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Wolfgang Brezina ist Personalvorstand der Allianz, die auf einen Frauenanteil von elf Prozent im Vorstand kommt.

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Allianz-Chef Wolfgang Brezina: „Wir wollen in jedem Vorstand mindestens eine Frau haben“

Wolfgang Brezina, Personalvorstand der Allianz Deutschland, spricht im Tagesspiegel-Interview über Quoten, Fördermöglichkeiten und die Angst der Frauen vor der Führung.

Herr Brezina, wie viele Mitarbeiter hat die Allianz in Deutschland?

Alles in allem sind es gut 40 000, davon arbeiten 30 000 für die Allianz Deutschland, also im Versicherungsgeschäft mit Privat- und Gewerbekunden.

Wie viele davon sind Frauen?

Bei der Allianz Deutschland sind es knapp 50 Prozent.

An der Spitze spiegelt sich das allerdings nicht wieder. Im Allianz-Konzernvorstand, also bei der SE, gibt es gerade einmal eine Frau – und acht Männer. Bei der deutschen Tochter, der Allianz Deutschland, ist Birgit König, die Chefin der Krankenversicherungssparte, allein neben sieben Männern. Warum sind Frauen in Ihren Vorständen so unterrepräsentiert?

Die Allianz hat sich das Thema Frauenförderung frühzeitig und auch erfolgreich auf die Fahnen geschrieben. Aber es ging uns nicht darum, öffentlichkeitswirksam den Frauenanteil in den Vorständen zu erhöhen, sondern wir wollten das Thema Frauenförderung in Führungspositionen breiter angehen. 2010 lag der Anteil von Frauen in Führungspositionen bei 23 Prozent, jetzt haben wir uns auf fast 30 Prozent hoch gearbeitet. Wir bauen unsere Mitarbeiterinnen auf und bringen sie schrittweise in die oberen Etagen.

Wie machen Sie das?

Das Wesentliche ist, die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf zu verbessern. Wir erwarten keine ständige Erreichbarkeit, haben mobiles Arbeiten zu flexiblen Zeiten erleichtert und versuchen, Besprechungen nicht mehr auf die Randzeiten zu legen. Wir haben das Thema Kinderbetreuung angefasst und wir wollen Frauen mit einem besonderen Programm und mit Hilfe von Mentoren Lust auf Führung machen. Es gibt Mentoren auf allen Führungsebenen, auch im Vorstand der Allianz Deutschland.

Trauen sich Frauen nicht zu führen?

Männer gehen oft selbstbewusster an die Frage heran, ob sie eine Position übernehmen wollen. Pauschal gesagt: Wenn für eine Position fünf Dinge gefordert sind und eine Frau nicht alle fünf Punkte erfüllt, zögert sie. Wenn der Mann nur drei Kriterien erfüllt, ist ihm das egal, und er bewirbt sich.

Die Politik schreibt vor, dass in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen künftig 30 Prozent Frauen sitzen müssen. Für die Vorstände und die darunter liegenden Führungsebenen müssen sich die Unternehmen eigene Ziele setzen. Welche Quoten hat die Allianz beschlossen?

In der Allianz Deutschland haben wir uns für den Aufsichtsrat eine Quote von 30 Prozent Frauen vorgenommen, für den Vorstand würden wir es bei den derzeitigen elf Prozent zunächst belassen. Wir wollen per 30. Juni 2017 in jedem Vorstand aller deutschen Tochtergesellschaften eine Frau haben. Bei der Allianz Deutschland AG haben wir das Ziel bereits heute erfüllt. Für die beiden Führungsebenen unterhalb des Vorstands wollen wir auf der Ebene eins – also der direkt unter dem Vorstand – 20 Prozent und auf der Ebene zwei 27 Prozent Frauen haben.

Aber haben Sie damit nicht nur das beschlossen, was Sie heute schon haben?

Was den Vorstand angeht, haben Sie recht. Was die Führungsebenen darunter angeht, nicht. Bedenkt man, dass bestehende Arbeitsverträge zu berücksichtigen sind und die Umsetzungsfrist bereits in 20 Monaten endet, sind die Ziele durchaus ambitioniert.

Was gilt im Konzern, der Allianz SE?

Die Allianz SE ist ein börsennotiertes und mitbestimmungspflichtiges Unternehmen und unterliegt beim Aufsichtsrat daher der gesetzlichen Quote von 30 Prozent. Für den Vorstand wurde das Ziel gesetzt, weiterhin mindestens eine Frau in dem Gremium zu haben und 20 Prozent Frauen für die Ebenen eins und zwei. Das betrifft die rund 1300 Mitarbeiter der SE. Bei der Allianz haben insgesamt elf Gesellschaften in Deutschland eine eigene Selbstverpflichtung abgegeben.

Um die Quoten zu erfüllen, müssen Frauen her. Geht jetzt das Rennen los?

Bei uns ist das nicht so. Im Aufsichtsrat der SE sind schon heute 30 Prozent Frauen, bei der Oldenburgischen Landesbank, die Teil des Konzerns ist und auch der gesetzlichen Quote unterliegt, auch.

Das Interview führte Heike Jahberg.

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