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Wirtschaft: Albtraumfabrik Hollywood

Die Risiken im Milliardenzirkus Filmgeschäft sind groß – doch es finden sich immer neue Investoren

Düsseldorf (pos/HB). Nirgendwo zerplatzen so viele Investorenträume wie in der kalifornischen Filmfabrik Hollywood. Doch immer wieder finden sich wagemutige Geldgeber aus den verschiedensten Branchen, die dem Zauber der Glamourindustrie erliegen. „Da ist einfach viel die Faszination Hollywood mit dabei“, sagt Jürgen Schau, Managing Director der Columbia Tristar Film GmbH, der deutschen SonyFilmtochter. Michael Kupinski, Analyst bei A.G. Edwards& Sons in den USA pflichtet ihm bei: „Da war sicher so manches auch mal Ego-getrieben“, sagt er mit Blick auf Investoren wie den Spirituosenkonzern Seagram. Die Medien waren hier schlicht ein Fremdkörper im Konzern.

Doch diese Zeiten scheinen vorbei. Die Risiken im Milliardenzirkus Filmgeschäft werden einfach zu groß. Jessica Reif-Cohen von Merrill Lynch sagt: „Gerade Engagements ausländischer Investoren gehen oft daneben. Wir gehen davon aus, dass Universal wieder in US-Hände übergehen wird.“ Hände mit Branchenerfahrung, meint Kupinski; er hält die Offerte des Milliardärs und Ex-Hollywood-Managers Marvin Davis für aussichtsreich. „Der versteht das Geschäft.“ Bis auf den Medienriesen Sony gibt es in der Tat kaum ausländische Erfolgsstorys.

Nachdem sich die Japaner bei Columbia und Tristar eingekauft hatten, engagierten sie zunächst die Produzenten Peter Guber und Jon Peters als Studiomanager. Die entwickelten sich, schrieb das „Wall Street Journal“ damals, zu den „verschwenderischsten Geldausgebern in ganz Hollywood“. Doch die Japaner schrieben Milliarden ab und griffen eisenhart durch. Heute eilt Sony Pictures von Rekord zu Rekord. Diese Konsequenz fehlte dagegen Investoren wie Matsushita.

Der japanische Elektronikkonzern verhob sich Ende der 80er Jahre mit dem Kauf von MCA Inc (Universal Studios). Mitte der 90er gab Matsushita auf und reichte das Gesamtpaket weiter. Der Käufer: Seagram-Chef Edgar Bronfman Jr. Nach fünf leidvollen Jahren war die Odyssee beendet. Nun stand der Franzose Jean-Marie Messier mit dem Geldkoffer vor der Studiotür, um sich seinen Traum vom globalen Medienkonzern Vivendi durch den Kauf von Universal zu erfüllen. Jetzt, Anfang 2003 sucht Messiers Nachfolger Jean-René Fourtou verzweifelt nach einer Ausstiegsoption.

Und wieder bieten sich Käufer an: Medienunternehmen wie Liberty Media, aber auch der Ölmilliardär Martin Davis, der für das Gesamtpaket einschließlich TV- und Musikfirmen angeblich rund 20 Milliarden Dollar geben will. Ein schwacher Trost für Vivendi: Der gesamte US-Medienbereich soll geschätzte 32 Milliarden Dollar gekostet haben.

Eine elegante Rettung könnte die Fusion mit den MGM-Studios sein. Sie haben als einziges der großen Studios keinen Medienkonzern im Rücken, also auch keine eigenen TV- oder Kabel-Kanäle. Michael Kupinski und Jessica Reif-Cohen sind sich einig: Mit seiner Filmbibliothek wäre MGM für fast alle Studios ein guter Partner. Allerdings, so die Merrill-Lynch-Analystin, sei es bisher „immer am Preis gescheitert“. Kein Wunder – hinter MGM steckt heute der Großinvestor Kirk Kerkorian. Der Sohn eines eingewanderten armenischen Obsthändlers gilt als einer der cleversten Investoren in Hollywood überhaupt.

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