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Angriff auf Lufthansa: Air Berlin schluckt dba

Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin übernimmt ihren Konkurrenten dba. Die Berliner Airline rückt damit näher an den Marktführer Lufthansa heran. Der Kaufpreis soll laut Air-Berlin-Chef Hunold im mittleren zweistelligen Millionenbereich liegen.

Frankfurt/Main - "Wir konnten uns die Chance, unseren Wunschpartner zu gewinnen, nicht entgehen lassen", sagte Air-Berlin-Chef Joachim Hunold. Wie viel Air Berlin für die dba zahlt, wollte Hunold nicht genau beziffern. Er nannte lediglich einen "mittleren zweistelligen Millionenbetrag", den Air Berlin komplett aus der Kasse bezahlen könne. Das Magazin "Focus" nannte unter Berufung auf Beteiligte einen Preis von 120 Millionen Euro.

Mit der Übernahme wolle Air Berlin weiter wachsen. Die beiden Fluglinien ergänzten sich hervorragend, schwärmte Hunold. Es gebe kaum Überschneidungen. Während Air Berlin hauptsächlich Touristen zu Zielen in Europa befördert, kommt dba auf bis zu 70 Prozent Geschäftsreisende innerhalb Deutschlands. Ein Personalabbau sei daher nicht geplant, versicherte Hunold. Air Berlin profitiere zudem von den Start- und Landerechten der dba an den stark wachsenden Flughäfen München und Düsseldorf. Hier konnte der ehrgeizige Air-Berlin-Chef sein Geschäft zuletzt nicht weiter ausbauen, weil ihm die knappen Rechte fehlten.

Hüttmeyer: "Die dba ist pikobello saniert"

Der bisherige dba-Eigner, der Nürnberger Textilunternehmer Hans Rudolf Wöhrl, hatte die seit ihrer Gründung in roten Zahlen fliegende British-Airways-Tochter Deutsche BA im Sommer 2003 für den symbolischen Preis von einem Euro gekauft. Im Frühjahr übernahm Wöhrl zudem die Mehrheit an der defizitären Düsseldorfer Ferienflieger LTU und wollte beide Airlines enger verzahnen. Daraus wird nun vorerst nichts. "Wir kaufen nicht LTU", hieß es bei Air Berlin. "LTU und Air Berlin/dba werden ihre enge Zusammenarbeit auch weiterhin fortsetzen", erklärten die Düsseldorfer.

4,3 Millionen Passagiere flogen im vergangenen Jahr mit der dba, die zwar eigenständig bleiben soll, deren Name aber praktisch verschwindet. Damit sind die Münchener gemessen an den Passagierzahlen in Deutschland die Nummer sieben. Die dba erwirtschaftete im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Verlust vor Steuern und Zinsen (Ebit) von 30 Millionen Euro, den Air-Berlin-Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer jedoch mit dem Ausbau der Flotte rechtfertigte. "Wir kaufen hier keinen Sanierungsfall", stellte er klar. "Die dba ist pikobello saniert". Air Berlin zählte im vergangenen Jahr 13,5 Millionen Passagiere. Zusammen rechnen Air Berlin und dba in diesem Jahr mit rund 20 Millionen Passagieren.

Lufthansa bleibt gelassen

Der mit 51,3 Millionen Passagieren unangefochtene Branchenprimus Lufthansa gab sich gelassen. "Unsere Lage ändert sich durch den Zusammenschluss nicht", sagte ein Sprecher. "Wir standen schon bisher europaweit in einem harten Wettbewerb und haben uns da erfolgreich behauptet." Lufthansa sei mit Tarifen ab 99 Euro und der Beteiligung am Billigflieger Germanwings im Markt gut aufgestellt. HypoVereinsbank-Analyst Uwe Weinreich rechnet damit, dass die Lufthansa die Condor übernehmen wird.

Zur Übernahme legte Air Berlin vorzeitig seine Zahlen für das erste Halbjahr vor. Unter dem Strich stand aufgrund des verlustreichen ersten Vierteljahres ein Verlust von knapp einer Million Euro nach einem Minus von 43 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Bis zum Jahresende will Hunold einen "deutlichen Gewinn" einfliegen. Die Übernahme der dba werde das Ergebnis dabei nicht belasten, erklärte er. Durch die Einnahmen von mehr als 350 Millionen Euro aus dem Börsengang sei Air Berlin derzeit "sehr komfortabel ausgestattet".

An der Börse wurde die von vielen als lange überfällig bezeichnete Konsolidierung begrüßt. "Die beiden passen sehr gut zusammen", sagte NordLB-Analystin Martina Noß. Die Aktie der erst seit Mai börsennotierten Air Berlin schoss zeitweise um mehr als zehn Prozent in die Höhe und notierte gegen 13.00 Uhr bei 10,90 Euro. Das war ein Plus von 10,10 Prozent. Auch bei der Konkurrenz blieben Heulen und Zähneklappern angesichts der erstarkten Air Berlin aus: Neben der Lufthansa legte auch der irische Billigflieger Ryanair an der Börse zu. (tso/AFP)

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