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Wirtschaft: Amazon wächst um jeden Preis

Konkurrenz mit Apple sorgt für sinkende Gewinne.

Frankfurt am Main, Düsseldorf - Es ist ein Spiel mit dem Feuer, das Amazon-Chef Jeff Bezos betreibt. Seine Devise lautet: wachsen, wachsen, wachsen – um jeden Preis. Dafür nimmt der weltgrößte Onlinehändler im laufenden Quartal sogar Verluste in Kauf. Die Strategie ist gewagt, denn sie vergrault auf Dauer die Anleger.

Sie ist aber nötig, damit der US-Konzern seine ehrgeizigen Ziele erreicht: Mit der aggressiven Expansion will Amazon seine Weltmarktführerschaft im Onlinehandel verteidigen und Konkurrent Apple angreifen. Die Voraussetzungen sind gut: Nur Amazon bietet ebenso wie Apple sowohl digitale Inhalte wie Musik als auch Geräte wie das Tablet Kindle Fire an.

Der doppelte Vorstoß hat Amazon im abgelaufenen Quartal aber das Geschäft verhagelt: Um 58 Prozent ist der Nettogewinn eingebrochen, das operative Ergebnis (Ebit) sank um 45 Prozent auf 260 Millionen Dollar. Und das, obwohl der Umsatz 35 Prozent auf 17,4 Milliarden Dollar gestiegen ist.

Schuld daran ist nach Meinung von Analysten unter anderem eine Subventionierung der Amazon-Lesegeräte aus der Kindle-Familie und des Tablet-Computers Kindle Fire. Der Onlinehändler verkauft das Tablet für 199 Dollar und damit nach Ansicht der Marktforscher von IHS isuppli unter den Herstellungskosten, die sie auf 202 Dollar schätzen. Apples iPad2 ist erst ab 499 Dollar zu haben.

Wie viele Tablets Amazon bereits verkauft hat, gibt das Unternehmen nicht bekannt. Die Analysten von BGC Partners gehen von 4,5 Millionen Stück aus. Der Absatz aller Kindle-Geräte legte laut Amazon in den neun Wochen vor Jahresende um 177 Prozent zu. Amazon hat sich mit seinen Kindle-Geräten neben Samsung bereits zum einzigen ernst zu nehmenden Wettbewerber von Apple gemausert. Anders als Amazon bietet Samsung aber keine eigenen Inhalte an.

In dem klassischen Geschäftsfeld von Amazon, dem Onlinehandel, ist Unternehmenschef Jeff Bezos ähnlich energisch: Um die Wettbewerber im boomenden Internethandel in Schach zu halten, baut er seine Logistikinfrastruktur massiv aus. Zahlreiche neue Lieferzentren entstehen, die einen schnellen und reibungslosen Versand der Ware ermöglichen sollen.

Bezos hat seine Investoren gestern bereits darauf vorbereitet, dass sie kurzfristig keine Besserung erwarten können. Für das laufende Quartal stellt er ein Umsatzwachstum zwischen 22 bis 36 Prozent in Aussicht. Für das operative Ergebnis gibt er einen breiten Korridor von plus 100 Millionen bis minus 200 Millionen Dollar vor. Vorübergehend leisten kann sich Amazon die schlechten Ergebnisse dank der starken Bilanz zwar: Das Unternehmen besitzt 9,6 Milliarden Dollar an Zahlungsmitteln und keine langfristigen Bankschulden.

Was die Anleger aber vor allem stört, ist, dass die Gewinne nicht mehr mit dem Umsatzwachstum mithalten. Seit 2002 sind die Umsätze jährlich um über 30 Prozent gestiegen. Im vergangenen Jahr erzielte Amazon mit 100 Dollar Umsatz aber nur noch 1,8 Dollar Gewinn. Die Investoren waren geschockt: Die Aktie verlor gestern bis zu elf Prozent.Susanne Metzger, Ulf Sommer (HB)

Susanne Metzger[Ulf Sommer (HB)]

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