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Wirtschaft: Allianz verspricht höheren Gewinn

Bis zu sechs Milliarden Euro geplant / 5000 Stellen fallen weg / 884 Millionen Euro für Schering-Anteil

Berlin - Der Finanzkonzern Allianz geht mit einem weiteren Gewinnschub im zweiten Quartal in den tief greifenden Konzernumbau und hat sich höhere Jahresziele gesteckt. Zwischen April und Juni kletterte der Überschuss nach vorläufigen Zahlen um 64 Prozent auf rund 2,3 Milliarden Euro.

Für 2006 erwartet der Konzern ein operatives Ergebnis von mehr als neun Milliarden Euro und einen Jahresüberschuss zwischen 5,5 und 6,0 Milliarden Euro. Basis dafür sei die sehr gute Geschäftsentwicklung über alle operativen Segmente hinweg, erklärte Konzernchef Michael Diekmann am Freitag in einer Telefonkonferenz. Bisher war die Allianz von einem operativen Gewinn von 8,7 Milliarden Euro ausgegangen und hatte einen Jahresüberschuss von über fünf Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Fortschritte machte auch die Tochter Dresdner Bank (siehe Kasten). Die Börse reagierte ausgesprochen positiv auf die Zahlen. Bis Handelsschluss kletterte die Aktie der Allianz um 3,7 Prozent auf 127,93 Euro.

Die positiven Zahlen ermöglichten es der Allianz auch, die von der Umstrukturierung im Inland betroffenen Mitarbeiter wirkungsvoll zu unterstützen, sagte der Allianz-Chef weiter. Die Allianz führt in Deutschland ihre drei Versicherer der Sparten Leben, Sach und Kranken zusammen, dabei sollen 5000 Stellen abgebaut und gut die Hälfte der regionalen Verwaltungszentren geschlossen werden. Diekmann verwies darauf, dass die Mitarbeiter durch den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen anderthalb Jahre Zeit hätten, sich auf die Veränderung einzustellen.

„Wir sind für unsere Mitarbeiter ein fairer und verlässlicher Partner, der sie in dieser Phase in vielfältiger Weise unterstützt“, sagte er. Eine Sprecherin ergänzte, bereits Ende April habe man mit dem Betriebsrat über Sozialpläne gesprochen. Darin seien auch Abfindungen zwischen 75 000 und 250 000 Euro vorgesehen. Zudem wolle der Konzern in den kommenden zwei Jahren rund 3000 Stellen im angestellten Außendienst aufbauen und hoffe Mitarbeiter aus dem Innendienst auf diese neuen Stellen übernehmen zu können. Genutzt werden sollen auch Kontakte zu anderen Unternehmen, um für die ausscheidenden Mitarbeiter neue Arbeitsplätze zu finden.

Die Sparpläne stoßen auf heftigen Widerstand der Belegschaft und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die einen Verzicht auf Entlassungen bis 2012 verlangt. Verdi-Bundesvorstandsmitglied Uwe Foullong sprach am Freitag von einer „Schamlosigkeit und sozialer Verantwortungslosigkeit“. Er forderte erneut ein Kündigungsverbot für Unternehmen mit guten Gewinnen. Verdi kündigte weitere Streiks und Aktionen.

Branchenbeobachtern gilt die vorherige Struktur mit drei fast gänzlich getrennten Versicherern und Kundenkontakten jedoch als überholt und ineffizient. Im Inland hat die Allianz seit 2001 als Marktführer etwa eine Million Kunden verloren. Gut verdient hat die Allianz am Verkauf ihrer Schering-Beteiligung an Bayer: Den Buchgewinn gab Controlling-Chef Helmut Perlet mit 884 Millionen Euro vor Steuern an. 848 Millionen Euro davon sind allerdings steuerfrei.

Daniel Rhee-Piening

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