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Wirtschaft: Allianz verspricht Aktionären die Wende

Dresdner Bank und Börse verursachen 520 Millionen Euro Quartalsverlust – das Kerngeschäft soll Gewinn bringen

München (nad). Die Lage des Versicherungskonzerns Allianz bleibt ernst. Diese negative Zwischenbilanz zog der Vorstand am Freitag bei der Vorlage der Zahlen für das erste Quartal 2003: Nach einem Rekordverlust im abgelaufenen Geschäftsjahr hat der größte deutsche Versicherer wieder rote Zahlen geschrieben. Belastet wurde das Ergebnis erneut vom Verlust der Dresdner Bank und der schwachen Börse. Seine Hoffnungen setzt der Vorstand auf das Kerngeschäft Versicherungen; im laufenden Quartal soll ein Gewinn gemacht werden. Von diesem Optimismus ließ sich zunächst auch die Börse anstecken. Die AllianzAktie stieg, schloss dann aber nahezu unverändert zum Vortag bei 67,35 Euro.

„Wir haben keinen Anlass, uns entspannt zurückzulehnen“, sagte Controlling-Vorstand Helmut Perlet in München. „Die Lage bleibt ernst.“ Für die ersten drei Monate musste der Allfinanzkonzern einen Nettoverlust von 520 Millionen Euro melden. Analysten hatten durchschnittlich mit einem Verlust von 408 Millionen Euro gerechnet.

Für den lange erfolgsverwöhnten Konzern ist es bereits der vierte Quartalsverlust in Folge. Noch vor einem Jahr hatte die Allianz für das erste Quartal einen Gewinn von 1,93 Milliarden Euro ausgewiesen. Damals trugen allerdings Beteiligungsverkäufe zu dem guten Ergebnis bei. Die Talfahrt der Allianz begründete Controlling-Vorstand Perlet mit den Verlusten am Aktienmarkt und den Problemen bei der vor knapp zwei Jahren erworbenen Tochter Dresdner Bank.

Allein im ersten Quartal musste die Allianz 2,3 Milliarden Euro auf Kapitalanlagen abschreiben, was sich mit 0,8 Milliarden Euro im Ergebnis niederschlug. Als einer der größten institutionellen Investoren der Welt leidet die Allianz besonders unter der Börsenflaute. Perlet betonte, dass der Konzern die Aktienquote, also den Anteil des an der Börse angelegten Kapitals, im ersten Quartal um 14 Prozent auf 16,3 Prozent gesenkt habe und dass der Anteil noch weiter sinken soll. „Die Allianz ist weiter zu stark an die Entwicklung an den Aktienmärkten gekoppelt“, sagte Analyst Raed Mustafa von der BW-Bank.

Das Bankgeschäft trug ein Minus von 424 (Vorjahresquartal: 126) Millionen Euro zum Quartalsverlust bei. Der größte Teil entfiel dabei auf die Dresdner Bank. Perlet wies jedoch darauf hin, dass die operativen Erträge stabilisiert werden konnten. So erreichte das Bankgeschäft mit 69 Millionen Euro sogar einen leichten Gewinn. Perlet zufolge hat sich das Handelsergebnis gegenüber dem ersten Quartal 2002 fast verdreifacht. Zinsüberschuss und Provisionsgeschäft waren dagegen rückläufig. Der Verwaltungsaufwand konnte um 10,8 Prozent gesenkt werden.

Die Banksparte, neben Versicherung und Vermögensverwaltung die dritte Säule im Konzern, wird derzeit saniert: Der neue Chef Herbert Walter soll die Dresdner Bank mit einem radikalen Sparprogramm auf Kurs bringen. „Die eingeleiteten Kostensenkungsprogramme greifen“, stellte Perlet fest. Dennoch zeigte er sich skeptisch, ob die Dresdner Bank in diesem Jahr die schwarze Null beim operativen Ergebnis erreichen kann. „Das bleibt ein Ziel mit Fragezeichen.“ Dies hänge vor allem von der weiteren Entwicklung an den Kapitalmärkten ab. „Den Turnaround sehe ich bei der Dresdner Bank noch nicht, aber eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau“, sagte Analyst Werner Schirmer von der Landesbank Baden-Württemberg.

Für den Fall, dass sich die Kapitalmärkte nicht bald erholen, rechnet die Allianz mit weiteren erheblichen Abschreibungen. Im zweiten Quartal könnten Perlets Einschätzung nach noch einmal 500 Millionen Euro wegen der Börsenschwäche verschlungen werden. Dennoch ist der Vorstand zuversichtlich, einen Gewinn erreichen zu können, wenn sich die Aktienmärkte auf dem derzeitigem Niveau stabilisieren. Ihren Optimismus gründet die Allianz auf das operative Geschäft, das sich im ersten Quartal deutlich verbesserte. Die Beitragseinnahmen im Versicherungsgeschäft stiegen um 9,8 Prozent auf 25,1 Milliarden Euro. In der Schaden- und Unfallversicherung konnte die Allianz die wichtige Schaden-Kosten-Quote deutlich senken. Analysten hatten damit wegen der geringen Naturkatastrophen und Schadensfälle gerechnet. In der Lebens- und Krankenversicherung will die Allianz ebenfalls das „dynamische Wachstum fortsetzen“. Im ersten Quartal stiegen die Beiträge um 17,3 Prozent.

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