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Wirtschaft: Alstom ist gerettet

Die EU-Kommission stimmt dem neuen Hilfsplan zu und auch die Banken ziehen mit

Paris (sah). Der Konkurs von Alstom, einem der größten Industrieunternehmen Frankreichs, ist abgewendet. Die EUKommission hat nach langem Tauziehen dem Plan zur Sanierung des schwer angeschlagenen Konzerns zugestimmt und damit die Arbeitsplätze von weltweit mehr als 110 000 Beschäftigten, davon rund 18 000 in Deutschland, zunächst gesichert. Auch die 32 Gläubigerbanken stimmten am Montagabend einem 3,2 Milliarden Euro umfassenden Hilfsplan zu. Die Geldinstitute sollen 2,4 Milliarden Euro übernehmen, 800 Millionen Euro will der französische Staat beisteuern. „Alstom ist gerettet“, sagte Premierminister Jean-Pierre Raffarin in Nancy.

EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti sagte bei einer Pressekonferenz in Brüssel, er sei „sehr zufrieden“, dass sich die französische Regierung einsichtig gezeigt und eine EU-konforme Lösung vorgelegt habe. Er spielte damit auf wochenlange Querelen zwischen Paris und Brüssel an. Zuvor hatte Frankreich geplant, sich mit 300 Millionen Euro an einer Kapitalerhöhung zu beteiligen und damit mit einem Anteil von 31,5 Prozent Hauptaktionär bei Alstom zu werden. Das hätte nach Ansicht Montis gegen die Wettbewerbsregeln der EU verstoßen.

Der Zustimmung ging ein tagelanges Tauziehen um den Erhalt des Technologiekonzerns voraus, das am vergangenen Mittwoch seinen Höhepunkt erreicht hatte. Die EU-Kommission hatte den Pariser Vorschlag abgelehnt und ein Ultimatum für einen neuen Sanierungsvorschlag bis gestern gestellt. Daraufhin tagten Vertreter der Gläubigerbanken, der französischen Regierung und der EU-Kommission das ganze Wochenende über, um nach Möglichkeiten zu suchen, den Bankrott des mit fünf Milliarden Euro verschuldeten Unternehmens zu verhindern.

Die rettende Finanzspritze soll nun insgesamt 3,2 Milliarden Euro betragen, an denen der französische Staat mit 800 Millionen Euro nur indirekt beteiligt ist, in Form einer langfristigen Wandelanleihe, die nach einer Frist von 20 Jahren vom Staat im Notfall über Aktien zurückgekauft werden kann. Die restlichen 2,4 Milliarden Euro werden von den 32 internationalen Gläubigerbanken geschultert, darunter die Großbanken Frankreichs wie BNP Paribas und Société Générale. Daneben sind die deutschen Banken Commerzbank und Bayrische Landesbank beteiligt.

Die Firmengruppe Alstom ist unter anderem im Eisenbahn- und Kraftwerkbau tätig. Vor allem durch Firmenkäufe hatte sich Alstom übernommen und weit reichende Vorauszahlungen für Aufträge geleistet. Die EU-Kommissionspräsident hatte während des Konflikts stets darauf hingewiesen, eine Lösung des im Prinzip gesunden Betriebs sei möglich, aber die Wettbewerbsregeln, die sich die EU selbst vor Jahren auferlegt habe, müssten dennoch eingehalten werden.

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