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Wirtschaft: Allgemeine Beamtenkasse greift nach Immobilien der KPM

Im Tauziehen um die Sanierung der defizitären Königlichen Porzellan-Manufaktur soll auch der Zwischenerwerber Millionen erhalten

Berlin - Das Gezerre um die Zukunft der Königlichen Porzellan Manufaktur (KPM) nimmt kein Ende. Die neuesten Gerüchte, wonach das defizitäre Kulturgut kurzfristig an den Gesellschafter der Allgemeinen Beamtenkasse, Jörg Woltmann, verkauft wird, dementierte KPM-Sanierer Carl-Ulrich Bremer: „Das stimmt nicht“, sagte er dem Tagesspiegel. Richtig sei vielmehr, dass immer noch „technische Details“ zur Rettung der KPM geklärt werden müssten.

Die Beamtenkasse ist seit der Übernahme des Berliner Traditionsunternehmens vor einem Jahr durch eine Holding um den Kaiser-Urenkel Franz Wilhelm Prinz von Preußen deren wirtschaftlicher Eigentümer. Denn das Kreditinstitut hat sowohl den Kaufpreis in Höhe von drei Millionen Euro als auch Löhne und Gehälter durch Darlehen finanziert.

Die großzügige Kreditlinie räumte die Beamtenkasse nur deshalb ein, weil ihr im Gegenzug das Wertvollste an der KPM – Markenrechte und Prägeformen – verpfändet wurden. Nun hat die Bank ein Auge auf die am Tiergarten günstig gelegenen KPM-Immobilien geworfen. Über deren Erwerb verhandelt sie mit der Gewerbesiedlungsgesellschaft, einer Tochter der landeseigenen Investitionsbank. Dabei kommt der Beamtenkasse die Krise bei der KPM sehr zugute: Weil die Porzellan-Manufaktur seit Monaten keine Miete mehr bezahlt, wird die Bank die Immobilien günstig erhalten.

Die KPM-Immobilien sind deshalb sehr attraktiv, weil sie in einem boomenden Areal liegen: Mercedes, Porsche, BMW und das „Meilenwerk“ haben in der Umgebung bereits repräsentative Verkaufshäuser, Toyota baut gerade. Eine lukrative Vermietung der meisten, aufwändig sanierten KPM-Immobilien ist Experten zufolge kein Problem.

Doch dies wäre nur möglich, wenn die KPM-Kollektion an einem anderen Ort produziert würde. Alle seit 1995 laufenden Sanierungsversuche scheiterten an den hohen Berliner Personalkosten und am schrumpfenden Absatz des hochwertigen Porzellans. Deshalb halten viele Experten ein Überleben der KPM nur dann für möglich, wenn ein großer Teil der 170 Arbeitsplätze gestrichen wird.

Das dürfte auch für den Fall gelten, dass die Beamtenkasse künftig das operative Geschäft steuert. Bei der Beamtenkasse sind bereits Schulden in Höhe von über fünf Millionen Euro aufgelaufen. Hinzu kommt der Kaufpreis für die Immobilien. Außerdem muss der Prinz von Preußen aus der KPM herausgekauft werden. Dem Vernehmen nach fordert der Prinz nicht nur, aus seinen bisherigen Haftungen für die KPM entlassen zu werden, sondern auch einen Kaufpreis in Millionenhöhe.

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