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Die Hühner im Ruhrgebiet (Nordrhein-Westfalen) müssen nach der angeordneten Stallpflicht drinnen bleiben.

© Roland Weihrauch/dpa

Angst vor Ansteckung: Vogelgrippe breitet sich aus

Die Vogelgrippe breitet sich aus, mit einem schnellen Ende ist nicht zu rechnen. Hühner, Puten und Gänse bleiben im Stall, die Preise bleiben aber erstmal stabil.

65 000 Hühner leben auf dem Hof der Beelitzer Frischei GmbH, seit Freitag haben sie Hausarrest. Bedanken können sie sich bei H5N8. Das Virus verursacht die Vogelgrippe. Für Menschen ist es nicht gefährlich, für Geflügel ist es tödlich. Eingeschleppt durch Wildvögel hat der Erreger bereits zahlreiche Ställe in Deutschland befallen. Mehrere Zehntausend Hühner sind getötet worden, in fast allen Bundesländern herrscht inzwischen Stallpflicht – allerdings oft nur in einzelnen Regionen.

So auch in Brandenburg. Obwohl es dort bislang keinen Fall der Geflügelpest gibt, hat das brandenburgische Verbraucherschutzministerium Schutzmaßnahmen angeordnet. Für Beelitz und das Umland hat das Ministerium wegen der hohen Geflügeldichte angeordnet, dass das Geflügel im Stall bleiben muss. Sabine Kimmel, Geschäftsführerin der Hühnerfarm, sieht das ein: „Jetzt muss alles Mögliche getan werden, um das Virus fernzuhalten“, sagt sie. Neben der Stallpflicht herrscht auf dem Gelände der Beelitzer Frischei GmbH jetzt ein eingeschränktes Besuchsrecht, zudem wird noch mehr desinfiziert als ohnehin schon. „Im Moment ist es für uns noch kein Problem“, berichtet Kimmel. „Wir haben große Ställe mit Wintergärten, wir können etwa vier Wochen problemlos überstehen.“

Landwirtschaftsminister Schmidt spricht von bundesweiter Stallpflicht

Im Bundeslandwirtschaftsministerium nimmt man die Seuche jedoch sehr ernst. Minister Christian Schmidt (CSU) hat den Zentralen Krisenstab Tierseuchen einberufen, die Bund-Länder-Arbeitsgruppe spricht auch über eine bundesweite Stallpflicht. Schmidt ist in Sorge, weil die Vogelgrippe bereits 2014 und 2015 etliche Geflügelbetriebe in Europa befallen hatte. Hinzu kommt, dass das Friedrich-Loeffler-Institut nicht mit einem schnellen Ende der Epidemie rechnet. Der H5N8-Erreger sei vermutlich von Zugvögeln nach Europa getragen worden und der Vogelzug habe gerade erst begonnen, warnte FLI-Präsident Thomas Mettenleiter. In Kassel wurde vorsichtshalber die für dieses Wochenende geplante größte deutsche Vogelschau mit rund 1000 Züchtern und 14 000 Tieren abgesagt. Die Veranstaltung hätte im Risikogebiet der Fulda-Auen stattgefunden, teilte ein Sprecher des Regierungspräsidiums Kassel am Dienstag mit. Das Risiko einer Ansteckung von Tieren während dieser Veranstaltung mit dem Virus sowie einer Weiterverbreitung des Erregers über Deutschland sei zu groß, hieß es. Die Vogelschau hat seit 1953 bisher 64 Mal stattgefunden – nun fällt sie erstmals aus.

Kein Promibonus für die Gans der Kanzlerin

Und auch für Angela Merkels Weihnachtsgans gibt es keine Ausnahme: Die Pommern-Gans muss wegen der Vogelgrippe ihre letzten Wochen im Stall verbringen. Zusammen mit etwa 20 weiteren Tieren hat der vorpommersche Hobbygeflügelhalter Wolfhard Molkentin die Gans wegen der Geflügelpest nun von der Wiese geholt. Die Bundeskanzlerin bezieht seit Jahren zu Weihnachten eine Pommern-Gans vom Pensionär Molkentin, der sie normalerweise bis zur Schlachtung in Freilandhaltung großzieht. Schon 2014 gab es für Merkels Weihnachtsgans keinen Promibonus, als das Federvieh in Vorpommern wegen der Vogelgrippe in den Stall musste. Trotz der Vogelgrippe müssen Verbraucher nicht mit höheren Preisen für Geflügel rechnen. Die Preisentwicklung verlaufe momentan stabil, sagte ein Sprecher der Deutschen Geflügelwirtschaft dem Tagesspiegel. Auch die Biobranche gab Entwarnung. „Bei Puten- und Hähnchenfleisch gibt es keine Preisänderungen“, sagte der Geschäftsführer des Bundes ökologische Landwirtschaft (BÖLW), Peter Röhrig. Dasselbe gelte für Bio-Eier. Um die Tiere trotz der Vogelgrippe ins Freie zu lassen, sind die Bio-Landwirte erfinderisch. Viele Höfe haben überdachte Wintergärten, die die Bio-Tiere vor dem infektiösen Kot der Wildvögel schützen sollen. „Einige Landwirte bauen auch Zelte“, berichtet Röhrig. Problematisch ist dagegen die Haltung der Gänse, die naturgemäß im Grünen weiden. Auf Vorhersagen, ob diese zum Fest teurer werden, will sich Röhrig derzeit nicht einlassen.

Tipps für Verbraucher

Das Bundesagrarministerium gibt Entwarnung. Das Vogelgrippevirus H5N8 ist – nach jetzigem Kenntnisstand – für Menschen nicht gefährlich. Dennoch sollte man bestimmte Vorsichtsmaßnahmen beachten, empfiehlt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Eier und Fleisch sollten gekocht beziehungsweise gut durchgegart werden, auf Tiramisu oder andere Speisen mit rohen Eiern sollte man verzichten. Die Eier infizierter Tiere könnten nämlich das Virus in sich tragen. Das seien aber reine Vorsichtsmaßnahmen, betont die Behörde. Ob man sich tatsächlich über das Essen anstecken kann, ist ungeklärt.

(mit dpa)

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