zum Hauptinhalt
Zustellung ohne Bote. Für Amazon liegt die Zukunft der Logistik in der Luft. Der „Octocopter“, so genannt wegen der acht Motoren, trägt das Logo des Konzerns. Der geschwungene Pfeil soll ein Lächeln symbolisieren. Unten hängt eine gelbe Box für die bestellte Ware. Foto: dpa

© dpa

Amazon plant Drohne: Kommt ein Päckchen geflogen

Der Onlineversand Amazon will seine Kunden in den USA künftig per Drohne beliefern – Experten sprechen von einem PR-Coup. Doch konkrete Forschung gibt es auch schon in Deutschland.

Berlin - Im Werbefilmchen auf Youtube wirkt die Sache fast wie ein Kinderspiel. Im Netz wirbt der Online-Händler Amazon für einen Lieferservice, der nach Aussage von Firmengründer Jeff Bezos schon bald Realität werden könnte: Den Paketversand per Drohne. „Prime Air“ nennt das Unternehmen die neue Dienstleistung, mit der Amazon künftig Kunden in den USA innerhalb von einer halben Stunde nach der Bestellung mit Waren bis zu einem Höchstgewicht von 2,5 Kilogramm beliefern will – und die dabei gänzlich ohne Boten auskommt.

Der Clip zeigt einen von Elektromotoren angetriebenen Minihubschrauber, der sich im Amazon-Lager vollautomatisch mit der bestellten Ware bestückt, in den Himmel steigt und wenig später vor den Stufen eines Einfamilienhauses landet, seine Ladung ablegt und wieder abhebt. Dann öffnet sich die Tür und der Empfänger hebt freudestrahlend sein Päckchen auf.

Bislang ist diese Art der Zustellung noch eine Vision. Laut Firmenchef Bezos könnte sie aber bereits in einigen Jahren Realität werden. Amazon habe für den Drohnen-Lieferservice bereits einen entsprechenden Antrag bei der Flugaufsicht FAA gestellt, sagte Bezos in der US-Fernsehsendung „60 Minutes“ am Sonntag. Allerdings sei noch viel Forschungsarbeit nötig, um den Dienst robust und verlässlich zu machen. In vier bis fünf Jahren könnte es losgehen. „Es klingt wie Science Fiction, ist es aber nicht“, sagte Bezos. „Es wird funktionieren. Und es wird Spaß machen.“

Beim weltgrößten Onlinehändler gehen derzeit allein in den USA rund 300 Bestellungen pro Sekunde ein. Sollte nur ein Bruchteil dieser Waren per Drohne ausgeliefert werden, müssten in Großstädten Tausende von Flugobjekten unterwegs sein. Mit einer Reichweite von nur 16 Kilometern müssten in Städten wie New York oder Los Angeles etliche Verteilungszentren für die „Prime Air“-Waren gebaut werden, um das Logistik-Netzwerk engmaschig genug zu knüpfen. Derzeit ist der gewerbliche Einsatz von Drohnen in den USA noch untersagt.

In Deutschland dürfen solche unbemannten Flugkörper nur in die Luft, so lange sie in Sichtweite der Person bleiben, die das Gerät steuert – und brauchen eine sogenannte Aufstiegserlaubnis der für den jeweiligen Luftraum zuständigen Luftfahrtbehörde. „Was Amazon plant, ist in Deutschland ferne Zukunftsmusik“, sagt daher Wolfgang Fried, Leiter der Gemeinsamen Oberen Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg. Laut Fried greifen in Deutschland vor allem Fotografen immer wieder auf Drohnen zurück, um beispielsweise Luftaufnahmen von bestimmten Immobilien zu machen.

In absehbarer Zeit könnten die unbemannten Flugkörper durchaus auch in anderen Bereichen zum Einsatz kommen, sagt Drohnenforscher Albert Claudi. Der Wissenschaftler entwickelt an der Universität Kassel Applikationen für Drohnen – er erforscht, wo unbemannte Flugkörper sinnvollerweise eingesetzt werden können. „Ich weiß nicht, ob ein Paketlieferservice dazugehört“, sagt Claudi. Offenbar ist Amazon aber nicht das einzige Logistikunternehmen, das über den Einsatz von Drohnen nachdenkt: Auch DHL, die Paket-Tochter der Deutschen Post habe mit einem Forschungsprojekt zum Einsatz eines „Paketkopters“ begonnen, sagte eine Sprecherin.

Aus der Sicht von Forscher Claudi gibt es für die unbemannten Flugkörper aber auch noch die eine oder andere Verwendung außerhalb von Wirtschaft und Militär. So könnten Drohnen bereits innerhalb der kommenden fünf Jahre beispielsweise die Überwachung und das Schadenmonitoring von technischen Anlagen übernehmen oder als Plattform für Messungen dienen. So könnten sie Hochspannungsleitungen abfliegen und auf Schäden untersuchen. Aber auch nach Naturkatastrophen könnten Drohnen zum Einsatz kommen – etwa, um Schadstoffe oder Radioaktivität in der Luft zu messen. „Allerdings müssen die Dinger dann zuverlässig und sicher sein“, sagt Claudi. „Im Moment haben Drohnen noch das Image des Modellfliegens und Bastelns.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false