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Wirtschaft: Alle beugen vor – auf dem Papier

Unternehmen tun wenig gegen Korruption

Tipps gibt es für deutsche Unternehmen genug, wie sie sich gegen Korruption wehren können – und das schon seit einigen Jahren. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat extra für interessierte Firmen einen Leitfaden zusammengestellt. Auf insgesamt 13 Seiten werden grundsätzliche Fragen, aber auch konkrete Maßnahmen für die innerbetrieblichen Abläufe behandelt. „Die in jüngster Vergangenheit an die Öffentlichkeit gelangten Fälle von Korruption zeigen, dass auch die deutsche Industrie in ihrem Kampf gegen derartige Praktiken nicht nachlassen darf“, heißt es im Vorwort. Erscheinungsjahr der aktuellen Auflage: 2002.

Noch werde in der Praxis zu wenig von den Unternehmen gegen Korruption getan, sagt Birgit Galley, Direktorin des Institute Risk & Fraud Management an der Steinbeis-Hochschule Berlin. An dem Institut werden nicht nur Studenten ausgebildet, die irgendwann in den Betrieben gegen Korruption kämpfen sollen, sondern auch Fortbildungen angeboten. Immerhin: „Die Sensibilität ist gestiegen. Vor fünf oder zehn Jahren hätte man kaum offen über das Thema reden können“, sagt Galley. Damals habe das Motto gegolten: „Korruption passiert immer den anderen.“ Unternehmen seien überrascht gewesen, wenn es dann doch auch einmal sie traf. Aber mit der größeren Sensibilität seien die Mechanismen zur Prävention nicht verstärkt worden, beklagt Galley.

Vor allem: „Wenn ein Fall hochkocht, dann gibt es ihn schon länger.“ Derjenige, der entlarvt wird, müsse das nicht von langer Hand geplant haben. „Schwachstellen werden gefunden, ausgenutzt – und dann wachsen die Korruptionsstrukturen wie ein Geschwür“, sagt Galley. Deshalb müssten Unternehmen Lücken selber identifizieren und dagegen vorgehen. Dabei reiche es nicht, dass Juristen festlegen, was verboten ist. Die Zusammenarbeit müsse übergreifend erfolgen – etwa auch mit Ingenieuren oder IT-Spezialisten. Es sei auch klar, welche Bereiche besonders gefährdet sind, sagt Galley – zum Beispiel die Reisekostenstellen oder die Einkaufsabteilung. „Aber es reicht nicht aus, Regeln auf Papier zu schreiben und an die Tür zu nageln“, sagt Galley. „Sie müssen auch gelebt werden.“ Das sei eine wesentliche Managementaufgabe auf allen Ebenen. „Nur auch die wird in der deutschen Wirtschaft noch viel zu wenig wahrgenommen.“

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