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Wirtschaft: Analysten trauen der Aktie wieder einiges zu

Adidas-Konzernchef Robert Louis-Dreyfus gibt sich betont sportlich. Wo andere Manager seines Kalibers in feinem Stoff repräsentieren, trägt der Franzose ein Poloshirt der Marke mit den drei Streifen.

Adidas-Konzernchef Robert Louis-Dreyfus gibt sich betont sportlich. Wo andere Manager seines Kalibers in feinem Stoff repräsentieren, trägt der Franzose ein Poloshirt der Marke mit den drei Streifen. Diese Attitüde behält er auch sprachlich bei. "Wie manchem Aufsteiger ist auch uns die erste Saison im Oberhaus des Aktienmarktes nicht ganz leicht gefallen," sinnierte der Miteigentümer des Konzerns vor kurzem mit Blick auf die derzeit laufende, erste Spielzeit der Herzogenauracher im elitären Club der Dax-Mitglieder.

Ins Stolpern gebracht hat die lange als Börsenliebling geltende Marke jüngster Expansionsdrang. Grund dafür ist vor allem der 2,4 Mrd. DM teuere Kauf des französischen Skiproduzenten Salomon und das Einbrechen der wichtigsten Golfsportmärkte. Als "Flop" und "Kuckucksei im Nest" der neuen Adidas-Salomon AG rügten Aktionäre zuletzt den neuen Konzernteil. Die marktbedingten sowie hausgemachten Probleme schlagen sich auch in der Profitabilität nieder. Im ersten Quartal 1999 brach der Vorsteuergewinn um ein gutes Drittel ein. Im Vorjahr haben die Kosten der Salomon- Übernahme sogar 322 Mill. DM Verlust in der Bilanz hinterlassen. Das Salomon-Management ist mittlerweile ausgewechselt, die Aufräumarbeiten seien in vollem Gange, beteuerte Adidas zuletzt. Möglicherweise sei Salomon etwas zu teuer gewesen, räumte Louis-Dreyfus ein. Die Ergebnisse würden dieses Jahr aber wieder um zehn bis 15 Prozent auf rund 450 Mill. DM verbessert, versprach Finanzchef Dean Hawkins.

Vom Markt erhält Adidas-Salomon indessen kaum Impulse. In Deutschland konnte der Sportartikelumsatz im Vorjahr gerade um ein Prozent auf gut 20 Mrd. DM zulegen. Das laufende Jahr brachte bislang ein Plus von zwei Prozent, wobei immerhin das Adidas-Hauptprodukt Sportschuhe überdurchschnittlich gut laufe, betonte gerade der heimische Sportfachhandel. Auch in den USA wuchs der Markt mit zuletzt rund drei Prozent plus auf 85 Mrd. DM nur verhalten. In Japan kämpft die Branche bei einem leichten Marktrückgang um ein Prozent auf 14 Mrd. DM immer noch um die Käufergunst. Das und die Probleme im eigenen Haus dürften die Umsätze der Herzogenauracher dieses Jahr bei zehn Mrd. DM stagnieren lassen, schätzte Louis-Dreyfus noch vor kurzem. Heute will er die Halbjahreszahlen für seinen Konzern präsentieren. Die dürften erste Hinweise dafür liefern, ob die Sportartikler wirklich, wie vom Management behauptet, wieder auf dem Sprung zu besseren Zeiten sind.

Die Frankfurter BHF-Bank geht offenbar davon aus. Vor wenigen Tagen hat sie ihr Anlageurteil für die Adidas-Salomon-Aktie jedenfalls von "Halten" auf "Kaufen" heraufgesetzt. Es bestünden gute Chancen, dass sich der Konzern im zweiten Halbjahr besser entwickle als der Markt. Der Aktienkurs von zuletzt 80 Euro soll, nach Einschätzung der BHF-Bank, binnen sechs Monaten auf 110 Euro klettern. Damit wäre die Aktie freilich von ihrem Höchst von über 160 Euro immer noch ein gutes Stück entfernt. Die Berliner Bankgesellschaft beurteilt das Papier dagegen skeptischer. Der Sportartikler werde den Jahresgewinn 1999 wohl nur um sechs bis sieben Prozent steigern können, also nur um die Hälfte der angekündigten Rate, schätzte ein Analyst. Es sei unsicher, ob die Herzogenauracher schon den Boden erreicht hätten. Zwar biete Salomon Spielraum für Verbesserungen. Entscheidend sei aber die Entwicklung in den USA, dem weltgrössten Sportartikelmarkt. Dort hat Adidas-Salomon in den letzten Jahren kräftig gegenüber den einst schier übermächtigen Konkurrenten aufgeholt und peilt für das Jahr 2000 auch einen US-Börsengang an.

Immerhin 38 Prozent aller Adidas-Sportschuhe wurden zuletzt in Nordamerika verkauft. Derzeit kämpfen dort jedoch alle traditionellen Sportartikler mit dem Eindringen von Modemarken in ihr Segment. Adidas-Wettbewerber mussten deswegen zuletzt um bis zu 43 Prozent schrumpfende Auftragseingänge verkraften.

tmh

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