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Die Energiewende hat dem Versorger RWE schwer zugesetzt.

© dpa

Angeschlagener Versorger: RWE fällt noch tiefer

Nach der Streichung der Dividende stürzt die Aktie ab. Den kommunalen Anteilseignern stehen schwere Zeiten bevor.

Die Leidensfähigkeit der Aktionäre von RWE wird seit Fukushima strapaziert, doch so bitter wie am Mittwoch war es noch nie. Fast 14 Prozent verlor die Aktie, nachdem der Vorstandsvorsitzende Peter Terium einen Verlust für 2015, die weitgehende Streichung der Dividende und einen trostlosen Ausblick auf 2016 kommuniziert hatte. Nach Einschätzung der Börse ist der zweitgrößte Stromkonzern nach Eon kaum noch zu retten. Das Geschäft mit der konventionellen Stromerzeugung – bei RWE ist das vor allem Braunkohle – läuft miserabel, auf den Wert der Kraftwerke schrieb der Vorstand jetzt 2,1 Milliarden Euro ab. Unterm Strich blieb dann ein Verlust von 200 Millionen Euro für 2015. Und damit kein Geld mehr für die Besitzer von Stammaktien. Nur die Vorzugsaktionäre erhalten 13 Cent je Anteilsschein, was in Summe auf eine Ausschüttung von fünf Millionen Euro hinausläuft.

In den vergangenen beiden Jahren, die auch schon durch die Energiewende erheblich belastet waren, hatte der Essener Konzern immerhin noch jeweils 615 Millionen Euro an Dividende gezahlt, je Aktie ein Euro. Für viele Städte und Landkreise im Ruhrgebiet war die RWE-Dividende eine feste Größe auf der Einnahmeseite, die Kommunen halten knapp ein Viertel der Aktien. Entsprechend entsetzt reagierten einige Aktionärsvertreter. „Das übertrifft meine schlimmsten Albträume“, sagte Lars Martin Klieve, Kämmerer von Essen, der Deutschen Presseagentur.

Auch Eon-Papiere werden nach unten gezogen

Allein in Essen fehlen wegen des Dividendenausfalls in diesem Jahr rund 18 Millionen Euro. Konzernchef Terium, der nicht das beste Verhältnis zu seinen kommunalen Anteilseignern hat, begründete seine Dividendenempfehlung, die von der Hauptversammlung im April bestätigt werden muss, auch mit „aktuellen politischen Risiken“. Derzeit verhandeln die Energieversorger mit der Bundesregierung über die Finanzierung des Atomausstiegs. Die Aktie von Marktführer Eon wurde von RWE mit nach unten gezogen – aber nur um rund 1,5 Prozent. Eon-Chef Johannes Teyssen hat seinen Aktionären eine Dividendengarantie von 50 Cent gegeben.

Beide Konzerne haben ihre Aufspaltung beschlossen, in jeweils zwei Unternehmen; das eine umfasst die konventionelle Stromerzeugung, das andere die Bereiche erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb. Terium bekräftigte die Absicht, zehn Prozent der neuen Gesellschaft durch die Ausgabe von Aktien bis Ende dieses Jahres an die Börse zu bringen. Ansonsten forciert der RWE-Chef das bereits seit Jahren laufende „Effizienzsteigerungsprogramm“, bis 2018 sollen 900 Millionen Euro gespart werden. Und zwar eher nicht durch den weiteren Abbau von Arbeitsplätzen, gut 55 000 Beschäftigte verdienen ihren Lebensunterhalt in dem Krisenkonzern, der mit rund 25 Milliarden Euro verschuldet ist. Immerhin: Mithilfe des Verkaufserlöses für die RWE Dea fiel der Schuldenstand 2015 um rund ein Fünftel.

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