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Wirtschaft: Am Ende der Talfahrt kämpfen die Elektro-Riesen um die Gunst der Kunden

Die Talfahrt der Unterhaltungselektronik scheint gebremst. Erstmals seit dem Ende des Wiedervereinigungsbooms vermeldet die Branche in Deutschland ermutigende Anzeichen einer Markterholung.

Die Talfahrt der Unterhaltungselektronik scheint gebremst. Erstmals seit dem Ende des Wiedervereinigungsbooms vermeldet die Branche in Deutschland ermutigende Anzeichen einer Markterholung. Selbst die beiden Konkurrenten, die den deutschen Markt dominieren, sprechen ungewohnt einträchtig von einer "Marktstabilisierung". Die deutschen Töchter des niederländischen Elektroriesen Philips und des japanischen Unterhaltungsmultis Sony konnten im vergangenen Geschäftsjahr satte Überschüsse erwirtschaften.

"Wir haben in Deutschland wieder zur Championsleague der europäischen Sony-Gesellschaften aufgeschlossen", konstatiert Karl Pohler, Chef von Sony Deutschland in Köln. Jahrelang hinkte die deutsche Sony-Tochter den europäischen Schwestern hinterher. Zwar war ihr Umsatz im Geschäftsjahr 1998/99 mit 2,3 Mrd. DM erneut leicht rückläufig. Doch konnte sich Pohler nach sechs Verlustjahren endlich wieder über einen Jahresüberschuss von 30 Mill. DM freuen: Im Vorjahr hatte der Verlust noch zwölf Mill. DM betragen. Mit einem Marktanteil von 16,2 Prozent blieb Sony in Sachen Unterhaltungselektronik klarer Marktführer in Deutschland - vor Philips (11,9 Prozent) und Panasonic/Technics (11,7 Prozent).

Nicht nur Marktführer Sony, sondern auch dessen wichtigster Konkurrent Philips wittert auf dem "Problemmarkt" Deutschland wieder Morgenluft. "Wir sind sehr stolz auf das, was wir in den vergangenen Monaten erreicht haben", so Gerd Götz, der Sprecher von Philips Deutschland. Das Betriebsergebnis der deutschen Tochter des niederländischen Elektronikriesen kletterte im abgelaufenen Geschäftsjahr bei nahezu gleichem Umsatz von 384 auf 460 Mill. DM. "Überproportional positiv" schlug dabei die Unterhaltungselektronik zu Buche.

Überkapazitäten, Preisverfall, die knallharte Konkurrenz und eine gewisse Sättigung des Marktes machen den Herstellern der klassischen Produkte der Unterhaltungselektronik wie Fernsehgeräte, Videorecorder oder Audiogeräte schon seit Jahren zu schaffen. Fieberhaft mühen sich darum die beiden Marktführer Sony und Philips, sich mit neuen Anwendungen neue Märkte zu erschließen.

Während Sony bei der Entwicklung von neuen Produkten meist auf bestehenden Produkten aufbaut, geht der bei der Produktentwicklung als sehr innovativ geltende Philips-Konzern häufig auch neue Wege. Nicht immer hatten die Niederländer bei der Markteinführung ihrer Produkte indes ein glückliches Händchen. Die Liste der Flops ist beeindruckend lang. Der Vorwurf der Kritiker: Philips habe technisch hervorragende Produkte oftmals zum falschen Zeitpunkt oder zum falschen Preis lanciert. Doch aus den Fehlern der Vergangenheit haben die Niederländer gelernt. Ihre neuen Produkte versuchen auch sie nun an Weltstandards zu orientieren. Auch Sony versucht mit neuen digitalen Produkten, sich auf dem schwierigen Hifi-Markt zu behaupten. Das Geschäft mit neuen ertragsstarken Camcordern hat der Konzern kräftig ausgebaut.

Um sich gegen die Computerkonzerne, die in die angestammten Märkte der Hersteller von Konsumelektronik drängen, behaupten zu können, sind Sony oder Philips dazu gezwungen, neue Technologien in ihren traditionellen Bereichen erfolgreich anzuwenden. Ein Beispiel dafür sind die Videospiele, die sich zu einem der größten Kassenschlager der Unterhaltungselektronik entwickelt haben.

Knallhart konkurrieren Philips und Sony um die Gunst des Publikums. Doch im Konkurrenzkampf mit den Computerherstellern haben sie durchaus gemeinsame Interessen. So kündigten beide zu Jahresbeginn eine Allianz zur Schaffung eines einheitlichen Software-Standards an, mit dem sich Fernseher, Videorecorder und Computer über das Internet verbinden lassen.

Thomas Roser

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