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Wirtschaft: Am Ende unter Spannung

Harald Wolf besucht Berliner Energieunternehmen

Von Katrin Schulze

Berlin - In den letzten Tagen seiner Amtszeit riskiert Harald Wolf lieber nichts mehr. Besonders würdevoll mögen die Stöpsel in Neongelb zwar nicht aussehen, die jetzt aus seinen Ohren herauslugen. Aber wenigstens schützen sie ihn vor dem Krach, der durch den Raum wummert. Was dröhnt wie eine Flugzeugturbine ist ein Bioerdgas-Blockheizkraftwerk der Firma SES Energiesysteme GmbH. Sie ist am Mittwoch die erste von drei Stationen auf einer kleinen Tour des Wirtschaftssenators durch das innovative Berlin.

Der Besuch dient dem Senator als Vorbereitung auf die Wirtschaftskonferenz zum Thema „Energie – Technik – Effizienz“ am kommenden Mittwoch. Damit geht die nunmehr beinahe zehn Jahre andauernde Amtszeit des Bürgermeister von der Linken in einer Woche mit einer dankbaren Thematik zu Ende. Schließlich gibt es um die Bedeutung erneuerbarer Energien eher wenig politischen Zwist. „Das Thema Energie ist für die wirtschaftliche Entwicklung Berlins sehr wichtig“, sagt Wolf dann auch in einer kleinen Kaffeepause. „Es ist ein guter Wachstumsmarkt.“

Um das bestätigt zu bekommen, braucht man nur Steffen Feodorow zu fragen. „Seit der Atomausstieg beschlossen worden ist, hat ein Run eingesetzt“, sagt der Mann von SES. Europaweit vertreibt Feodorows Firma Heizkraftwerke von 20 bis 2 000 Kilowatt, und bis Ostern hin ist sein Unternehmen mit Aufträgen eingedeckt. Die gute Wünsche des Senators hat das Unternehmen da gar nicht nötig, Wolf verteilt sie trotzdem. Er schüttelt noch zwei Hände und muss dann auch weiter. Vorbei an Köpenicker Kleingärten geht es zu KBB Kollektorbau.

Die Firma in Schöneweide liefert der Heizungsindustrie die wichtigsten Komponenten thermischer Solarsysteme – Kollektoren, Absorber und Zubehör – und hat turbulente Zeiten hinter sich. Ähnlich rasant wie es mit der Solarbranche in Deutschland einst aufwärts ging, ist es zuletzt abwärts gegangen. Dass KBB inzwischen hauptsächlich vom Export lebt, ist bezeichnend. Doch obwohl auch der Wirtschaftssenator in diesem Zusammenhang von einem „schwierigen Umfeld“ spricht, ist es ihm wichtig zu betonen, dass jede zweite Solarzelle in Deutschland aus der Hauptstadtregion kommt – auch mit Hilfe von KBB Kollektorbau. In der Produktionsstätte des Berliner Unternehmens knattert und fiept und scheppert es. Und Harald Wolf muss – diesmal ohne Ohrenstöpsel – schon genau hinhören, als ihm die genauen Abläufe erklärt werden. Wie viel Stück denn hier pro Schicht produziert werden? Etwa 100, heißt es.

Bei BAE Batterien, Wolfs letzter Station an diesem Tag, schaffen sie etwas mehr, was allerdings vor allem an der herzustellenden Ware liegt. Von Berlin-Köpenick aus liefert BAE Batterien in die ganz Welt; größter Abnehmer ist ein Unternehmen in Kanada. Wirtschaftssenator Harald Wolf scheint angetan, sowieso sieht er entspannt aus. So als habe er sich inzwischen mit der Tatsache angefreundet, dass Jobs in der Politik endlich sind. Eines allerdings möchte er am Ende seiner mittwöchlichen Tour gegenüber den Unternehmen dann doch noch loswerden: Auch als Oppositionspolitiker wird er sich ausgiebig um das Thema Energie kümmern. Katrin Schulze

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