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Wirtschaft: Angriff auf das Handy

Bisher waren Mobiltelefone weitgehend sicher – das ändert sich/Neue Tarife schützen Eltern und Kinder vor hohen Kosten

Die Sängerin Christina Aguilera, der Rapper Eminem oder die Tennisspielerin Anna Kournikova – an hochkarätigen Nummern im Telefonbuch ihres Handys mangelte es Paris Hilton nicht. Viele der geheimen Nummern von Prominenten sind jetzt öffentlich geworden, weil Hacker sich die Daten der Hotelerbin beschafft und ins Internet gestellt haben. Paris Hiltons Misere macht deutlich: „Mit der Fortentwicklung der Handys zu kleinen Computern wächst die Gefahr, Opfer von Hackerangriffen und Viren zu werden“, warnt Michael Dickopf vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Das betrifft vor allem die modernen Smartphones. Das sind Mobiltelefone, die mit einem Betriebssystem ausgestattet sind – ganz wie der Computer auf dem Schreibtisch.

„Im Gegensatz zum Heimcomputer gibt es bei den Mobilfunk-Betriebssystemen bislang aber kein Monopol, so dass ein Hackerangriff oder ein Virus nicht gleich alle Handys lahm legt“, sagt Dickopf. Dennoch sei Vorsicht geboten: Vor allem Bluetooth sei ein besonders durchlässiges Einfallstor für Hackerangriffe. Bluetooth ist eine Funktechnik, über die zum Beispiel Visitenkarten oder Telefonlisten von Handy zu Handy übertragen werden können. Die Reichweite beträgt maximal zehn bis 15 Meter. Auf diesem Wege können Daten gestohlen werden – wie bei Paris Hilton – oder zerstörerische Programme aufs Handy gelangen: Viren vor allem.

Für Aufsehen sorgt derzeit der Virus „Cabir“. Anfänglich als harmloser Testvirus gestartet, hat er sich mittlerweile mit dem Schädling „Skulls“ gekreuzt. Das Ergebnis ist ein fieser Parasit, der nach der Installation zunächst die Symbole im Menü durch kleine Totenköpfe ersetzt und dann das ganze Betriebssystem stört. „Cabir“ verbreitet sich via Bluetooth.

Der Handynutzer kann sich aber gegen den Schädling effektiv schützen: „Wenn die Bluetooth-Funktion eine unbekannte Datei meldet, sollte man diese einfach ablehnen“, empfiehlt Dickopf vom BSI. Außerdem rät er, Bluetooth an öffentlichen Plätzen und überall dort, wo viele Menschen und Handys sind, einfach auszuschalten oder zumindest im verdeckten Modus laufen zu lassen.

Uwe Baltner, Chefredakteur des Online-Verbrauchermagazins „Xonio“ hat einen Selbstversuch unternommen. Sein Handy infizierte sich mit „Cabir“, als sich der Computerexperte bei der Mobilfunkmesse in Cannes aufhielt. Viele Handys auf engem Raum – ein ideales Umfeld für den Virus. Mit einer speziellen Software konnte Baltner den Virus wieder vom Handy entfernen. Die Software gibt es kostenlos im Internet auf den Seiten von F-Secure, Kaspersky und anderen Anbietern von Sicherheitsprogrammen. Wer sich scheut, Programme aus dem Netz auf sein Handy zu laden, sollte sich an seinen Händler wenden, rät Baltner. Der wird den Virus entfernen oder aber das Handy an den Hersteller schicken. „Als Garantieleistung ist das kostenlos“, sagt Baltner.

Besonders anfällig für Hacker und Viren sind die Handys der neuen Mobilfunkgeneration UMTS. Wie mancher PC sind diese permanent mit dem Internet verbunden, so dass nur eine Firewall – eine Art elektronisches Schutzschild – den Benutzer vor Hackerangriffen bewahrt. Versuche in Testlabors haben aber bereits gezeigt, dass vor allem Dialer ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellen. Dialer sind Wählprogramme, die eine kostenpflichtige und häufig völlig überteuerte Verbindung ins Internet herstellen. In vielen Fällen installieren sich diese Programme ohne Wissen des Nutzers auf dem PC. Er bemerkt den Schaden erst, wenn die überhöhte Rechnung kommt. Nach dem gleichen Prinzip könnten Betrüger künftig auch Nutzern von UMTS- Handys das Geld aus der Tasche ziehen.

Dialer bedrohen besonders Jugendliche, die auf der Pirsch nach Klingeltönen und „First-Love-Chats“ gerne ins Internet gehen. Einen gewissen Schutz bieten die neuen Jugendtarife, die Mobilfunkanbieter auf Druck des Verbraucherschutzministeriums anbieten: Vodafone etwa vertreibt seit Februar die „Junior-Card“, ein Spezialtarif für Kinder und Jugendliche. Die dürfen im Monat für ein von den Eltern festgesetztes Budget telefonieren und surfen. Die Abrechnung erfolgt über den elterlichen Mobilfunkvertrag. Der Vorteil gegenüber vorausbezahlten Telefonkarten (Prepaid): Die Tarife sind günstiger. Die teuren 0190er-Nummern sind bei der „Junior-Card“ ebenso wie 0900er-, 0137er- und 0180er-Nummern gesperrt. Auf Wunsch sperrt Vodafone auch Auslandsnummern und bestimmte kostspielige SMS-Dienste. T-Mobile bietet mit der „Combi-Card-Teens“ ein vergleichbares Produkt an.

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Martin Benninghoff

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