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Altersvorsorge: Forscher erwarten vorerst keine Nullrunden für Rentner

Der kräftige Wirtschaftsaufschwung wird auch bei den 20 Millionen Rentnern ankommen. Allerdings bremst die Rentengarantie den Anstieg.

Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) für das „Handelsblatt“ zeigen, dass die Renten im Sommer 2011 um rund 0,75 Prozent steigen dürften. „Ein Jahr später gibt es dann eine weitere Erhöhung von etwa einem halben Prozent“, sagte IfW-Finanzexperte Alfred Boss. Für 2013 erwartet das Kieler Institut einen Rentenanstieg um 0,8 Prozent, 2014 wäre ein Prozent mehr für die Rentner drin und 2015 könnten es 1,1 Prozent sein.

Bislang waren Rentenversicherer und Bundesregierung davon ausgegangen, dass es infolge der schweren Rezession auf Jahre keine Rentenerhöhung geben wird. Denn die Entwicklung der Renten orientiert sich an der Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen Löhne des Vorjahres – und die waren im Rezessionsjahr nicht zuletzt wegen der weitverbreiteten Kurzarbeit so stark gesunken, dass die Renten im Sommer 2010 eigentlich um 2,1 Prozent hätten sinken müssen.

Dies verhinderte allerdings die schwarz-rote Bundesregierung, indem sie eine Rentengarantie verabschiedete, die ein Sinken der Renten ein für alle Mal ausschloss. Gleichwohl wird laut Gesetz die ausgebliebene Rentensenkung insofern nachgeholt, als dass künftige Rentenerhöhungen halbiert werden. Dieser Effekt ist in den Kieler Berechnungen bereits berücksichtigt. Und dieses Jahr wird die Bruttolohn- und Gehaltssumme kräftig steigen, vor allem, weil in der Industrie kaum noch kurzgearbeitet wird.

Die Rentengarantie ist nicht der einzige Eingriff in die Rentenformel, der künftige Rentensteigerungen bremst. Bereits 2008 und 2009 hatte die Regierung höhere Renten beschlossen, als die Formel eigentlich ergeben hätte. Auch dieses Wahlgeschenk soll aufgeholt werden. „Insgesamt summiert sich der Ausgleichsbedarf auf 3,8 Prozent“, betonte IfW-Experte Boss. Wenn diese wirklich wie im Gesetz festgeschrieben bis 2015 nachgeholt werden, erlitten die Rentner wohl dauerhafte reale Verluste, weil die Anstiege ihrer Alterseinkünfte hinter der Inflation zurückbleiben dürften. Dennoch müssen die Beitragszahler die Rentengarantie teuer bezahlen: Das Mannheimer Forschungsinstitut Ökonomie und demographischer Wandel schätzt die Kosten auf etwa zehn Milliarden Euro. HB

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