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Wirtschaft: Alternativen zu Aktien: Anleger auf der Suche nach sicheren Häfen

Terror, Kriegsfurcht, Baisse: Wer jetzt sein Geld anzulegen hat und die abgestürzten, extrem schwankenden Aktienmärkte scheut, kann einen der vielen sicheren Häfen anlaufen. Ihnen allen ist eines gemein: Das geringe Risiko mindert auch die Ertragschance.

Terror, Kriegsfurcht, Baisse: Wer jetzt sein Geld anzulegen hat und die abgestürzten, extrem schwankenden Aktienmärkte scheut, kann einen der vielen sicheren Häfen anlaufen. Ihnen allen ist eines gemein: Das geringe Risiko mindert auch die Ertragschance. Geldanlagen mit nahezu vollkommener Sicherheit sind vor allem festverzinsliche Wertpapiere. Der Ertrag steht von Anfang an fest, die Zinsen sind garantiert und vor Schwankungen sicher. Wählen kann der private Anleger hier zwischen Anleihen des Staates, von Kommunen, aber auch von Unternehmen, zwischen Bundesschatzbriefen, Finanzierungsschätzen oder Pfandbriefen.

Nach den Terroranschlägen von New York und Washington flüchteten viele Anleger vor allem in Staatsanleihen mit kurzen Laufzeiten bis etwa sieben Jahre. Der Grund: Um den großen Geldbedarf nach der Katastrophe in Manhattan abzufedern, rechnen Marktbeobachter - über die gestrige Lockerung der Sätze hinaus - mit zusätzlichen Zinssenkungen in den USA und in Europa. Kurzläufer könnten also vor weiteren Kursgewinnen stehen, heißt es.

Europäische Staatsanleihen werfen je nach Laufzeit zumindest 3,5 Prozent ab. Die Kurse zweijähriger US-Anleihen sind zuletzt bereits kräftig gesteigen, die Zinsen mit 2,98 Prozent auf ein neues 40-Jahres-Tief gefallen. Wegen der aktuellen, möglicherweise anhaltenden Dollarschwäche raten viele Marktbeobachter allerdings eher zu Euro-Bonds, um ein Währungsrisiko auszuschließen. Allerdings gilt der Dollar auch als Kriegswährung. Wird das Säbelrasseln also lauter, könnte der Greenback schnell Kraft gewinnen. Unternehmensanleihen rentieren wegen des Risikoaufschlags (sie laufen eher Gefahr, ihren Zahlungsverpflichtungen am Laufzeitende nicht nachkommen zu können) etwas höher als Staatspapiere.

Pfandbriefe werden von öffentlichen Landes- oder privaten Hypothekenbanken aufgelegt, die damit ihre Kredite refinazieren. Sie sind durch Hypotheken, Grundschulden oder Gemeinden abgesichert. In vielen Fällen rentieren Pfandbriefe - bei ähnlich guter Bonität - leicht über deutschen Staatsanleihen. Der Nachteil aller Zinspapiere: Erträge außerhalb der Freibeträge müssen versteuert werden.

Wer das Risiko weiter verringern will, kann sich auch einen Rentenfonds ins Depot legen. Allerdings wird die Rendite hier um Ausgabeaufschläge und Managmentgebühren reduziert. Im Schnitt warfen Rentenfonds deutscher Emittenten im vergangenen Jahr über sechs Prozent, internationale Renten mehr als zehn Prozent ab. Schneller und unkomplizierter ist die Anlage auf einem Tagesgeldkonto. Das Geld bleibt täglich verfügbar. Erstaunlicherweise sind hier Erträge bis zu 4,5 Prozent pro Jahr möglich. Oft sind die Sätze jedoch an bestimmte Mindestanlagen gebunden. Die höheren Zinsen der ausländischen Institute kosten Sicherheit, zumindest bei hohen Beträgen: Bie einer Pleite der Bank sind meist nur 20 000 Euro abgesichert. Und: Die Zinsen werden der Marktlage angepasst, sind also nicht garantiert. Eine Garantie kostet Abschläge, was jedoch in Zeiten sinkender Zinsen ein Vorteil sein kann. 10 000 Mark Festgeld rentiert aktuell je nach Bindung zwischen 3,9 und vier Prozent.

Als überaus sicherer Hafen gelten vor allem Geldmarktfonds. In den USA sollen aktuell dreistellige Milliardenbeträge in solchen Fonds auf bessere Zeiten warten. Viele Fondsgesellschaften verzichten inzwischen sogar auf Ausgabeaufschläge, allerdings fallen Managementgebühren an. Die Rendite läuft im Gleichschritt mit dem Marktzins, ist also zuletzt erheblich gesunken. Auf Jahressicht haben Geldmarktfonds gut vier Prozent erwirtschaftet. Dies dürfte angesichts der Marktlage aktuell nicht mehr drin sein.

Eher trügerische Sicherheit bietet der Zufluchtsort Nummer eins in Krisenzeiten: Gold. Bereits kurz nach dem Terroranschlag auf das World Trade Center explodierte der Preis pro Feinunze von etwa 270 auf über 290 Dollar je Feinunze. Ein Ausbruch über die Marke von 300 Dollar wird von manchen Experten als Kaufsignal und Trendwende gewertet. Abbilden können Anleger die Entwicklung am einfachsten mit Goldminenfonds, die letzte Woche zum Teil um 25 Prozent gestiegen sind. Kritiker warnen indes: Das Ende der 20-jährigen Gold-Baisse sei nicht in Sicht, sind die Notenbanken doch keineswegs an einem schnellen Anstieg jenes Edelmetalls interessiert, das Inflation und Krise symbolisiert.

Veronika Csizi

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