemäß der Einigung soll bis 2021 der letzte Meiler Deutschlands vom Netz gehen. Doch Industrie und Union hoffen auf einen Wandel der politischen Kräfteverhältnisse, die einen Weiterbetrieb der Atomkraftwerke darüber hinaus ermöglicht. 

Der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) stellte für den Fall eines Wahlsieges von Union und FDP unbegrenzte Laufzeiten für Atommeiler in Aussicht. "Für alle Kernkraftwerke, die dem Stand der Technik entsprechen, werden wir die Laufzeitbeschränkungen aufheben", sagte der CDU-Politiker dem Hamburger Abendblatt. Die Reaktoren müssten in Betrieb bleiben, solange sie zuverlässig Strom lieferten, dies gelte auch für Krümel.

SPD-Fraktionschef Peter Struck warf im Gegenzug Union und FDP vor, sie seien mit ihrer "sturen Forderung nach längeren Laufzeiten auf einem hochgefährlichen Kurs". Nach der Pannenserie in Schleswig-Holstein müssten selbst die härtesten Kernkraftbefürworter einsehen, dass verlängerte Laufzeiten oder gar der AKW-Neubau der falsche Weg seien, sagte Struck der Hannoverschen Neuen Presse.

Nach den Pannen hatte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) harte Schritte gegen die Atomindustrie angekündigt und verlangt, den Atomausstieg zu beschleunigen.

ZEIT ONLINE

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