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Wirtschaft: Alles muss raus

Am Montag startet der Sommerschlussverkauf – aber nicht alle Einzelhändler machen mit

Berlin - Am kommenden Montag beginnt, was es laut Gesetz eigentlich gar nicht mehr gibt – der Sommerschlussverkauf. „Über zwei Drittel der Geschäfte in Deutschland werden sich am diesjährigen Schlussverkauf beteiligen und die Kunden können sich auf Preisabschläge zwischen 25 und 70 Prozent freuen“, sagte Hubertus Pellengahr, Sprecher des Hauptverbands des Deutschen Einzelhandels. Auch in Berlin sind 75 Prozent der Einzelhändler dabei, wenn es heißt: „Alles muss raus.“

Schon im Vorfeld des Sommerschlussverkaufs haben viele Geschäfte die Preise reduziert, bei der Schuhkette Deichmann etwa läuft die Aktion „Ein Paar gratis“ schon seit Anfang Juli. Kunden, die drei Paar reduzierte Schuhe kaufen, erhalten ein Paar umsonst. Bei zwei Paaren gibt es das zweite zum halben Preis. Dieses Angebot gilt noch bis zur ersten Augustwoche. Auch die großen Kauf- und Textilhäuser haben bereits die Preise für einzelne Produkte gesenkt, doch zum Schlussverkauf ab Montag legen sie noch einmal nach: Bei Karstadt, Kaufhof und C&A wird die Sommerware um bis zu 70 Prozent günstiger angeboten. „Baumwoll-Tops für Damen gibt es schon für fünf Euro, Herrenjeans für 13 Euro“, sagte ein Karstadt-Sprecher. Aber nicht nur Bekleidung, sondern auch Matratzen, Bettwäsche oder Haushaltstextilien werden zu reduzierten Preisen verkauft. Handtücher für drei Euro, Badetücher für sechs Euro und Spannbettlaken für sechs Euro sind ab Montag in den Regalen von Kaufhof zu finden.

Aber nicht alle Läden machen mit beim Sommerschlussverkauf. So halten sich zum Beispiel die Elektronikfachmärkte Saturn und Media-Markt, von denen es über 300 in Deutschland gibt, raus. „Wir wollen unsere Kunden durch eigene, kreative Aktionen überraschen und sind deshalb nicht auf kurzfristige, saisonale Rabattaktionen angewiesen“, heißt es.

Dennoch, insgesamt bleiben der Sommer- und Winterschlussverkauf für den Einzelhandel „wichtige Ereignisse, mit denen Nachfrage initiiert werden kann“, sagen Handelsexperten wie Volkhardt Klöppner von der Unternehmensberatung BBDO Consulting. Und deswegen werde der Großteil des Branche weiterhin an den Schlussverkäufen festhalten. Die rot-grüne Bundesregierung hatte im Juni vergangenen Jahres das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb geändert und den Sommer- und Winterschlussverkauf abgeschafft. Seitdem hat der Einzelhandel die Möglichkeit, das ganze Jahr über Rabattaktionen zu veranstalten. Das bedeutet zwar mehr Wettbewerbsfreiheit, tut der Branche aber nicht unbedingt gut. „Der Einzelhandel steht unter einem permanenten Preisdruck. Und der wird nur weiter verschärft, wenn es keine festgelegten Zeiten für Preisnachlässe gibt“, sagte Klöppner.

Beim Branchenverband HDE heißt es, der SSV verliere zwar leicht an Bedeutung, weil Händler schon im Vorfeld Preisnachlässe gewähren. „Aber gerade für mittelständische Unternehmen ist der Schlussverkauf als gemeinsame Aktion unserer Branche wichtig“, sagte HDESprecher Pellengahr. Auch wenn der SSV den Umsatz kaum ankurbele, sei er doch eine Möglichkeit die Konsumstimmung zu heben und die Lager für neue Ware zu leeren. Der Einzelhandel hatte 2004 mit einem Branchenumsatz von 365 Milliarden Euro ein Minus von 1,6 Prozent eingefahren. Für 2005 rechnet der HDE mit einem Minus von 0,75 Prozent.

Dagmar Rosenfeld

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