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Wirtschaft: Angesichts glänzender Geschäftszahlen ist kaum mit Unmut zu rechnen

Der Münchner Siemens AG steht im Vergleich zu Vorjahren an diesem Donnerstag eine ruhige Hauptversammlung ins Haus. Abgesehen von fast traditioneller Kritik am Atomkurs des Konzerns ist angesichts glänzender Geschäftszahlen und eines steigenden Aktienkurses kaum mit Unmut zu rechnen.

Der Münchner Siemens AG steht im Vergleich zu Vorjahren an diesem Donnerstag eine ruhige Hauptversammlung ins Haus. Abgesehen von fast traditioneller Kritik am Atomkurs des Konzerns ist angesichts glänzender Geschäftszahlen und eines steigenden Aktienkurses kaum mit Unmut zu rechnen. Der Börsenwert des größten europäischen Elektro- und Elektronikunternehmens hat sich seit der letzten Hauptversammlung auf 200 Milliarden Mark mehr als verdoppelt.

Für Aufsehen sorgten im Vorfeld der Veranstaltung in der Münchner Olympiahalle eher Siemens-Mitarbeiter, die mit einer Bündelung von Belegschaftsaktien die Gefahr einer feindlichen Übernahme bannen wollen. Der Fall Mannesmann zeige, dass Siemens-Chef Heinrich von Pierer den Aktienkurs seines Konzerns zu Zeiten globalisierter Kapitalmärkte gar nicht hoch genug schrauben könne, um ein Aufkaufen des Traditionsunternehmens zu unterbinden, sagte der Vorsitzende des Vereins "Belegschaftsaktionäre/Unsere Aktie", Manfed Meiler. Letztlich helfe nur eine Sperrminorität vor unliebsamen Überraschungen.

Seine Überlegungen basieren auf einigen Rechenkunststücken. Derzeit liegen schätzungsweise acht bis zehn Prozent aller Siemens-Aktien bei Mitarbeitern. Interesse am Erhalt des Konzerns habe ferner die Familie Siemens, deren 6,5-prozentigen Anteil Meiler für den Fall einer feindlichen Übernahme den Mitarbeiter-Aktien zurechnet. Schon das ist umstritten. Selbst für diesen günstigsten Umstand fehlen aber immer noch 8,5 Prozent Siemens-Anteile, um auf eine Sperrminorität zu kommen. Die fehlenden Papiere haben derzeit einen Wert von 17 Milliarden Mark. Dennoch glaubt Meiler daran, die Quote binnen drei bis vier Jahren erreichen zu können. Dazu müsse die Ausgabe preisgünstiger Aktien an Mitarbeiter auf 3,6 Millionen Stück jährlich verdoppelt werden, was rechnerisch einem geldwerten Vorteil von 150 Millionen Mark entsprechen würde. Diese Papiere dürften künftig nicht mehr vor dem sechzigsten Geburtstag ihrer Eigner verkauft werden. Das ist aber schwer zu erreichen. Einmal ziehen keineswegs alle Mitarbeiter an einem Strang, wie Stichproben im Konzern ergeben. Zum anderen deutet auch die Zahl der Aktien, die der Verein bei der Hauptversammlung vertritt, auf keine allzu große Geschlossenheit der Belegschaft hin. "Unsere Aktie" hält gerade 0,2 Prozent der Siemens-Anteile.

Zum anderen dürfte Siemens bei einer verdoppelten Ausgabe von Mitarbeiteraktien erhebliche Schwierigkeiten bekommen. "Das wäre völlig kontraproduktiv," meint eine Kapitalmarktexpertin. Normalaktionäre würden sich eine Bevorzugung von Mitarbeitern nicht gefallen lassen. Immerhin erhalten Siemensianer Aktien im Schnitt zu nur zwei Dritteln des aktuellen Börsenkurses. Käme die Sperrminorität zustande, würden zudem Fonds und andere Anlegergruppen die Siemens-Aktie fallen lassen, weil damit viele Entscheidungen blockiert werden könnten. Steigen aber Großanleger aus, würde das Papier verfallen und Siemens erst recht zum leichten Opfer machen. "Honorig, aber absolut utopisch und nicht finanzierbar," urteilt die Expertin.

Meiler machen diese Einwände nicht wankelmütig. Er will den Verein, der bislang nur im Raum München aktiv ist, demnächst auf eine bundesweite Basis stellen. Bei den Siemens-Abspaltungen Epcos und Infineon sollen Ableger gegründet werden, um dort ebenfalls Mitarbeiteraktien zu poolen. Auch mit von Pierer will Meiler schon gesprochen haben. Bei Siemens weiß man davon offiziell noch nichts.

tmh

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