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Wirtschaft: Amerikas Manager bangen um ihr Spielzeug

Heute entscheidet ein Richter in einem Patentstreit, ob Blackberry seinen beliebten Dienst weiter anbieten darf

Berlin - Viele amerikanische Manager müssen möglicherweise nach diesem Freitag auf ihr Lieblingsspielzeug verzichten. Dann könnte Bezirksrichter James Spencer in Richmond Virginia anordnen, dass der E-Mail-Dienst für Blackberrys abgeschaltet wird. Blackberry, das ist ein handflächengroßes Gerät mit Tastatur, quasi ein tragbares Büro, mit dem man auch unterwegs bequem im Internet surft oder E-Mails versenden und empfangen kann. Rund drei Millionen Amerikaner nutzen dieses Gerät – vor allem Manager, aber auch Geheimdienste und Regierungsbeamte. Doch die Firma NTP wirft dem kanadischen Hersteller des Blackberry, der Firma Research In Motion (RIM) vor, Patentrechte verletzt zu haben.

Die erste Klage reichte NTP bereits im Jahr 2001 ein. Am heutigen Freitag findet nun die vermutlich letzte gerichtliche Anhörung in dem Fall statt. Danach könnte Richter Spencer die Abschaltung des Dienstes für die bereits verkauften Geräte anordnen. Betroffen sind nur Blackberry-Nutzer in den USA, „weil die strittigen Patente nur dort angemeldet wurden“, erklärt Nicole Urhahn-Schmitt von RIMs PR-Agentur Hotwire. Spencer kann aber auch Änderungen für zukünftige Geräte verlangen.

Viele Manager haben inzwischen ein so intimes Verhältnis zu ihrem Kommunikationsgerät entwickelt, dass sie als süchtig gelten. In Anlehnung an die Droge Crack trägt das Gerät bereits den Spitznamen „Crackberry“. Für den Fall, dass RIM den Gerichtsstreit verliert, hat das Unternehmen vor wenigen Tagen eine neue Softwareversion vorgestellt, die die NTP-Patente umgehen soll. RIM will die neue Softwareversion auf den zukünftig verkauften Geräten installieren. Wenn RIM vor Gericht verliert, schaltet das Gerät auf die neue Softwareversion um. Ob das Update auch auf bereits verkauften Geräten installiert werden muss, hängt vom Gerichtsurteil ab.

Die Besitzer des Blackberry würden durch die neue Software beim Gebrauch des Gerätes keine Veränderung bemerken, versichert RIM. Ob das Update auch richtig funktioniert, ist unklar. Im großen Stil getestet wurde es freilich noch nicht. Der Netzbetreiber T-Mobile soll es Medienberichten zufolge geprüft haben, wollte sich aber nicht dazu äußern. Wenn RIM vor Gericht verliert, erleben die Blackberry- Süchtigen spannende Stunden der Prüfung. Der Hersteller versucht vorsorglich schon einmal, sein Image aufzupolieren und startet in Europa eine breite Anzeigenkampagne.

RIM würde es lieber vermeiden, das Update im Masseneinsatz zu testen und zieht es vor, NTP eine Entschädigung zu zahlen. Auch NTP strebt das an. Einen 450-Millionen-Dollar-Vergleich der beiden Firmen ließ das Gericht im März allerdings nicht zu.

Unterdessen hat RIM prominente Schützenhilfe durch das amerikanische Justizministerium erhalten. Denn auch zehntausende Regierungsangestellte nutzen den Blackberry. Wichtige Regierungsdienste könnten ohne den Dienst nicht mehr arbeiten, schrieb das Ministerium an den Richter. Dazu zählen auch die Armee und die Geheimdienste CIA und NSA. Für diese müsse der Blackberry-Dienst erhalten bleiben, fordert das Ministerium. Die US-Regierung setzt seit den Terroranschlägen von 2001 auf den Blackberry. Damals brachen die Handy-Netze in New York und Washington zusammen, während die Blackberrys weiter funktionierten.

Friedrich Geiger

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