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Wirtschaft: Analysten nehmen jetzt konjunktursensible Aktien ins Visier

Der Deutsche Aktienindex (Dax) ist seit Oktober letzten Jahres von einem Hoch zum nächsten gejagt. Seit Mitte dieser Woche scheint die Stimmung schlechter zu werden - vereinzelt werden Gewinnmitnahmen beobachtet.

Der Deutsche Aktienindex (Dax) ist seit Oktober letzten Jahres von einem Hoch zum nächsten gejagt. Seit Mitte dieser Woche scheint die Stimmung schlechter zu werden - vereinzelt werden Gewinnmitnahmen beobachtet. Dennoch bleibt die Grundstimmung optimistisch. Der Dax werde die 8000-Punkte-Marke überschreiten, sagt Kerstan von Schlotheim, Fondsmanager bei Adig. Dennoch erwarten viele Experten kurzfristig eine Korrektur. "Es wird nicht geklingelt, bevor es an der Börse bergab geht", warnt Werner Müller, Fondsmanager des Victoria Eurokapital. Dennoch verkaufe bisher niemand massiv. "Alle wollen bei der Party dabei sein - aber jeder tanzt möglichst nahe an der Tür, um schnell aussteigen zu können", beschreibt ein Fondsmanager die Situation.

Heiko Bienek, Leiter Aktienanalyse bei Independent Research in Frankfurt, hält den Markt derzeit für "überhitzt". Trotzdem sei, "was gestern noch als teuer galt, heute noch kaufenswert", sagt Frank Tonsen, Manager des Veri Valeur Fonds. Wenn es mit den Kursen bergab gehe, werden aber vor allem die bisherigen Gewinner Federn lassen müssen, ist Müller überzeugt. Er wappnet sich gegen Kurseinbrüche, indem er einen Teil des Fondsvermögens liquide hält. Damit will er in Zukunft neben den alten Favoriten auch Chemie-Titel kaufen.

Wie bei vielen deutschen Aktienfonds machen auch beim ABN Amro Germany Equity die bisherigen Top-Performer Deutsche Telekom, Siemens und Mannesmann immer noch den Löwenanteil aus. "Man kann sich nicht gegen den Strom stellen", sagt Tonsen. Wirklich interessante, billige Turn-around-Kandidaten gebe es aktuell nicht, ist auch Brigit Bachmann, Fondsmanagerin bei Deka, überzeugt. Auch die Mehrzahl der Analysten sieht die Kursentwicklung der alten Kurs-Raketen weiterhin optimistisch.

"Lediglich die Bankgesellschaft Berlin rät flexiblen, kurzfristig orientierten Anlegern: "Jetzt Gewinne mitnehmen." Die Hinweise auf bevorstehende Kurseinbrüche würden sich verdichten. Die Renditen langfristiger Anleihen seien in den letzten Wochen ständig gestiegen. Damit werde der Rentenmarkt gegenüber dem Aktienmarkt immer attraktiver, erläutert Günter Senftleben, Aktienstratege der Bankgesellschaft Berlin. Wer dagegen seine Aktien langfristig halten möchte, könne die Ruhe bewahren und sollte seine Papiere behalten. Neueinsteigern rät die Bank, erst in der Konsolidierungsphase zu kaufen.

Konkrete Verkaufsempfehlungen zu Einzeltiteln sucht der ratlose Anleger aber wie Nadeln im Heuhaufen. Sal. Oppenheim hält Mannesmann zwar für fundamental überbewertet und rät grundsätzlich zum Verkauf. Die Frist für den Umtausch in Vodafone-Aktien (7. Februar) sollte aber noch abgewartet werden, rät Frank Rothauge. Hoffnungsvoll blickt Sylvia Solomon, Managerin des Baring German Growth, auf die Zukunft der zyklischen Aktien (wie Maschinenbau oder Autoaktien). Auch Stefan Eck, Manager des HMT Proinvest hat unter anderem die Chemiebranche bereits "deutlich übergewichtet". Er erwartet eine so genannte "Sektorrotation": Anleger werden Technologie- und Wachstumswerte verkaufen und sich auch konjunktursensible Titel ins Depot legen, zum Beispiel BASF. Heiko Bienek traut BASF auf Jahresfrist mehr Potenzial zu, als der Deutschen Telekom. Die Stunde der Zykliker werde aber erst schlagen, wenn es wirklich zu einer Korrektur komme - und Anleger sich auf die bisher vernachlässigten Titel stürzen, sind Fondsmanager überzeugt.

Auslöser eines Einbruchs könnte etwa eine höher als erwartet ausfallende Zinserhöhung der amerikanischen Notenbank Fed sein. Die Mehrheit der Strategen rechnet damit, dass die Fed bei ihrer nächsten Sitzung am 1. Februar die Leitzinsen um 25 Basispunkte erhöhen wird. Pessimisten halten auch eine Erhöhung um 50 Basispunkte für möglich. Die Europäische Zentralbank werde dann ebenfalls die Zinsen erhöhen, erwartet Adig-Fondsmanager von Schlotheim. Auch deutliche Verluste an der US-Wachstumsbörse Nasdaq könnten die Kurse drücken, argwöhnt sein Kollege Müller von der Victoria KAG.

Petra Schwarz

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