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Wirtschaft: Altpapier: Erste Online-Börse

Für die einen ist das Sammeln von Altpapier nur aktiver Umweltschutz, für andere bedeutet der Rohstoff aus alten Zeitungen, Magazinen und zerrissenen Kartons jedoch ein Milliardengeschäft. Jetzt startete auf dem Internationalen Altpapiertag in Hannover die erste Online-Altpapier-Börse weltweit.

Für die einen ist das Sammeln von Altpapier nur aktiver Umweltschutz, für andere bedeutet der Rohstoff aus alten Zeitungen, Magazinen und zerrissenen Kartons jedoch ein Milliardengeschäft. Jetzt startete auf dem Internationalen Altpapiertag in Hannover die erste Online-Altpapier-Börse weltweit. Die Entsorgungsfirmen, die das Papier an den Bürgersteigen einsammeln, treffen im Internet auf die verarbeitende Industrie.

In Sachen Altpapier sind die Deutschen Sammel-Weltmeister. "In der Bundesrepublik kamen 1999 rund 13 Millionen Tonnen Altpapier zusammen", sagt Achim Hallerbaum vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung in Bonn. Damit liege die Rücklaufquote bei rund 73 Prozent. Der Einsatz des Sekundärrohstoffes bei der Produktion von Papier zog seit 1950 bis heute von 30 Prozent auf 62 Prozent an. Hallbaum hält eine weitere Erhöhung der Quote für realistisch. Bei der Qualität des Altpapiers sieht er allerdings noch Verbesserungsbedarf: "Wenn man sich überlegt, dass in einigen Städten und Gemeinden das Altpapier zusammen mit Fischdosen oder leeren Margarineschachteln eingesammelt wird, muss man sich nur wundern." In Deutschland wird der Markt mit Sekundärrohstoffen auf mehr als 30 Milliarden Mark geschätzt, wobei das Altpapier den Löwenanteil ausmacht. Der Altpapierhandel ist inzwischen ein internationales Geschäft: Die Industrie aus Frankreich, den USA oder aus Asien kaufe gern Bestände aus Deutschland auf, sagte Hallbaum. 1999 gingen 3,5 Millionen Tonnen ins Ausland. Sorge bereitet den Händlern und Entsorgern allerdings der stark schwankende Preis, den sie für eine Tonne Altpapier erlösen können.

"Ein Durchschnittspreis lässt sich gar nicht festlegen", meint Hallbaum. Im Sommer zur Ferienzeit ist das Altpapier in Deutschland knapp, die Händler können Spitzenpreise erwarten. Zu Weihnachten aber, nicht zuletzt wegen der anfallenden Verpackungen, sind die Lager der Händler oft voll, der Markt gesättigt. "Wer dann noch mit seinen Ballen Gewinn machen kann, hat Glück", erklärt Hallbaum. Zwar habe es in der Vergangenheit vor allem in Deutschland Versuche gegeben, zwischen Entsorgern und Industrie feste und damit verlässliche Preise zu vereinbaren, doch stecke ein verbindliches Konzept noch in den Kinderschuhen. Auch deshalb sei die Einrichtung einer Online-Börse, an der international geboten werden könne, sinnvoll.

Wegen des schwankenden Preises hat auch Deutschlands einzige Warenterminbörse (WTB) in Hannover sich des Geschäfts mit dem Altpapier angenommen - angeblich als weltweit erste. Seit Mitte 2000 können hier Altpapier-Kontrakte ebenso wie etwa Kartoffel- oder Schweine-Kontrakte gehandelt werden, sagt WTB-Sprecher Philipp Flatt. "Allerdings", räumt er ein, "muss sich das Geschäft noch entwickeln."

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