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Wirtschaft: Am Ölmarkt lässt der Druck nach

Der Preis für den Rohstoff fällt – die Opec rechnet mit wachsenden Förderreserven

Berlin - Die Furcht vor einem Engpass bei der Ölversorgung schwindet an den Börsen langsam. Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) senkte am Dienstag sogar ihre Prognose für die weltweite Ölnachfrage in diesem Jahr – wenn auch nur leicht. In New York notierte ein Barrel (159 Liter) bei 48,50 Dollar knapp unter dem Vortagesstand. Ölmarktexperten gehen davon aus, dass der Preis weiter nachgeben wird. Auch die Opec hat sowohl steigende Öl- als auch Benzinvorräte in Verbraucherländern registriert und geht in ihrem Monatsbericht davon aus, dass die Nachfrage durch die Förderländer auch im weiteren Jahresverlauf befriedigt werden kann.

Anfang April hatte der Ölpreis ein historisches Hoch erreicht. In New York kletterte die Notierung auf mehr als 58 Dollar je Barrel. Und an den Börsen wurde schon über Preise von bis zu 100 Dollar spekuliert. Doch seitdem haben eine Reihe guter Nachrichten dafür gesorgt, dass Öl wieder billiger geworden ist. Vor allem die US-Vorräte an Rohöl und Treibstoffen liegen im langjährigen Vergleich relativ hoch. Außerdem ist die Nachfrage aus China, deren starkes Wachstum die Märkte im vergangenen Jahr überrascht hatte, zwar weiterhin hoch, hält sich aber im Rahmen der Erwartungen. Dadurch wurden den Spekulationen, es könne zu einem Versorgungsengpass kommen, weitgehend die Grundlagen entzogen.

Davon profitieren auch die Verbraucher in Deutschland. Helmut Buchmann vom Fachdienst Oil Market Report (OMR) sagte dem Tagesspiegel, der Preistrend bei Diesel und Heizöl sei „klar nach unten gerichtet“. Auch beim Benzin sieht es aktuell besser aus, auch wenn der Preisrückgang nicht ganz so stark wie beim Öl ist. Im Bundesdurchschnitt liegt der Literpreis bei 1,169 Euro – ein Cent unter dem Aprilschnitt. Die Tankstellenbetreiber hatten im vergangenen Monat ihre Margen etwas erhöht, nachdem sie im ersten Quartal teilweise Verluste gemacht hatten. Jetzt sei davon auszugehen, dass mit sinkenden Benzinpreisen an der Börse von Rotterdam auch die Preise an den deutschen Stationen nachgeben werden, sagte RainerWiek vom Fachblatt Energie-Informationsdienst (EID).

Doch Unsicherheiten bleiben. Vor allem die USA können in den nächsten Wochen für steigende Benzinpreise sorgen. „Die Gefahr bleibt“, sagte Buchmann vom OMR. In den vergangenen Jahren sorgten große Benzinbestellungen aus den USA jeweils im Frühjahr – mit Beginn der so genannten Fahrsaison – auch in Europa für Ausschläge bei den Tankstellenpreisen. Denn in vielen US-Bundesstaaten wurden die Umweltanforderungen für Treibstoffe verschärft, oft sind die amerikanischen Raffinerien aber nicht in der Lage, schnell genug und ausreichend zu produzieren. Da die europäischen Raffinerien tendenziell moderner sind und in der Regel Überkapazitäten haben, werden Engpässe in den USA durch Bestellungen in Europa ausgeglichen. In diesem Jahr blieben große Orders aber bisher aus. „Es gibt aber bei den US-Raffinerien keine grundsätzlich bessere Situation“, sagte EID-Experte Wiek. Und die große Reisewelle stehe noch aus. Damit könne auch noch keine Entwarnung gegeben werden.

Die Opec rechnet wiederum nicht mit einem starken Preisverfall beim Benzin. Er sei unwahrscheinlich auf Grund beschränkter Raffineriekapazitäten und möglicher Produktionsausfälle. Immerhin sieht die Opec aber eine Entspannung bei der Rohölproduktion. Die Nachfrage könne befriedigt werden, schreibt das Kartell in seinem Monatsbericht. Außerdem werde die Förderreserve wahrscheinlich am Jahresende bei zehn Prozent der Produktion liegen – „ein ausreichender Puffer, um einen unerwarteten Förderausfall auszugleichen“. Das Schwinden dieses „Furchtfaktors“ werde voraussichtlich zu einer weiteren Entspannung an den Börsen führen, schätzt die Opec. Das wiederum werde dafür sorgen, dass sich Finanzinvestoren zurückziehen, die sich zuletzt mit Aussicht auf kurzfristige Gewinne verstärkt am Ölmarkt engagiert hatten.

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